Kann das Freibad in Strümpfelbach gerettet werden? Foto: Gottfried Stoppel

Können die Bäder in Beutelsbach und Strümpfelbach erhalten werden? Viele Ehrenamtliche haben sich deswegen zusammengetan. Jetzt muss der Gemeinderat entscheiden.

„Wir sind familienfreundlich, regional verwurzelt, in der Gemeinde verankert, ein Ort der Begegnung, erhalten eine Oase im Ort, modernisieren nachhaltig, aktivieren das Ehrenamt, fördern bürgerliches Engagement, sind eine generationsübergreifende Gemeinschaft, stärken die Attraktivität der Stadt, geben Planungssicherheit und entlasten die Stadt“, fasste Julia Zeh die Vorzüge und Leistungen des Vereins s’Freibädle Beutelsbach zusammen im Falle einer Übernahme des örtlichen Freibads. Zeh ist die Vorsitzende des Vereins, der mittlerweile mehr als 500 Mitglieder zählt. Zudem weiß Zeh neben dem Vorstandsteam rund 20 Expertiseträger hinter sich für verschiedene Fachbereiche von Finanzen über Rechts- und Vertragswesen bis hin zu Technik und den Servicebereichen.

 

Gemeinsam haben sie ein Konzept für die Übernahme des Freibads Beutelsbach ausgearbeitet, das Zeh dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung vorstellte. Neben diverser Investitionen von 223 000 Euro in den kommenden fünf Jahren, etwa in die Installation einer Photovoltaikanlage, eine Beheizung des Planschbeckens, einer Generalüberholung der Pumpen im Hauptbecken und den Einbau eines Poollifts enthält es vor allem eine umfangreiche Finanzplanung. Dabei setzt der Verein einerseits darauf, die Einnahmen steigern zu können durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsoring.

Beutelsbach: Es sind noch Fragen offen

Andererseits geht man davon aus, die Kosten deutlich reduzieren zu können, indem viele Aufgaben von Ehrenamtlichen übernommen werden. Selbst die Fachkraft für den Bäderbetrieb soll im Ehrenamt tätig sein. Als einzige Festanstellte sind zwei Rettungsschwimmer vorgesehen, die von zwei Minijobbern unterstützt werden. So rechnet man damit inklusive des jährlichen Zuschusses der Stadt von 129 000 Euro in den nächsten drei Jahren Überdeckungen erwirtschaften zu können, die 2029 wiederum eine größere Investition in die Beckensanierung ermöglichen sollen.

 

Hauptkritikpunkte der Stadt

„Was spricht jetzt noch dagegen, dem Verein das Freibad zu überlassen?“, fragte Zeh rhetorisch, woraufhin johlender Applaus unter den zahlreich in der Endersbacher Jahnhalle versammelten Sitzungsbesuchern aufbrandete. Ganz so überzeugt war die Verwaltungsriege indes noch nicht. „Es ist noch nicht abschließend klar, ob der Personaleinsatz den Vorschriften entspricht“, sagte der Hauptamtsleiter Jan Beck. Der Kritikpunkt: die vorgesehene Bäderleitung im Ehrenamt, bei der für die Stadtverwaltung einige Fragen noch ungeklärt sind. „In welchem zeitlichen Umfang sind die Bäderleitung und ihr Stellvertreter eingeplant? Sind sie während der Öffnungszeiten anwesend und in welchem Umgang? Gibt es eine Rufbereitschaft, zum Beispiel im Falle technischer Problem? Welche Personen übernehmen die Beaufsichtigung des Betriebs, wenn die Bäderleitung und ihre Stellvertreter nicht anwesend sind?“ Bis zur nächsten Sitzung am 23. Oktober, wenn der Gemeinderat über die Überlassung des Freibads entscheidet muss Zeh Antworten liefern.

Wie geht es in Strümpfelbach weiter?

Dann wird der Gemeinderat auch über die Zukunft des Freibads Strümpfelbach bestimmen. Für seinen Weiterbetrieb hat sich im Sommer ebenfalls ein Verein gegründet. Innerhalb von nur drei Monaten kamen knapp 700 Mitglieder zusammen. „Und wir haben das große Glück, besondere berufliche Kenntnisse zu haben“, sagte der Vorsitzende des Freibadvereins Strümfelbach, Thorsten Zebisch. Dem Rechtsanwalt steht ein siebenköpfiges Vorstands- und Kommunikationsteam zur Seite, das und unter anderem mit Technikern, Ingenieuren, Kaufleuten und Content Creator besetzt ist.

„Die Kernaufgabe des Vereins ist die Erhaltung des Freibads, und die wollen wir mit Leben füllen, durch Gemeinschaft, durch Angebote“, sagte Zebisch. „Es wird viel zu wenig Wert auf die Schwimmausbildung von Kindern gelegt. Dem wollen wir Rechnung tragen, indem wir Schulen und Kindergärten das Freibad kostenlos zur Verfügung stellen.“

Dafür hat man sich handfeste Ziele gesteckt: den Neubau eines beheizbaren Kinderbeckens mit Spielelement, eine vollständige Sanierung der Technik, des Hauptbeckens und des Gebäudes sowie eine attraktivere Gestaltung des Bistrobereiches. Für ihre Realisierung hat man in Zusammenarbeit mit einer Fachfirma und einen staatlich bestellten und vereidigten Sachverständigen ein Technikkonzept mit detaillierten Sanierungsplan für die kommenden zehn Jahre erstellt. Dem zugrunde wiederum liegt ein Wirtschaftskonzept, das neben einem jährlichen städtischen Zuschuss zahlreiche weitere Einnahmequellen ausweist wie Mitgliedsbeiträge, Spenden, Sponsoren, Benutzergebühren, Veranstaltungen und Fördergelder – mehr als 20 Sponsoren seien für vertraglich eingebunden für drei Jahre.

Wann entscheidet der Gemeinderat?

Wesentlicher Unterschied zum Beutelsbacher Konzept: Für die Betriebsleitung soll ein geprüfter Meister für Bäderbetriebe als Vollzeitkraft eingestellt werden, der von einer Teilzeitkraft unterstützt wird, während Vereinsmitglieder mit Rettungsschwimmer-Abzeichen die Schwimmaufsicht mit übernehmen. Für technische Belange haben lokale Firmen ihre Unterstützung zugesagt zusätzlich zum Know-how von Mitgliedern und der Kiosk soll verpachtet werden.

„Am 23. Oktober ist dann der nächste Schritt. Da bekommen wir den Zuschlag“, gab Zebisch sich zuversichtlich, dass das Freibad Strümpfelbach in die nächste Saison unter Vereinsregie starten kann.