Der Badespaß im Freien ist in den meisten Städten vorbei. Jetzt tummeln sich die Schwimmer wieder in den Hallenbädern. Foto: dpa

Viele Bäder im Rems-Murr-Kreis haben bereits ihre Wassertemperaturen etwas gesenkt. Die Betreiber reagieren auf die steigenden Energiekosten. Was erwartet die Schwimmfans sonst noch?

Der Sommer war gefühlt endlos, vor allem heiß und trocken. Was Freibadfans freute, war eine Belastung für die Natur. Die Ferien sind nun vorbei, die meisten Freibäder haben geschlossen. Wie geht es für Schwimmfans weiter? Angesichts galoppierender Energiekosten ist bei manchen die Sorge groß, dass Hallenbäder und Saunen in diesem Herbst und Winter geschlossen werden müssen oder ihr Angebot eingrenzen. Welche Pläne gibt es im Kreis?

 

Viele Badbetreiber haben die Temperatur gesenkt

„Wir haben einen umfangreichen Maßnahmenplan erarbeitet, dieser geht von der Senkung der Wasser- und Lufttemperatur über Schließungen von einzelnen Becken oder Saunen bis hin zu Mitteln, die die Besucher umsetzen können wie kürzere Duschzeiten“, sagt Schorndorfs Bäderbetriebsleiter Jörg Bay. „Die Absenkung der Beckenwasser- und Raumlufttemperaturen in den Hallenbädern sowie die Schließung des Ganzjahresaußenbeckens im Hallenbad Waiblingen zu Beginn des zweiten Quartals 2022 wird beibehalten. Weitere Maßnahmen halten wir bei Betrachtung der Preisentwicklung und Ressourcenknappheit für sehr wahrscheinlich. Diese werden sich im Verlauf des dritten und vierten Quartals abzeichnen“, sagt Lars Thies von den Bäderbetrieben der Stadtwerke Waiblingen.

Wie wird das Hallenbad beheizt?

Gas ist im Schorndorfer Bad der Hauptenergieträger, zwei Blockheizkraftwerke erzeugen damit Wärme und Strom. Die Hallenbäder in Waiblingen werden auch hauptsächlich mit Gas beheizt. Das F3-Bad wird durch die Stadtwerke Fellbach mit Fernwärme versorgt. Der größte Teil der Wärme werde über ein Blockheizkraftwerk mit dem Primärenergieträger Biomethan erzeugt. „Durch die Kombination verschiedener Brennstoffe in der Heizzentrale ist die Versorgung somit nicht ausschließlich von den Entwicklungen am Gasmarkt abhängig“, sagt F3-Geschäftsführer Kai Steuernagel. Auch das Hallenbad in Backnang wird über ein Blockheizkraftwerk der Stadtwerke mit Biomethan beheizt. Das Beckenwasser im Wunnebad kann mittels eines BHKWs auf Erdgasbasis oder Fernwärme beheizt werden. Letztere biete den Vorteil, dass hier teils Deponiegas und Biomethan eingesetzt werden könne.

Werden oder wurden die Wassertemperaturen gesenkt – wenn ja, um wie viel Grad?

Die Außenbecken wurden in Schorndorf von 32 auf 28 Grad gesenkt, alle anderen Becken jeweils um ein Grad. Die Lufttemperatur wurde um ein Grad gesenkt. Das Duschwasser wurde auf 32 Grad gesenkt, sagt Bäderbetriebsleiter Bay. Auch in Waiblingen wurden Temperaturen reduziert. Die Beckenwassertemperaturen wurden im April um zwei Grad verringert. „In Sportbecken halten wir eine Temperatur von 26 Grad, in Lehrschwimmbecken 29 bis 30 Grad. Weitere Maßnahmen könnten im Winter zum Tragen kommen“, so Lars Thies. „Bereits am 2. Mai wurden im F3-Bad die Temperaturen in allen Becken zwischen ein und drei Grad abgesenkt und die Heizung im Freibad ausgeschaltet. Ausgenommen sind die Whirlpools“, berichtet Kai Steuernagel. Im Sommer wurde die Temperatur des Sportbeckens im Wonnemar in Backnang bereits um zwei Grad, die des Erlebnisbeckens um ein Grad reduziert. Die Wassertemperaturen in den Becken im Winnender Wunnebad wurden zu Saisonbeginn auf 23 Grad eingestellt und so gehalten, teilt das Presseamt mit. Durch den heißen Sommer sei sehr wenig Energie benötigt worden, um die Temperaturen zu halten. Das Hallenbecken wurde früh geschlossen, um Energie einzusparen; dessen Wasser sei zum Wässern der Bäume im Freibad genutzt worden.

