Der Gebrauchthandel in Deutschland boomt: Nach einer Studie liegen vorne auf der Rangliste ­liegen Bücher (44 Prozent), gefolgt von Kleidung (40 Prozent). Foto: Fotolia/©

Bücher, Kleidung, Spielsachen – Dachböden und Keller sind voll mit Dingen, die man nicht mehr braucht. Wer diese weiterverkaufen möchte, sollte aber einiges beachten, warnen Verbraucherschützer.

Würzburg - Es können alte Bücher sein, auf denen sich mittlerweile der Staub sammelt. Vielleicht auch die Hose, die vor drei Jahren noch gepasst hat und jetzt aus unerfindlichen Gründen zu eng geworden ist. Oder die ungeliebte Perlenkette von der Schwiegermutter. Die Deutschen horten viele Sachen. Durchschnittlich liegen in deren Haushalten ungenutzte Gegenstände im Wert von 1040 Euro einfach so herum, fand das Meinungsforschungsinstitut Ipsos in einer Umfrage heraus. Ganz vorne auf der Rangliste liegen Bücher (44 Prozent), gefolgt von Kleidung (40 Prozent). Einen großen Posten machen mit 18 Prozent auch Kinder- und Babysachen aus. Aber auch alte Spiele, Filme und Möbel werden in Kellern gelagert.

Umgekehrt gibt es ein großes Potenzial, die gebrauchten Sachen zu Geld zu machen. Beschränkte sich der Handel mit Gebrauchtwaren früher auf kleine Flohmärkte und Trödelläden, ist er heute längst kein Nischenphänomen mehr. „Wir registrieren, dass das Interesse für den privaten Verkauf von Gebrauchtwaren in Deutschland unaufhaltsam wächst“, sagt Katharina Klausberger, Mitgründerin der Flohmarkt-App Shpock. Die Wiederverkaufsbranche boomt – und zwar vor allem dank des Aufkommens innovativer Online-Plattformen, die den Gebrauchthandel erleichtern.

Wer Ware aus zweiter Hand kauft, möchte günstig an Markenprodukte kommen

Die Anbieter verfolgen dabei zwei unterschiedliche Geschäftsmodelle: Entweder sie kaufen gebrauchte Dinge auf, bereiten sie auf und verkaufen sie teurer weiter. Oder sie bieten Marktplätze, auf denen die Nutzer selbst zum Händler werden können. Ersteres verfolgen vor allem Plattformen wie beispielsweise Momox, Rebuy und Wirkaufens. Hier können die Nutzer den Barcode von nicht benötigten Produkten einscannen und erhalten dann ein Kaufangebot vom Plattform-Betreiber. Wer einverstanden ist, schickt den Gegenstand ein und bekommt das Geld dafür überwiesen. Plattformen wie Ebay-Kleinanzeigen oder Shpock hingegen vermitteln lediglich das Geschäft zwischen Verkäufer und Käufer und kassieren dafür eine Provision.

Und die Angebote werden angenommen: So muss es der Ipsos-Umfrage zufolge für sechs von zehn Befragten nicht immer etwas Neues sein. Für jeden zweiten Deutschen (50 Prozent) bietet der Second-Hand-Handel die Möglichkeit, günstig an Markenprodukte zu kommen. Das gilt erst recht, wenn das Geld ohnehin knapp ist: 41 Prozent sehen in Secondhand-Shopping die Möglichkeit, sich trotz Geldmangels hochwertige Dinge leisten zu können. Zugleich lässt sich auf diese Weise Geld für andere Investitionen sparen, gaben 36 Prozent der Befragten an. „Ledertaschen von Michael Kors, neue Nike Air Max oder die Wayfarer-Sonnenbrille von Ray-Ban: Marken, die im Geschäft für viele unerschwinglich sind, werden auf dem Gebrauchtmarkt für eine breite Masse zugänglich“, erläutert Klausberger.

Verbraucherschützer warnen: Käufer wie Verkäufer sollten achtsam sein

Ein weiteres Argument ist die Nachhaltigkeit: Was gebraucht gekauft wird, muss schließlich nicht noch einmal produziert werden, bindet damit keine Ressourcen und vermeidet zusätzliche Umweltverschmutzung. Dieses Thema spielt vor allem für Personen aus höheren Bildungsschichten eine wichtige Rolle. Während laut Ipsos-Umfrage 50 Prozent der Akademiker in Deutschland den umweltschonenden Faktor an gebrauchten Waren schätzen, ist dieser Umstand nur für 26 Prozent der Personen mit Hauptschulabschluss relevant.

Gleichwohl sollten Käufer wie Verkäufer beim Handel mit gebrauchter Ware über Online-Marktplätze besonders achtsam sein, rät Katja Henschler von der Verbraucherzentrale Sachsen. Sie verweist auf einen aktuellen Fall aus Leipzig: Ein Mann wollte bei Ebay-Kleinanzeigen sein Notebook für 330 Euro verkaufen – doch eine Person aus England bot ihm 430 Euro dafür. Wenige Tage später teilte sie mit, dass das Geld auf sein Konto überwiesen sei. Parallel erreichte ihn die E-Mail einer Bank mit der Mitteilung, eine Transaktion über 430 Euro sei auf sein Konto avisiert. Der Betrag werde ihm dann gutgeschrieben, wenn das Paket angekommen sei. Dazu solle die Sendungsnummer einfach der Bank mitgeteilt werden.

„An der Geschichte war von Anfang bis Ende alles erlogen“, sagt Verbraucherschützerin Henschler. Das erstaunlich hochpreisige Kaufangebot sowie die gefälschte Mail der Bank dienten dazu, den Verkäufer hereinzulegen. Er sollte im guten Glauben das Notebook versenden, den Kaufpreis hätte er dafür nie gesehen. „Die Plattform Ebay-Kleinanzeigen ermöglicht Privatleuten einen reibungslosen und unaufwendigen Austausch von Waren und vermittelt damit eine Art Flohmarkt-Gefühl“, sagt sie. „Mit betrügerischen Angeboten rechnet dort kaum einer, so dass Betrüger hier ein besonders leichtes Spiel haben. “