Die Eintrittspreise in den drei städtischen Schwimmbädern steigen zum Jahreswechsel um 15 Prozent. Auch für Vereine und Schulen gelten höhere Beckenmieten. Die Stadtverwaltung verweist auf das Defizit der Einrichtungen. Doch im Gemeinderat gibt es auch kritische Stimmen.
Esslingen - Schwimmen, planschen und im Wasser entspannen werden teurer. Die Esslinger Bäder erhöhen ihre Eintrittspreise zum Jahreswechsel um 15 Prozent. Die Beckenmieten für Vereine und die Schulpauschalen werden zum 1. Januar ebenfalls angehoben. Die Tarifänderung beschloss der Esslinger Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Weihnachtspause. Begründet wird der Schritt mit den hohen Ausgaben, dem steigenden Defizit, der Sanierung des Merkel’schen Bades und einer generellen Kostenunterdeckung.
Zu hohe Kosten
Die Schwimm- und Freibäder sind nach Darstellung der Stadtverwaltung in ein unruhiges Fahrwasser geraten. In der Vorlage zu der Gemeinderatssitzung rechnete die Verwaltung vor, dass die Einrichtungen nicht kostendeckend betrieben werden könnten. Das Ergebnis für 2019 wird mit einem Minus von 2,39 Millionen Euro angegeben. Für 2022 wird sogar ein Defizit von 2,84 Millionen Euro vorhergesagt.
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Das Minus muss von der Stadt getragen werden. Durch die Erhöhung der Eintrittspreise könnten im kommenden Jahr aber Mehreinnahmen von etwa 300 000 Euro erzielt werden. Unter Berücksichtigung der Sanierungsarbeiten im Merkel’schen Schwimmbad würden im Jahr 2023 Mehreinnahmen von 160 000 Euro in die Kassen gespült. Für 2024 wird der Betrag mit 80 000 Euro angegeben: „Ab dem Jahr 2025 dürfte wieder von jährlichen Mehrerlösen von rund 300 000 Euro ausgegangen werden“, heißt es in der Sitzungsvorlage für die Stadträte.
Letzte Erhöhung 2016
Zur Begründung der Tariferhöhung werden zudem die Preise in Einrichtungen in den Nachbargemeinden herangezogen. Ein Vergleich zeige, dass eine Tariferhöhung unter Berücksichtigung des Wettbewerbs vertretbar sei. Finanzbürgermeister Ingo Rust betonte als Sitzungsleiter, als Orientierungshilfe hätten nicht nur die Preise im Umland, sondern auch die Lohn- und Gehaltssteigerungen vergangener Jahre gedient. In der Sitzungsvorlage wird auf die Preisstabilität der letzten Jahre hingewiesen. Der Eintritt in die Esslinger Bäder sei zuletzt „im Rahmen der Änderung der Tarifstruktur mit Beschluss des Aufsichtsrates vom 15. November 2016 angepasst“ worden. Die Beckenmieten für Vereine und die Schulpauschale seien zu Jahresbeginn 2014 festgezurrt worden.
Weiterhin Zuschussbetriebe
Der Gemeinderat stimmte dem Vorschlag der Verwaltung mit fünf Gegenstimmen von der Linken und FÜR Esslingen zu. Rust zerstreute in der Sitzung alle Illusionen über eine finanzielle Gesundung der städtischen Finanzen durch die höheren Eintrittspreise: „Die Bäder bleiben Zuschussbetriebe.“ Auch nach der Anhebung der Tarife werde nur ein Kostendeckungsgrad von 42 Prozent erreicht. Die Stadt müsse also immer noch 58 Prozent der Ausgaben tragen: „Daran wird deutlich, dass die Bäder weiterhin einen hohen Stellenwert für uns haben.“
Diskussion über Zeitpunkt
Rusts Statement führte zu Diskussionen im Gremium. Martin Auerbach (Die Linke) positionierte sich gegen die Tarifanhebung: „Wir werden der Preiserhöhung nicht zustimmen. Bei explodierenden Energiepreisen und der hohen Inflation wollen wir die Kosten nicht an Bürgerinnen und Bürger mit kleinem Geldbeutel weiterreichen.“ Rena Farquhar (FDP) stellte den Zeitpunkt der Maßnahme in Frage. Coronabedingt seien die Leistungen in den Bädern reduziert worden: So hätten viele früher einen Eintritt fürs Freibad gelöst und seien dann den ganzen Tag dort geblieben. Wegen der Einführung von Zeitslots sei das nun nicht mehr möglich. Zudem seien die Öffnungszeiten teils erheblich eingeschränkt worden – darunter hätten auch die Frühschwimmer stark gelitten. Man müsse anstreben, die Öffnungszeiten wieder an die früheren Regelungen anzupassen. Karin Pflüger (CDU) schlug vor, die Eintrittspreise für die Sauna im Merkel’schen Bad zu reduzieren. Coronabedingt könne nur etwa ein Drittel der Einrichtung genutzt werden.
Nachdenken über Zeitmodelle
Doch Rust winkte ab: Man habe sehr viel über die Zeitmodelle diskutiert. Ziel sei es gewesen, möglichst vielen Menschen einen Bäderbesuch zu ermöglichen. Und natürlich wolle man wieder zu den normalen Öffnungszeiten zurückkehren. Es seien zusätzliche Angebote ins Programm aufgenommen worden. Er rate dazu, nicht zu sehr die Einzeleintritte im Blick zu haben, sondern lieber die besonders günstigen Saisonangebote: „In Coronazeiten die Preise zu senken, halte ich für schwierig. Schließlich steigt das Defizit, wenn weniger Besucher kommen.“ Vor allem im Wellnessbereich seien die Kosten sehr hoch. Eine Preisreduzierung sei der falsche Ansatz. Daher wird der Wasserspaß in den Esslinger Bädern nun ein teurer Spaß.
Höhere Preise in den Esslinger Bädern
Bädertickets
Die Eintrittspreise und die Jahreskarten im Merkel’schen Schwimmbad und den Freibädern werden zum 1. Januar 2022 um 15 Prozent angehoben. Die Summen werden auf einen geraden Betrag auf- oder abgerundet. So wird der Eintritt für einen Erwachsenen ins Sportbecken des Merkel’schen Schwimmbad von jetzt 3 Euro auf 3,50 Euro erhöht. Es gibt aber Sonderkonditionen. So sollen Vormittagstarife und Familientage in Sauna und Mineralbad mit Preissenkungen eingeführt werden.
Die Beckenmieten
Die Beckenmieten für Vereine und die Schulpauschale für das Merkel’sche Schwimmbad und die Freibäder werden zu Jahresbeginn ebenfalls um 15 Prozent erhöht. Die Beträge werden auf- oder abgerundet. Die Beckenmiete für Vereine im Sportbecken des Merkel’schen Bades betrug bisher 135 Euro pro Stunde. Die Erhöhung würde 20,25 Euro betragen. Der Betrag wird aber neu auf 155 Euro festgesetzt.