Einige Schäden am Parkhaus beim Benninger Bahnhof sind auch aus der Höhe unübersehbar. Foto: Werner Kuhnle

Längst nicht mehr alle Stellplätze des Benninger P+R-Parkhauses am Bahnhof können benutzt werden. Schwere Schäden erfordern einen Neubau.

Rost an den Stahlträgern, abplatzender Putz und gesperrte Stellplätze: Das Parkhaus an der S-Bahn-Station Benningen im Kreis Ludwigsburg ist in einem extrem schlechten Zustand und muss neu gebaut werden. Die Schäden an dem 32 Jahre alten Stahlkonstrukt mit 98 Plätzen beim Haltepunktes sind mit den Jahren immer größer geworden. Die Gemeinde will das Millionenprojekt nun anpacken, nachdem es lange in der Warteschleife steckte.

In den Auffahrten ist kein Begegnungsverkehr möglich

Beunruhigt ist der Bürgermeister Klaus Warthon vor allem über die abplatzenden Deckenteile. „Wir mussten zum Schutz der abgestellten Wagen einige Parkplätze sperren.“ Der Bauhof schaue regelmäßig nach dem Zustand, von daher drohe den Nutzern keine direkte Gefahr. Allerdings sei das ganze Gebäude auch aus anderen Gründen nicht mehr zeitgemäß. So provozierten die Schrägparkplätze gefährliche Situationen, und in den Auffahrten könne kein Begegnungsverkehr stattfinden.

Eigentlich wollte die Gemeinde schon vor einigen Jahren den Neubau in die Wege leiten. Die Pläne liegen seitdem in der Schublade – die Kosten waren auf 2,8 Millionen Euro geschätzt worden. „Sie dürften jetzt locker um eine Million Euro höher liegen“, schätzt Klaus Warthon. Das Thema sei auch deshalb nach hinten geschoben worden, weil während der Corona-Pandemie aufgrund der allgemeinen Tendenz zum Homeoffice die Zahl der Nutzer stark zurückgegangen war. Und auch die Baustelle für die Benninger Umgehungsstraße habe zu einem Rückgang geführt, da die Nutzer nicht mehr wie gewohnt zum S-Bahnhof vordringen konnten.

Spätestens bis zur Landesgartenschau 2033 soll es etwas werden

Die Gemeinde müsse nun in Gespräche mit der Bahntochter DB Immobilien treten. „Wir haben die Unterhaltspflicht, aber die Bahn ist Eigentümerin“, sagt der Bürgermeister, der abwarten muss, ob die Bahn nicht selbst Umbau und den Wirtschaftsbetrieb bestreiten will. Den Gemeinderat hat Warthon schon bei einer Ortsbegehung im November eingestimmt. „Wir brauchen spätestens bis zur Landesgartenschau 2033 ein neues Parkhaus.“ Dass es so lange dauern wird, glaubt der Bürgermeister nicht, aber der Weg dorthin sei steinig. So befinde sich am Parkhaus auch das Fundament des Römerkastells. „Bei den vielen Gespräche, die wir noch führen müssen, wird es sicher nicht in diesem Jahr losgehen.“

Weil S-Bahn und ÖPNV auch über Benningen hinaus ein wichtiges Thema sind, hofft die 6500-Einwohner-Gemeinde auf eine Förderung. Ansprechpartner ist der Verband Region Stuttgart (VRS). Dem ist es, so VRS-Sprecherin Alexandra Aufmuth, „ein wichtiges Anliegen, dass die Menschen in der Region die S-Bahn gut erreichen können“. Für bestehende Parkplätze gewähre der VRS eine jährliche Einnahmegarantie von 180 Euro pro Stellplatz – aber nur wenn die Kommune die Stellplätze 20 Jahre lang sichert und an den ÖPNV bindet.

In Ludwigsburg würde der VRS am liebsten den Parkplatz an der S-Bahnstation Favoritepark in Ludwigsburg mit seinen rund 250 Plätzen für Park-and-Ride nutzen. Das hatte der VRS-Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler vor einem Jahr ins Gespräch gebracht. Dort parken Pendler, Studenten und Lehrkräfte. Doch aus dem Plan werde wohl nichts, erklärt Matthias Knobloch, Fachbereichsleiter für nachhaltige Mobilität der Stadt Ludwigsburg. „Die Fläche steht nicht zur Verfügung, weil sie dem Land gehört, der sie für die Hochschule braucht.“ Zudem wolle die Stadt den Autoverkehr, der durch ein Wohngebiet dorthin führt, nicht fördern.

Die Projekte in Marbach und Remseck kommen nicht in Schwung

Auch um ein P+R-Projekt der Stadt Remseck steht es derzeit nicht gut. Die Kommune wollte eigentlich auf der Anlage bei der Stadtbahn rund 100 neue Plätze auf einem neuen Parkdeck schaffen. „Der Zeitplan lässt sich nicht einhalten – es gibt genügend andere Projekte“, sagt Philipp Weber, Pressesprecher der Stadt. Geplant war, noch in diesem Jahr mit den Planungen für das dann insgesamt 350 Fahrzeuge fassende Gebäude zu beginnen, ein Jahr später mit dem Bau und 2025 dann mit dem Betrieb. Einen neuen Zeitplan wollte die Remsecker Stadtverwaltung nicht nennen.

Nicht in Schwung kommt die Gestaltung des Bahnhofsbereichs in Marbach, wo Stadt und Bahn einen Vertrag über 62 Stellplätze abschließen wollten. Die Planungen für die Neugestaltung sind aber laut Bürgermeister Jan Trost noch nicht vorangeschritten.

Wie stark sind die P+R-Parkplätze ausgelastet?

Übersicht
In Benningen gibt es laut Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) 98 P+R-Parkplätze. Die Auslastung lag nach einer Zählung im Vor-Corona-Jahr 2019 in Spitzenzeiten bei 100 Prozent. Andere Park-and-Ride-Anlagen im Kreis Ludwigsburg waren ähnlich stark oder teilweise weniger ausgelastet.

Beispiele
Stark belegt waren 2019 in den Spitzenzeiten laut VVS die Bietigheimer und Ditzinger P+R-Anlagen mit 85 bis 100 Prozent. Ähnlich sah es in Freiberg aus mit 76 bis 100 Prozent. Das Kornwestheimer Parkhaus war zu 80 Prozent frequentiert, das Leonberger zu 75  Prozent. Die höchste Auslastung hatten die P+R-Plätze am Marbacher Bahnhof mit 100 Prozent. Dagegen war es im nahen Erdmannhausen mit 50 Prozent relativ ruhig. Hohe Werte wies Vaihingen an der Enz mit 89 bis 100 Prozent auf. In Tamm war mit 57 bis 70 Prozent noch Luft. Hingegen galten die Asperger Plätze mit 92 bis 100 Prozent als sehr hoch ausgelastet.