Dort, wo das weiße Auto parkt, soll eine Wendeplatte entstehen. Foto: Ott

Seit Jahren versucht sich die Verwaltung darin, ein 30 Meter langes Stückchen Asphalt zu planen. Betroffen ist vor allem ein Unternehmer.

Heumaden - Die CDU blieb sich treu und stimmte dagegen. So wie sie es seit Jahren getan hatte. Die Christdemokraten wollten nicht, dass sich an der Schwendestraße in Heumaden etwas tut. Sie sahen sich darin stets mit Herbert Stitz einig. Der besitzt einen Maler- und Raumausstatterbetrieb mit zehn Angestellten an eben jener Straße.

Vergangene Woche war er im Rathaus, als die Stadträte über einen neuen Bebauungsplan abstimmten. Das Ergebnis schwante Stitz bereits, nicht nur, weil die bürgerliche Mehrheit im Gemeinderat seit 2009 dahin ist. Auch die übrigen Fraktionen rechts der Mitte stimmten letztlich für die Pläne, Grüne und SPD sowieso.

Künftig wird es Stitz schwer haben, sein Geschäft zu erreichen. Denn die Fläche vor seinem Rolltor, durch das der Gabelstapler mit Paletten in das Lager fährt, wird dann nicht mehr ihm gehören. Die Stadt will dort eine Wendeplatte bauen. „Das ist für mich nicht nachvollziehbar“, sagt Stitz. „Dann müssen wir unsere Laster auf der Wendeplatte beladen.“ Halten ist dort generell verboten.

Dabei hatte die Kommune Stitz die Fläche vor etwa zehn Jahren verkauft, damit er ein neues Firmengebäude erstellen kann. Schon damals wurde ihm gesagt, dass sich an dieser Stelle etwas ändern würde. Aber doch nicht auf den Metern, die er gerade gekauft hatte, dachte er sich.

30 Meter Asphalt

Vordergründig geht es um ein Vorhaben, dessen Größenordnung es unter normalen Umständen zur kommunalpolitischen Randnotiz degradiert. Eine Sackgasse soll um rund 30 Meter verlängert werden, um einige Häuser zu erschließen. An ihrem Ende soll ein Wendehammer gebaut werden, damit die Mülllaster drehen können. Dort soll sich ein knapp 20 Meter langer Gehweg anschließen und die Schwendestraße mit der Nellinger Straße verbinden. Kosten: geschätzte 150 000 Euro.

Doch seit die Pläne 2005 bekannt wurden, wird darüber gestritten. Nicht nur Stitz fühlte sich benachteiligt, sondern auch die Besitzer einer Gärtnerei gleich nebenan. Denn die ursprünglichen Pläne hatten statt des Gehweges sogar vorgesehen, die Straße ganz bis zur Nellinger Straße zu führen. Matthias Kull hätte seinen Kundenparkplatz verloren.

Die Unternehmer opponierten. Die Pläne wurden mehrfach geändert und zweimal ausgelegt. Zu einem Ausspracheabend erschienen 70 Anwohner. Der Bezirksbeirat lehnte das Vorhaben immer wieder ab. Die Industrie- und Handelskammer schaltete sich ein. Schließlich beschäftigte sich sogar der Baubürgermeister Matthias Hahn mit dem Stückchen Asphalt.

„Mit Veränderungen tun sich die Menschen schwer. Das ist anders als in einem Neubaugebiet“, sagt Susanne Frucht vom Stadtplanungsamt. „Für die Größe des Bauprojekts war das ein großer Aufwand“, sagt sie. Der war aber unumgänglich. So sieht das zumindest die Stadt.

„Wir sind froh, dass endlich ein Knopf dran ist“

Der alte Bebauungsplan aus dem Jahr 1924 sah an dieser Stelle eine mit acht Metern viel zu breite Straße vor. Die wurde aber nie gebaut, genauso wenig wie die überdimensionierte Einmündung in die Nellinger Straße. Die Verwaltung sah Handlungsbedarf, die Anwohner nicht.

Kull von der Gärtnerei nebenan hat seine Streitlust schon vor einigen Jahren eingebüßt. Durch den Gehweg verliert er nur zwei Parkplätze. „Damit können wir leben“, sagt er. „Wir sind froh, dass jetzt endlich ein Knopf dran ist und wir Planungssicherheit haben. Nichts zu machen, wäre keine Lösung gewesen. Dann wären wir in einigen Jahren wieder vor dem gleichen Problem gestanden.“ Weil die Linien im Bebauungsplan leicht verschoben wurden, hat er an anderer Stelle sogar ein größeres Baufenster bekommen.

Stitz auch, aber das hilft ihm nichts. „Ich habe den Eindruck, das wurde durchgedrückt, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen“, sagt er. Der Bezirksbeirat wurde nicht mehr zu dem Thema gehört. Ob er die Fläche vor seinem Rolltor verkaufen wird oder gar muss, kann Stitz nicht sagen. Wenn die Bagger der Stadt anrücken, wird er zudem zahlen müssen. Die Hälfte der Kosten von 150 000 Euro müssen die Anwohner als Erschließungsbeitrag übernehmen.