Renate Banse ist 70 Jahre alt und noch immer am liebsten im Wasser. Foto: Schwieder

In 40 Jahren haben mehr als 2500 Mädchen und Jungen bei Renate Banse das Schwimmen gelernt. Seit der Eröffnung des Vaihinger Hallenbades 1973 war sie als Hilfskraft dabei.

Vaihingen - Sommerliche Temperaturen, in den Freibädern ist der Teufel los. Im kleinen Becken des Vaihinger Hallenbad dagegen geht es trotz der hallenden Akustik eher ruhig zu: Die Schwimmlehrerin Renate Banse hat eine Gruppe von Mädchen und Jungen um sich versammelt und leitet sie an, die bunten „Nudeln“ und die blauen Schwimmbretter richtig zu benutzen. Die Gruppe ist nicht gerade klein – und doch herrscht bei aller Fröhlichkeit eine gewisse Ordnung. „Ich bin sehr streng“, sagt Renate Banse über sich selbst. „Mir darf niemand auf der Nase herumtanzen.“ Dennoch ist spürbar, dass ihre Schützlinge gern zu ihr kommen und dass die begleitenden Mütter volles Vertrauen zu der mittlerweile 70-Jährigen haben.

Einer der Söhne wurde erfolgreicher Leistungsschwimmer

Angefangen hat alles 1973, in dem Jahr, in dem das Hallenbad gebaut und die Schwimmabteilung des Sportvereins Vaihingen ins Leben gerufen wurde. Renate Banse, von der Ausbildung her eigentlich Chemielaborantin und zu der Zeit hauptamtlich Mutter, war von Anfang an als Hilfskraft dabei. Von ihren beiden Söhnen, heute in den 40ern, wurde einer ein erfolgreicher Leistungsschwimmer. „Einmal deutscher Meister in 100 Meter Brust, in 200 Meter Brust und in 200 Meter Lagen“, zählt sie stolz auf.

Sie selbst hat als kleines Mädchen ebenfalls im Schwimmverein ihre Trainingsrunden gedreht. Als Erwachsene entdeckte sie dann das pädagogische Talent in sich, und nachdem sie in der Sportschule von Tailfingen die erforderlichen Lizenzen erworben hatte, unterrichtete sie von 1978 an in zwei Vereinen: im SV Vaihingen und im Schwimmverein ihres Sohnes in Bad Cannstatt.

2500 Kinder haben bei ihr das Schwimmen gelernt

Auf Drängen der Vereinskollegen nahm sie auch 20 Jahre an Seniorenmeisterschaften teil. „Das hat mir viel Spaß gemacht. Man war wie eine große Familie, und Leistungssport ist so eine schöne Erfahrung.“

Als Sternstunde aber bezeichnet sie den Tag, an dem sie vom Kur- und Bäderamt der Stadt gefragt wurde, ob sie fest angestellt Schwimmkurse für Fünf- bis Siebenjährige geben wolle. Dies hat sie – mit einer krankheitsbedingten Pause – bis heute getan, und ihrer Schätzung nach haben insgesamt mehr als 2500 Kinder bei ihr das Schwimmen gelernt. Natürlich freut sie sich, wenn darunter Talente sind, die dem Schwimmsport weiter treu bleiben, doch ihr vorrangiges Ziel heißt: „Bei mir soll jedes Kind schwimmen können.“

Ein bisschen amüsiert sie sich dabei über die ehrgeizigen Eltern, die immer nach dem Seepferdchen fragen. „Das ist eigentlich nicht so wichtig. 25 Meter sind auch brutal lang“, sagt sie. „Entscheidend ist, dass die Kinder ruhig und sicher schwimmen, und sie sollten es gelernt haben, bevor sie in die Schule kommen.“

„Das ist doch so ein schönes Gefühl, Schwimmen zu können“

Der Kontakt zu den Eltern ist ihr dabei wichtig, doch in all den Jahren ist ihr auch aufgefallen, dass es den Kindern der jetzigen Generation schwerer fällt, schwimmen zu lernen. Das liegt vor allem an der mangelnden Koordination: entweder die Beine arbeiten richtig – oder die Arme, beides fällt schwer.

Und woran liegt das? „Ein Grund ist sicher auch, dass heutzutage oft beide Eltern berufstätig sind“, sagt Renate Banse. „Die haben keine Zeit für ihren Nachwuchs. Es gibt Kinder, die kommen zum Kurs und waren vorher noch nie im Wasser.“

Neuerdings hat Renate Banse den Kreis ihrer Schützlinge noch erweitert: Durch Zufall wurde sie im Bad auf eine Gruppe von Jugendlichen mit körperlicher oder geistiger Behinderung aufmerksam, die im Becken planschten. Das weckte ihren Ehrgeiz, und durch geduldiges Training, das sie ehrenamtlich anbietet, hat sie erreicht, dass heute alle schwimmen können. Auch um die Schülerinnen und Schüler einer Einrichtung für lernbehinderte Kinder kümmert sie sich regelmäßig. „Das ist doch so ein schönes Gefühl, schwimmen zu können.“ Renate Banse ist der Ansicht, dass man dieses Erfolgserlebnis niemandem vorenthalten darf.