Die Weissacher Ortsmitte: für viele ein „Jahrhundertprojekt“ Foto: Simon Granville

Ein Jahrhundertprojekt: In der Ortsmitte soll künftig ein Stück der Rutesheimer Straße den Durchgangsverkehr nach Norden und Westen aufnehmen. Das letzte Wort hat das Land.

Der Weissacher Gemeinderat hat eine große Hürde auf dem Weg zum „Jahrhundertprojekt Neue Ortsmitte“ genommen. In einer Sondersitzung hat sich das Gremium einstimmig für eine neue Verkehrsführung im Zentrum der Heckengäugemeinde ausgesprochen. Ob der ambitionierte Plan aufgeht, muss aber am Ende das Land entscheiden.

 

Neue durchgehende Fläche in der Ortsmitte

Das verabschiedete Verkehrskonzept sieht vor, dass die Hauptverkehrsadern von Weissach künftig durch Rückbau der östlichen Hauptstraße und Verlegung auf ein kurzes Stück der Rutesheimer Straße neu geordnet werden. Damit entstünde eine neue durchgehende Fläche in der Ortsmitte, die die Grundlage für weitere Planungen bildet.

Hintergrund: In Weissach sind auf Grund der historischen Dorfstruktur die Durchfahrtsstraßen so schmal, dass der Verkehr, je nach Fahrtrichtung, in unterschiedlichen Einbahnstraßen geführt werden muss: Von Westen, also von Flacht kommend, über die Bach- und Bahnhofstraße. Von Heimerdingen im Osten über die Bahnhofstraße, die Hauptstraße und die Flachter Straße. Mitten rein stößt von Norden die Porschestraße, die das Porsche Entwicklungszentrum anbindet und für reichlich Berufsverkehr sorgt.

Vereinigung der Einbahnstraßen im Ortskern

Während im Westen die beiden getrennten Fahrtrichtungen am Ortsausgang zusammengeführt werden, findet im Osten die Vereinigung der Einbahnstraßen im Ortskern statt. Genau da, wo mit dem sogenannten „Jahrhundertprojekt“ eine neue Mitte entstehen soll.

Die Weissacher Ortsmitte: ein „Jahrhundertprohekt“ Foto: Simon Granville

Voraussetzung dafür ist, dass aus einer nördlich der Hauptstraße liegenden Brachfläche und dem bisher weitgehend unbebauten dreieckförmigen Platz südlich der Hauptstraße eine neue durchgehende Fläche entsteht. Dafür muss die Hauptstraße in diesem Bereich zurückgebaut werden. Die Folge: Der Durchgangsverkehr Richtung Westen und Norden muss sich einen neuen Weg suchen. Doch welchen?

Die Verkehrsplaner hatten den Gemeinderäten drei Varianten für die neue Verkehrsführung vorgelegt: Eine Verlegung auf die Garten- und Hindenburgstraße zur Porschestraße. Eine Verlegung auf die Rutesheimer, Hirsch- und Hindenburgstraße zur Porschestraße sowie eine sogenannte „bestandsnahe“ Verkehrsführung, die den Verkehr über die Rutesheimer und, wie bisher, auf dem westlichen Teil der Hauptstraße zur Porsche- und Flachter Straße lenken würde.

Wichtig dabei: Der Abschnitt der Bachstraße südlich der heutigen dreieckigen Verkehrsinsel müsste in der Folge zweispurig ausgebaut werden. Die bisherigen Schrägparkplätze, die vor allem dem Einzelhandel zugutekommen, entfielen.

Weil eine Verkehrsführung über die dicht bebauten Routen Hirsch- oder Gartenstraße dort enorme Verkehrszunahmen verursachen würden und zu viele Bewohner betroffen wären, schieden diese beiden Varianten letztlich aus. Reichlich Fragezeichen bei den Gemeinderäten hinterlässt die damit verbleibende Lösung Rutesheimer Straße, wo vergleichsweise wenige Menschen leben, gleichwohl.

„Große Verschlechterungen“ vor allem für Schwerlastverkehr

Knackpunkt Engstellen: Gemeinderat Filip Weber von den Freien Wählern sieht vor allem für den Schwerlastverkehr „große Verschlechterungen gegenüber dem Status quo“. Bezüglich der künftigen Ein- und Ausfahrten an der engen Rutesheimer Straße fürchtet er, dass Sattelschlepper in Schwierigkeiten geraten könnten. Die Planer betonen, das Problem entschärfen zu können, indem die Straße verschwenkt und die Winkel dadurch geweitet werden.

Andreas Pröllochs (Bürgerliste) fehlt beim vorgelegten Entwurf ein stimmiges Parkplatzkonzept: „Wie kann ich die wegfallenden Schrägparkplätze kompensieren?“, will er wissen. Natalie Maierhofer, Stadtplanerin des mit den Planungen zur neuen Mitte beauftragten Büros Schreiberplan, gibt Entwarnung: „Wir müssen das neu organisieren, aber man bekommt es hin.“

Engwinklige Einfahrt zur Porschestraße am „Löweneck“

Bleibt das sogenannte Löweneck, die engwinklige Einfahrt in die Porschestraße, für die gleich mehrere Gemeinderäte im Zusammenhang mit der Verkehrsneuführung eine Lösung verlangen. Die Gemeinde soll mit den privaten Grundbesitzern an der Porschestraße sprechen. Fernziel ist, durch Erwerb von Grundstücken hier eine großzügigere Straßenführung zu ermöglichen.

Nach dem einstimmig gefassten Entscheid zeigte sich Bürgermeister Jens Millow (parteilos) erleichtert. Jetzt könne der Rahmenplan zur neuen Ortsmitte weiter ausgearbeitet werden. Das letzte Wort hat allerdings der Baulastträger der Landesstraße. Ob das Land zustimmt, hänge an „der Flüssigkeit des Verkehrs“, sagt Millow. „Sie muss gewährleistet bleiben.“