Der Eingang zur Höhle Hölloch im Muotathal (Schweiz). Seit Sonntag ist eine siebenköpfige Touristengruppe mit ihrem Führer hier wegen eines Wassereinbruchs eingeschlossen. Foto: dpa

Für sieben Touristen sollte es ein Abenteuerausflug werden, mit Übernachtung in der Hölloch-Höhle. Dann hat ihnen ein Wassereinbruch den Rückweg abgeschnitten. Bei sechs Grad Kälte harren sie unter der Erde aus. Rettung ist noch nicht möglich.

Bern - Sieben Schweizer Touristen und ihr Höhlenführer sitzen nach einem unerwarteten Wassereinbruch seit Sonntag (21. Januar) in der Hölloch-Höhle in der Schweiz fest. Die Männer im Alter von 25 bis 55 Jahren werden das Höhlenlabyrinth im Muotathal (Kanton Schwyz) frühestens am Wochenende verlassen können, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Wegen der jüngsten starken Regenfälle und der aktuellen Wetterlage sei eine Bergung erst dann möglich.

300 Meter unter der Erde

Der Rückweg sei ihnen nach den heftigen Regenfällen der vergangenen Tage versperrt, erklärte Franz Auf der Maur von der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung (Speleo-Secours). Die 300 Meter unter der Erde eingeschlossene Gruppe ist am Mittwoch von Angehörigen mit Päckchen versorgt worden.

„Die Stimmung ist gut da unten“, versicherte Peter Draganits von der Firma Trekking Outdoor Team, die die Tour organisiert hatte. Die acht Männer seien alle wohlauf.

Hilfe ist unterwegs

Vier Profikletterer von Speleo-Secours hatten die Männer nach einer achtstündigen Klettertour über eine andere Route erreicht. Dieser Weg abseits des offiziellen Höhleneingangs sei aber zu anspruchsvoll für die Touristengruppe. Seitdem bringen die Profis Essensnachschub und Batterien oder Nachrichten von den Angehörigen, wie Draganits sagte. Über SMS seien die Eingeschlossenen auch zu erreichen.

Die Touristen waren am Samstagmorgen zu ihrer Tour aufgebrochen und hätten am späten Sonntagnachmittag die Höhle wieder verlassen sollen. Im Verlauf der Nacht zeichnete sich ab, dass es Hochwasser gibt, das den Rückweg versperrt.

Hölloch-Drama 1952

Das Hölloch ist mit mehr als 200 erforschten Kilometern das zweitlängste Höhlensystem in Europa und das achtlängste der Welt. Immer wieder werden Höhlenbesucher eingeschlossen – meistens im Winter, da diese Jahreszeit sich wegen des tiefen Wasserstandes am besten für Expeditionen eignet.

Erinnerungen an das Hölloch-Drama im August 1952 werden wach. Damals saßen vier Höhlenforscher im sechs Grad kalten Höhlenlabyrinth fest. Erst nach zehn Tagen konnten sie sich selbst retten. Das Unglück bewegte damals die Schweiz.

„Es waren die schlimmsten Stunden, wenn man nicht schlafen konnte“, erinnert sich Lothar Kaiser, der damals als 18-Jähriger mit den drei anderen eingeschlossen war. „Angst vor dem Sterben erfüllte das Herz, heimliche Tränen begleiteten innige Gebete. Als ich rauskam, war die Welt eine andere.“

Rettungsaktionen auf der Schwäbischen Alb

Auch auf der Schwäbischen Alb kommt es immer wieder – wie in der Falkensteiner Höhle bei Grabenstetten – zu spektakulären Rettungsaktionen. „Ohne kundige Führung und eigene Kenntnisse darf man auf gar keinen Fall in eine Höhle gehen. Das kann richtig böse enden. Ganz wichtig: Ein Höhlenkenner und die richtige Ausrüstung müssen immer dabei sein“, rät Matthias Leyk von der Höhlenrettung Baden-Württemberg.

„Bei einer Höhlen-Tour muss man immer damit rechnen, dass etwas passieren kann. Und wenn es nur ein Hochwasser-Einschluss ist, man sich verläuft oder einen Schwächeanfall hat.“