Symbolbild: Im Alb-Donau-Kreis mussten Schweine unnötig leiden. Foto: dpa

Kranke Tiere, schlimme Bissverletzungen, Kot und Dreck im Stall: Elende Zustände in einem Schweinemastbetrieb im Alb-Donau-Kreis haben eine Diskussion über Nutztierhaltung ausgelöst.

Ulm - Die Aufdeckung elender Zustände in einem Schweinemastbetrieb im Alb-Donau-Kreis hat eine Diskussion über Nutztierhaltung ausgelöst. Knapp 80 Schweine des Betriebs mussten in den vergangenen Tagen wegen Krankheiten und Verletzungen getötet werden. Tierschützer demonstrieren. „Die Behörden sind auf eine Feuerwehrrolle reduziert“, kritisierte die Landestierschutzbeauftragte, Cornelie Jäger. Es gebe schlicht zu wenig Personal, um die Betriebe zu betreuen. Sie forderte mehr Stellen und eine bessere Kultur der Zusammenarbeit etwa von Hoftierärzten, Veterinärmedizinern, Lieferanten.

Bei einem unangemeldeten Besuch in der Schweinemast im nördlichen Alb-Donau-Kreis waren die Kontrolleure vom Landratsamt auf erhebliche Missstände gestoßen. Die Hygiene war mangelhaft, der Stall verkotet, die Abluftschächte verschmutzt, wie bereits vergangene Woche bekannt wurde. Die Buchten, in denen die Tiere gehalten wurden, waren zum Teil deutlich überbelegt. Bereits knapp 80 der rund 1200 Mastschweine mussten notgetötet werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen eines Verstoßes gegen den Tierschutz. Dabei war der Betrieb bereits 2014 durch Missstände wie mangelnde Hygiene und Überbelegung aufgefallen.

Seit Jahren Bilder von kranken und leidenden Tieren

Nach Angaben von Tierschützern ist das kein Einzelfall. „Wir sehen seit Jahren die gleichen Bilder von kranken, leidenden, toten Tieren“, kritisierte Andrzej Pazgan, Fachreferent für Tiere in der Agrarindustrie bei der Organisation Peta.

Das Landratsamt hingegen betonte, dass gesetzliche Vorgaben durch das Veterinäramt mit seinen sechs Amtstierärzten eingehalten würden. Im Alb-Donau-Kreis gebe es 3600 Nutztierhaltungen für Schweine oder Rinder. Im vergangenen Jahr seien 191 davon kontrolliert worden. „Die Verpflichtung zur Einhaltung tierschutzrechtlicher Bestimmungen ist zu allererst Aufgabe des Landwirtes selbst“, teilte das Amt mit.

„Die Erstverpflichtung liegt beim Landwirt, erst dann kommen kontrollierende Stellen“, sagte der Sprecher des Landratsamts, Bernd Weltin, am Donnerstag. Nun sollen keine neuen Tiere auf den Betrieb kommen, die Verstöße sollen rechtliche Folgen haben, heißt es im Landratsamt. „Vernachlässigung geht oft einher mit persönlichen Schwierigkeiten“, sagte Weltin.

Rund ein Dutzend Tierschützer demonstrierten am Donnerstag mit Transparenten vor dem Landratsamt. Die Organisation SOKO Tierschutz rief auf zu der Aktion. „Alles, was jetzt wieder als Lösung präsentiert wird, ist in der Vergangenheit gescheitert“, sagte Friedrich Mülln von der SOKO Tierschutz. Er filmte illegal die Zustände in dem Betrieb und aktivierte die Behörden. Er habe in 23 Jahren nicht solche Missstände gesehen. Der Betrieb habe sogar Gütesiegel für artgerechte Haltung geführt. „Diese Siegel sind so viel wert wie die Pappdeckel, auf denen sie gedruckt sind.“