Scott Matthew ist in Schorndorf in der Manufaktur aufgetreten. Foto: Veranstalter

Songs über gebrochene Herzen zu schreiben sei wie eine Teufelsaustreibung, sagt der australische Songwriter Scott Matthew. Am Samstag ist er mit seinen herzzerreißenden Songs in der Schorndorfer Manufaktur aufgetreten.

Schorndorf - Ganz so voll wie beim ausverkauften Auftritt der US-Band Yo La Tengo am Donnerstagabend geht es am Freitag beim ebenfalls in New York lebenden Australier Scott Matthew nicht zu, dafür umso behaglicher. Die Schorndorfer Manufaktur ist bestuhlt, und dass man hier jüngst in ein digitales Mischpult und eine verbesserte Verstärkung investiert hat: das zahlt sich hörbar aus. Luzide, filigran nuanciert und intensiv leuchtend steht der Klang im Raum.

Wunderbare Kammermusik eines ungewöhnlichen Quartetts

Das ist natürlich auch Scott Matthew und seiner Band zu verdanken. Auf der Bühne wird der Songwriter unterstützt von seinem Produzenten und Arrangeur Jürgen Stark (der hier ein Quasi-Heimspiel hat, weil er aus Winnenden stammt), der zumeist eine gänzlich unverzerrte E-Gitarre spielt, einen Pianisten und einen Cellisten. Zum Einsatz kommen aber auch Melodica und Ukulelen, in der Summe bringt die ungewöhnliche Quartettbesetzung eine wunderbar kammermusikalische, auch dynamisch glänzend in den Klangfarben schattierte Harmonik zustande.

Auch Culture Club und Whitney Houston finden sich im Repertoire

Der sehr leutselige Matthew, zuletzt – wie er sich erinnert – „vor genau zehn Jahren und vier Tagen“ in der Manufaktur zu Gast, erläutert vor jedem Song seine Motive und Intentionen, auch das ist sehr angenehm. Wunderbar samten, sonor und herzzerreißend singt er seine Songwriterpreziosen, sein schönes neues Album „Ode to Others“ stellt er ebenso vor wie er seiner Liebe zu Coverversionen frönt. „Do you really want to hurt me?“ von Culture Club und Matthews aktuellem Album klingt auch live so, als sei es eigentlich nur für Matthew und seine Instrumentierung geschrieben worden, nur Whitney Houstons „I wanna dance with somebody“ als letztes Lied vor den Zugaben fällt etwas ab und auch dramaturgisch aus dem Rahmen.

Ins Dramatische gewendete Melancholie

Aber allenfalls das und die etwas kurze Spielzeit von gerade einmal achtzig Minuten könnte man ihm ankreiden. Zuhören hätte man dem Mann auf dem Barhocker an Akustikgitarre und Ukulele nämlich noch lange wollen. Seinen bildhübschen neuen Songs, seinem Repertoire aus nun schon sieben erstaunlichen Alben, seiner dezent ins Dramatische gewendeten Melancholie und seinen Liebesliedern im Moritatenformat.

Ihm gefalle es auf der dunklen Seite des Lebens, und Songs über gebrochene Herzen zu schreiben sei „wie den Teufel auszutreiben“, sagt Matthew dazu auf der Bühne. Wenn Exorzismen so einnehmend wortmächtig und künstlerisch ausdrucksstark klingen wie bei Scott Matthew an diesem Pfingstfreitag: dann fallen wir noch lange nicht vom Glauben an gute Musik ab.