Ist geplant, Außenbecken zu schließen?

„Wir ziehen alle Möglichkeiten in Betracht, aktuell ist das Außenbecken weiterhin geöffnet“, sagt Jörg Bay. Im F3-Bad gibt es zwei Sole-Außenbecken, die zusammen mit dem Sole-Innenbecken über einen Wasseraufbereitungskreis verbunden sind. „Technisch können die Sole-Becken nur gemeinsam betrieben oder gemeinsam abgeschaltet werden. Dies ist derzeit nicht vorgesehen“, sagt der Geschäftsführer des F3-Bades. „Das Außenbecken bleibt vorerst mit einer Wassertemperatur von 23 Grad in Betrieb. Wegen der weiterhin angespannten Lage beobachten wir die Energiemärkte täglich, um im Zweifelsfall auch schnell reagieren zu können“, teilt das städtische Presseamt zu der Situation im Wunnebad Winnenden mit. „Da die Stadt Backnang nicht der Betreiber der Murrbäder Backnang Wonnemar ist, befindet sich die Stadt in regelmäßigem Austausch mit der Interspa Betreibergesellschaft“, teilt das städtische Presseamt mit. Bislang seien außer einer Temperaturabsenkung im Sommer noch keine weiteren Maßnahmen beschlossen worden. Derzeit werde aber „intensiv beraten“, wie sinnvoll die Schließung des Sole-Außenbeckens oder der Saunen oder die Verringerung der Öffnungszeiten sei. Ziel sei es aber, den Schwimmbetrieb für die Allgemeinheit auch im Winter offenzuhalten.„Sollte man sich auf weitere Einschränkungen verständigen müssen, hat für die Stadt Backnang die Sicherstellung des schulischen Schwimmunterrichts und des Vereinssports oberste Priorität“, so der städtische Pressesprecher.

Werden einzelne Saunen geschlossen?

Die Innensauna wurde im Schorndorfer Oskar-Frech-Seebad bereits außer Betrieb genommen, die Ziegelsauna wird aktuell erst von 14 Uhr an geöffnet, hießt es. Die Sauna im Winnender Bad, das derzeit umfangreich modernisiert wird, wird voraussichtlich erst im Herbst 2024 wieder eröffnen. Zu den Saunen im F3-Bad in Fellbach sagt Geschäftsführer Steuernagel: „Im Innenbereich wurde jüngst eine Trockensauna außer Betrieb genommen. Weitere Einschränkungen sind derzeit nicht geplant.“

Wie steht es um das Schulschwimmen?

Das Schulschwimmen für die Fellbacher Schulen ist am 12. September wieder angelaufen, Einschränkungen seien hier nicht vorgesehen, so Steuernagel. „Sollte der allgemeine Badebetrieb wegen staatlicher Vorgaben eingeschränkt werden müssen, würden wir dennoch versuchen, für das Schulschwimmen zumindest ein Grundangebot zu sichern“, betont er. „Der Unterricht der Kinder hat für uns höchste Priorität“, sagt auch Lars Thies von den Bäderbetrieben der Stadtwerke Waiblingen. Das Schulschwimmen finde nach wie vor wie gewohnt statt.

Erhöhung der Eintritte ist wahrscheinlich

„Die Kosten haben sich verdreifacht, das macht uns natürlich zu schaffen“, sagt Jörg Bay. Die Überlegungen zu möglichen Preismaßnahmen seien noch nicht abgeschlossen. „Momentan nicht, eine Steigerung in naher Zukunft ist jedoch sehr wahrscheinlich“, so Lars Thies. „Die Kostensteigerungen im Energiebereich treffen die gesamte Bäderbranche mehr als hart. Eine Anpassung der Eintrittspreise für Bäder dürfte daher bundesweit erfolgen. Das F3-Bad wird hiervon vermutlich nicht ausgenommen sein. Die entsprechenden Entscheidungen treffen aber zu gegebener Zeit die dafür zuständigen Gremien. Im Falle des F3-Bades der Aufsichtsrat der Städtischen Holding Fellbach“, sagt der F3-Geschäftsführer.

Was würde es fürs Personal bedeuten, wenn Bäder nur eingeschränkt offen haben?

„Auch das haben wir in der Coronakrise schon erlebt. Viele Mitarbeiter würden in Kurzarbeit gehen, und ein kleiner Teil der Beschäftigten würde weiterhin für die Unterhaltung der Anlagen sorgen“, sagt Jörg Bay.