Die schwerhörige Anna Lena Dietrich arbeitet im Altenpflegeheim. Foto: Gottfried Stoppel

Anna Lena Dietrich hat sich trotz Schwerhörigkeit zur Altenpflegerin ausbilden lassen. Möglich war das nur in der Paulinenpflege, die eine spezielle Pflegeschule unterhält.

Leutenbach - Wer die 22-jährige Anna Lena Dietrich nicht kennt, dem fällt erst mal gar nicht auf, dass sie weniger hört als andere Menschen. Nur dann, wenn einen die Altenpflegerin nicht sieht, kann es sein, dass man sie vergeblich anspricht. Die umsichtige junge Frau denkt jedoch für andere mit und merkt schnell, wenn jemand sie ansprechen will. Im Pflegeheim Haus Elim in Leutenbach sei die Umgebung ideal für sie, sagt Dietrich. „Das hier ist ein eher kleines Haus, es ist ruhiger als in anderen, großen Heimen. Hier gibt es nicht so viele Hintergrundgeräusche.“ Diese werden durch Hörgeräte verstärkt, im Kopf von Hörgeschädigten kommt eine Kakofonie von Geräuschen an. Etwas zu verstehen ist da schwer, manchmal unmöglich.

Nach vier Jahren Ausbildung wartet ein anspruchsvolles Examen

Anna Lena Dietrich stammt aus Essen. „Altenpflegerin ist mein Traumberuf, seit ich ein kleines Mädchen war“, verrät sie. Als ihr Großvater im Pflegeheim war, seien sie und eine Cousine so begeistert gewesen von den Pflegerinnen, dass der spätere Beruf für sie mit zehn Jahren feststand. „Meine Cousine hat denn auch nach der Schule sofort die Ausbildung begonnen.“ Für Anna Lena Dietrich, die von Geburt an schwerhörig ist, sei das nicht so einfach gewesen. „Das Arbeitsamt, aber auch die Hauptschule in Gelsenkirchen, die ich besucht habe, haben mir geholfen, eine Ausbildungsstelle zu finden. Die einzige, die infrage kam, war bei der Paulinenpflege.“ Inzwischen gefalle es ihr im Südwesten so gut, dass sie nicht mehr ins Ruhrgebiet wolle. „Manche Leute sagen, ich hätte mittlerweile einen schwäbischen Akzent“, sagt sie und lacht. Das typische Idiom Gelsenkirchens hört man bei ihr jedenfalls nicht. „Ich habe erst mit fünf Jahren sprechen gelernt, deshalb habe ich keinen Dialekt.“

Insgesamt vier Jahre Ausbildung hat Anna Lena Friedrich hinter sich gebracht, bevor sie im vergangenen Sommer zur Abschlussprüfung antrat. Zuerst absolvierte sie die zweijährige Ausbildung zur Altenpflegehelferin, danach die ebenfalls zwei Jahre dauernde zur Altenpflegerin, die mit einem Staatsexamen abschließt. Dieses hat es in sich: Drei schriftliche und drei mündliche Prüfungen muss man bestehen, dazu kommt noch eine praktische im Heim.

Für hörbehinderte Senioren braucht es spezielles Personal

Die Berufsfachschule für Altenpfleger der Paulinenpflege ist auf hörbehinderte Auszubildende ausgerichtet. So gibt es in den Klassenzimmern spezielle Audio-Einrichtungen, die im Raum dafür sorgen, dass die Stimme des Lehrers überall gleich laut zu hören ist. „In einer Klasse sind vier bis sechs Schüler, größer sollten diese nicht sein“, sagt Manuel Wacker, der dort als Berufsfachlehrer tätig ist und Anna Lena Dietrichs Klassenlehrer war. „Ich habe selbst in der Pflege gearbeitet, was von Vorteil ist. So kenne ich Situationen aus dem Alltag, die belastend sein können, und kann den Schülern helfen, darauf zu reagieren.“ Diese sind von Anfang an in Heimen tätig. „Wir brauchen für unsere hörbehinderten Senioren Pflegerinnen und Pfleger, die für diese Situation befähigt sind. Bei gehörlosen Schülerinnen findet die praktische Ausbildung in einer unserer Einrichtungen statt, sonst wären sie überfordert.“

Anna Lena Dietrich arbeitet nun im Schichtbetrieb des Hauses Elim. „Mir gefällt es hier. Wie gesagt, Altenpflegerin ist mein Traumberuf.“