Seine Musik wirft das Kopfkino an: Sebastian Studnitzky Foto: Veranstalter

Der Trompeter, Pianist und Komponist Sebastian Studnitzky hat mit seinem Quartett hat den Jazzclub Bix verzaubert.

Stuttgart - Wir haben übrigens ziemlich abgefeiert, dass Ihr so ein tolles Publikum seid“, sagt Sebastian Studnitzky am Samstagabend im Jazzclub Bix vor dem zweiten Teil seines Konzerts. „So unfassbar konzentriert und so zahlreich, das gibt’s nicht oft!“ Ein Zufall ist es freilich nicht, sondern das Ergebnis dessen, was der Wahlberliner musikalisch zu bieten hat, der einst in Stuttgart Jazz-Trompete studierte, sich als Pianist entwickelt hat und dann als Komponist für große und kleine Gefühlswetterlagen.

Studnitzkys harmonisch eingängige, eigentümlich bildhafte Stücke klingen oft nach Filmmusik und werfen schon nach wenigen Takten das Kopfkino an. Wenn er dann noch mit dunklem Ton und viel Atemluft die Trompete samtig jubilieren und klagen lässt, lodern die Flammen wohliger Unrast und die Seele bekommt Flügel – so viele Stimmungen und Emotionen transportieren die Töne.

Große Melodien erblühen

Kein Wunder also, dass das Publikum im gut gefüllten Bix andächtig lauscht und begeistert applaudiert beim Heimspiel. Es ist der Abschluss einer längeren Tournee Studnitzkys mit der Formation Ky, einem Quartett Gleichgesinnter, und der Titel des Albums von 2017 klingt wie ein Programm: „Organic“ heißt es, und die vier Musiker verschmelzen beim Konzert zum eng verzahnten Organismus.

Studnitzky spielt mal Flügel und mal Trompete, oft auch beides gleichzeitig. Auch an den Tasten versinkt er mitunter ganz sich, lässt im sanften Perlen und im wilden Jagen der Töne große Melodien erblühen. Immer wieder dämpft er auch mit der Hand die Saiten des Flügels und nutzt dessen perkussive Möglichkeiten.

Der einfühlsame Laurenz Karsten an der Konzertgitarre pflegt einen blitzsauberen Ton. Mit klug platzierten Arpeggios fügt er der Musik eine ganz eigene Dimension hinzu. Immer wieder setzt er Effekte ein, hier ein Echo, dort einen betörenden Feengesang aus dem Tongenerator. Ideenreich und mit einem ausgeprägten Sinn für einnehmende Grooves sorgen Paul Kleber am Kontrabass und Tim Sarhan am Schlagzeug für ein lebendiges rhythmisches Fundament. Viel Dynamik schöpft Band daraus, dass einzelne immer wieder aussetzen und sich so neue Klangbilder ergeben.

Fast zwei Stunden lang schwelgt das Publikum im harmonischen Überfluss dieser vier Musiker, die allesamt auch großartigen Geschichtenerzähler sind.