„Wissenschaft kann auch mitten in der Stadt und nicht nur an den Hochschulen stattfinden“, sagt Tim Vogt, der durch den Abend führt und Mitveranstalter ist. Foto: Ina Schäfer

Wenn Mathematiker das Leben erklären, befindet man sich bei einem Science Slam – diesmal im Club Schräglage. Dort treten Nachwuchswissenschaftler auf der Bühne gegeneinander an.

S-Mitte - Bevor an diesem Donnerstagabend die Musik aufgedreht wird, steht ein ungewöhnliches Programm auf dem Plan in der Schräglage: der erste Science Slam. Dieser funktioniert ähnlich wie ein Poetry Slam, allerdings treten dort keine Poeten, sondern Nachwuchswissenschaftler auf der Bühne gegeneinander an. Zehn Minuten hat jeder Zeit, in der er versuchen muss, dem Publikum seine Forschung näher zu bringen. Obwohl draußen immer noch die Sonne vom Himmel knallt, ist der Club im Keller gut besucht. Schließlich soll es an diesem Abend nicht um trockene Theorie, sondern um Unterhaltung gehen - die Forschung muss so vorgetragen werden, dass auch fachfremde Zuschauer einigermaßen verstehen, worum es geht. „Wissenschaft, aber nicht nur für Fachmänner“, sagt Tim Vogt, der Moderator und Mitveranstalter des Abends.

„Nur der Mathematiker beschäftigt sich mit dem wahren Leben“

Und tatsächlich, vor allem zwei der vier Vorträge begeistern das Publikum. Zum einen Robert Idel, der mit einer überraschenden Neuigkeit beginnt: Biologen beschäftigen sich mit Tieren, sagt er. Chemiker, die machten irgendetwas mit Wasser. „Nur der Mathematiker beschäftigt sich mit dem wahren Leben, damit etwas in der Welt passiert“, sagt Idel. Mathematik, das sei die Wissenschaft des Lebens. An diesem Abend stellt er seine „Lebenstheorie – Theory of Life“ vor. In den zehn Minuten in der Schräglage bleibt ihm nur Zeit für das erste Kapitel: die Einführung in die Sex-Theorie. „Dafür benötigt man Spieler eins und Spieler zwei“, sagt Idel. Daraufhin spricht er von Nutzen U, von Talent und Anstrengung („je mehr, desto schlechter“) und von erwartetem Nutzen t1 und t2. „Wenn der erwartete Nutzen kleiner als Null ist, dann kommt es wahrscheinlich nicht zum Geschlechtsakt“, sagt er. Er gibt aber auch Tipps für den Alltag. Wenn die Freundin von ihm verlange, den Müll runter zu bringen, antwortet er: „Moment Schatz, ich rechne das kurz durch.“ Die Rechnung sieht so aus: Auf der Couch liegen, ergebe einen Nutzen von plus zwanzig, Müll runter bringen hingegen einen Nutzen von minus 25. Der folgende Ärger allerdings einen Nutzen von minus fünfzig, deshalb würde er der Bitte besser nach kommen. Kämen allerdings Opportunitätskosten hinzu, wie ein kühles Bier: „Dann muss ich noch mal nachrechen“, sagt Idel.

Wie aus unglücklichen Singles glückliche Paare gemacht werden

Der nächste Nachwuchsforscher und Gewinner des Slams bewegt sich mit seinem Vortrag auf ähnlichen Gefilden. „Das Hochzeitsproblem“ heißt sein Beitrag und beschäftigt sich mit der Frage, wie aus unglücklichen Singles glückliche Paare gemacht werden können. Hierfür haben die Wissenschaftler David Gale und Lloyd Shapley einen Algorithmus entwickelt, den Staple-Marriage-Algorithmus, nach dem jede Person seinen bestmöglichen Partner findet. Errechnet wird dieser – ganz romantisch – aus Präferenzlisten und einer Ähnlichkeitsmatrix.

Der Science Slam in der Schräglage wird von Luups organisiert. Der Verlag aus Dortmund bringt Gutscheinbücher unter anderem für Stuttgart heraus, organisiert aber auch Veranstaltungen und kümmert sich um die Förderung lokaler Künstlerinnen und Künstlern. Der Slam soll in Zukunft regelmäßig stattfindet.

Weitere Infos: science-slam.net