Noch fährt die Säuli-Tram in Basel und Umgebung. Ende des Jahres soll sie aussortiert und nach Stuttgart gebracht werden. Foto: Schweinemuseum

Kitsch, Kunst oder Werbung: Das Schweinemuseum in Stuttgart-Ost will die sogenannte Säuli-Tram aus Basel vor dem Museum aufstellen. Der Tramwagen wird Ende 2012 ausgemustert.

S-Ost - Die Säuli-Tram ist ein Hingucker: rundum schweinchenrosa, auf der einen Seite ein überdimensionaler Schweinskopf, auf der anderen ein aufgemalter Ringelschwanz, obendrauf eine schon halb hineingesteckte Münze. Der ausgewachsene Trambahn-Wagen hat in den vergangenen Jahren vor allem Familien mit Kindern und Straßenbahn-Fans in Basel und Umgebung verzückt. Ende 2012 soll der Wagen endgültig ausgemustert werden. Seine geplante Endstation ist das Schweinemuseum in Gaisburg in Stuttgart-Ost. Der Ausschuss Gaisburg hat sich bereits mit dem Thema beschäftigt, der Bezirksbeirat wird in seiner öffentlichen Sitzung am Mittwoch, 18. Juli (Beginn: 18.30 Uhr), über die Rarität zwischen Kitsch und (Werbe-)Kunst diskutieren.

Die Geschichte der Schweine-Tram beginnt im Jahr 1989. Damals wurde ein Straßenbahnwagen der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), Baujahr 1961, im Auftrag der Basellandschaftlichen Kantonalbank in ein rosafarbenes Sparschwein umgebaut, inklusive Werbeaufdruck. 2001 wurde der Wagen bei der BVB aussortiert und von der Baselland Transport AG (BLT) mit der Betriebsnummer 1322 übernommen.

Das Sparsäuli auf Schienen ist ein gutes Geschäft

In Basel sagen sie „Sparsäuli“ zum Sparschwein, folglich wurde der Tram-Wagen schnell zur „Säuli-Tram“ oder auch „Säuli-Trämli“. Glaubt man den gar nicht so wenigen Trambahn-Fans, zog und zieht das rollende Sparschwein nicht nur in Basel, sondern weltweit die Aufmerksamkeit auf sich, inzwischen ohne den Werbeschriftzug. Für die Basler Verkehrsbetriebe sind solche Werbetrams ein einträgliches Geschäft, der Auftraggeber bezahlt viel Geld dafür.

Während bei den Basler Trambahnfreunden bisher nur von einem „Liebhaber“ als künftigem Besitzer der Säuli-Tram die Rede ist, weiß man es in Stuttgart genauer. Erika Wilhelmer, die Eigentümerin und Betreiberin des Schweinemuseums im Gewerbegebiet Gaisburg, würde die Schweine-Bahn gerne auf den Platz vor ihr Museum stellen. Geplant ist, auf das vorhandene historische Pflaster ein Schotterbett aufzubringen, darauf die Schienen zu montieren, die dann als Endstation für den Sau-Waggon dienen sollen. Der Trambahnwagen ist 13 Meter lang, vier Meter hoch, 2,60 Meter breit und mehr als zehn Tonnen schwer. Der Wagen soll auf dem Platz neben der Grünanlage mit dem Rüssel zur Wangener Straße hin aufgestellt werden. Er wäre das größte Exponat des Schweinemuseums – und ein reines Ausstellungsstück, dürfte also nicht bewirtschaftet oder als Ausschank benutzt werden. Dafür wäre eine gesonderte Genehmigung erforderlich. Der vorgesehene Standort ist im Besitz der Stadt, also öffentlicher Raum, und müsste vom Schweinemuseum gemietet werden.

Kitsch, Kunst oder Werbung?

In der Diskussion im Ausschuss Gaisburg des Bezirksbeirats, der in den Räumen der Schlachthof-Gastronomie tagte, ging es vor allem um die Frage: Ist die Säuli-Tram nun eher ein Kunstwerk oder doch nur Werbung? Darüber gehen die Meinungen auch bei den Vertretern der städtischen Ämter auseinander. Das Baurechtsamt sieht die Tram als Werbeanlage, die auch als solche genehmigt und bezahlt werden müsste. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt dagegen könnte mit der Tram an der Stelle gut leben. Der Vertreter des Stadtplanungsamtes würde die rosa Tram nur ungern an der Stelle sehen. Das aber nicht wegen der unklaren Gemengelage zwischen Kitsch, Kunst und Werbung, sondern weil die Tram seiner Meinung nach die Sicht auf die so schön hergerichtete Fassade der Schlachthof-Gastronomie und des Museums beeinträchtigen würde.

Michael Wilhelmer, der Chef des Gesamtunternehmens Wilhelmer Gastronomie GmbH, zu dem auch das Stuttgarter Stäffele und die Ampulle im Westen, der Aer-Club in Mitte, das Volksfestzelt Schwabenwelt und die Stäffele City-Appartements gehören, sieht die Tram als Bereicherung für den Standort und für das Museum. Eine Bewirtung sei nicht vorgesehen. Beschädigungen oder Graffiti befürchtet er nach den Erfahrungen der ersten zweieinhalb Jahre an dem Standort nicht. „Bisher gab es keine Probleme, das hat sich hier alles gut eingespielt.“