Gelungener Mix aus Wissenschaft und Unterhaltung: Science-Slam am Donnerstag in Stuttgart.
Stuttgart - Der Titel klingt eher kompliziert: Science-Slam. Dahinter verbirgt sich aber der Versuch, komplizierte Dinge eher einfach zu erklären: Wissenschaftler treten dabei im Wettstreit vor Publikum auf. Am Donnerstag wieder in Stuttgart.
Nervöses Stühlerücken im Saal. Hier und da räuspert sich jemand, langsam verstummen die letzten Gespräche. Gespannt richtet das Publikum seinen Blick auf den ersten Redner des Abends. Rakesh Kasturi tritt ruhig vor die Projektionsleinwand und beginnt zu sprechen. "Heute möchte ich mit euch über die perfekten Fritten sprechen." Das Publikum lacht. Was auf den ersten Blick banal klingt, ist pure Wissenschaft. In seinem Vortrag über kulinarische Physik spricht Rakesh, der eigentlich Computational Science and Engineering in München studiert hat, über Molekülgeschwindigkeit beim Kochen. Er erklärt, was in den Zellwänden der Pommes beim Frittieren passieren muss, damit sie schön knusprig werden. Und bei welcher Temperatur die Spaghetti al dente gekocht sind.
Beim ersten und zweiten Stuttgarter Science-Slam im Februar 2011 war Rakesh Kasturi einer von zehn Kandidaten. Auch beim Slam in Ulm nahm er bereits teil.
Das neuartige Konzept der Veranstaltung ähnelt dem Poetry-Slam, einem Wettbewerb im Vortragen von selbst verfassten Texten: Der Science-Slam ist ein Wissenschaftswettstreit, bei dem die Teilnehmer jeweils zehn Minuten Zeit haben, um ein komplexes Thema einem Laienpublikum verständlich zu präsentieren. Die Zuschauer bestimmen am Schluss den Gewinner, der das sogenannte Stuttgarter Sternle mit nach Hause nehmen darf. Zusätzlich winken Sachpreise und ideelle Förderung durch die Sponsoren der Veranstaltung.
"Jeder mit einem laufenden Forschungsprojekt oder einer Abschlussarbeit kann teilnehmen", sagt Michael Klenk, Veranstalter und Organisator der ersten beiden Slams in Stuttgart. "Wichtig sind die Begeisterung für das eigene Thema und die Lust, es rüberzubringen", fügt der 21-jährige Student der Betriebswirtschaftslehre hinzu.
Hinter dem Projekt steckt der Wunsch, die Wissenschaft aus ihrer staubigen Ecke herauszuholen. Fachfremden soll der Sinn der Forschung aufgezeigt werden, damit sie auch vor einem breiten Publikum mehr Anerkennung gewinnt. Maßgeblich für die Beurteilung ist dabei die Verständlichkeit und nicht der wissenschaftliche Anspruch. Gerade weil die Menschen heutzutage oft überfordert sind mit der Fülle an Informationen, muss man sie für einen Inhalt begeistern und ihn attraktiv präsentieren.
Dabei ist jede Form von Präsentation denkbar. "Wir hatten hier schon einen Versuchsaufbau einer Magnetschwebebahn und Computersimulationen, genauso wie den Klassiker Power Point", sagt Michael Klenk. Rakesh benutzt die neue Software Prezi für seinen kulinarischen Physik-Vortrag. Prezi ist ein Programm, mit dem man seine Ideen auf dem Bildschirm verteilt, zusammen mit animierten Bildern und YouTube-Videos. "Es ist spannender als Power Point, weil man frei von einer Idee zur nächsten zoomen kann", sagt er begeistert.
Zum nächsten Science-Slam in Stuttgart, der diesen Monat in den Räumlichkeiten des Akademischen Vereins Hütte stattfindet, möchte er auch kommen: "Für mich ist der Science-Slam die perfekte Mischung aus Wissenschaft und Entertainment. So kann ich mich ganz einfach über die frische Forschung aus den Unis informieren."
Besucher des dritten Science-Slams können sich unter anderem freuen über Vorträge zum Thema menschliches Nervensystem oder Computer-Hacking. Im Internet gibt es noch Links zum deutschlandweiten Science-Slam-Netzwerk sowie Infos zum nächsten Wettbewerb in Stuttgart am Donnerstag, 28. Juli, 20 Uhr.