Kronprinzessin Victoria (rechts) mit ihren Kindern Estelle und Oscar, links Königin Silvia Foto: Royal Press

Prinzessin Estelle soll im Herbst in eine noble Privatgrundschule gehen. Doch dort sollen reiche Sprößlinge über eine Quote für Flüchtlingskinder an der Warteliste vorbeigeschleust worden sein.

Stockholm - Im traditionell auf Chancengleichheit bedachten Schweden löst derzeit eine Meldung der führenden Tageszeitung „DN“ große Irritationen aus. Demnach soll die bei Eltern heiß begehrte private Stockholmer Grundschule Campus Manilla die Kinder von Multimillionären mithilfe einer dafür missbrauchten Quote für Flüchtlingskinder an der Warteschlange vorbeigeschleust haben.

Derzeit sollen rund 8000 Kinder auf eine Aufnahme warten. Viele werden von den Eltern schon bei der Geburt angemeldet. Privatschulen können eine Flüchtlingsquote freiwillig einführen. Die Manilla-Schule wirbt damit, dass sie eine sozial engagierte „Schule für alle“ sei. Und nun dieser Schmu.

Das Ganze sei „abstoßend“, kommentierte Bildungsminister Gustav Fridolin. „Man fragt sich wirklich, in welcher Welt die leben. Wir anderen versuchen, die globale Flüchtlingskrise zu meistern und Kindern, die aus Krieg und Hölle geflohen sind, eine neue Chance zu geben“, sagte er. Zudem sollen an der Schule weitere Missstände herrschen, die im Detail nicht öffentlich sind. Bekannt ist nur, dass die Schule in einer Krise steckt und es heftige Grabenkämpfe zwischen Lehrern und Vorstand gibt.

Die königliche Familie soll erschüttert sein

Eigentlich wollten Kronprinzessin Victoria (40) und Prinz Daniel (44) ihre Tochter Estelle (6) im Herbst dort in die Vorschulklasse schicken. Estelle wird einmal nach ihrer Mutter die Königin von Schweden. Laut der Zeitschrift „Svensk Dam“ soll die königliche Familie über die Enthüllungen „erschüttert“ sein. Dass Reiche auf Kosten von Flüchtlingskindern bevorzugt wurden, sei etwas, mit dem die um Integration bemühten Royals nicht in Verbindung gebracht werden wollen, zitierte die Zeitschrift eine hofinterne Quelle. Inzwischen habe bereits eine der berühmtesten Finanzfamilien Schwedens ihre Kinder von der Schule genommen.

Nun erwäge auch Kronprinzessin Victoria, ihre Estelle auf eine andere Schule zu schicken. Das wäre eine Katastrophe für die erst 2013 mit Spendengelder von schwedischen Millionären gegründeten Schule. Nun hat sich erstmals auch der Hof in der Angelegenheit zu Wort gemeldet. Sowohl die Kronprinzessin als auch König Carl XVI. Gustaf (72) seien über die Ereignisse an der Schule im Bilde. Sie werden sie aber nicht kommentieren. Zur geplanten Einschulung von Prinzessin Estelle sagt Hofsprecherin Margareta Thorgren der Zeitung „SVD“, man werde zunächst daran festhalten: „Nun ist es so geplant, aber alles kann sich verändern.“

In Schweden gibt es richtige Ketten von Privatenschulen

Laut Kritikern sind die seit den neunziger Jahren in Schweden aus dem Boden schießenden Freischulen eine wichtige Ursache für die zunehmende Chancenungleichheit im Lande. Es gibt richtige Ketten von privaten Gymnasien wie das Jensen-Gymnasium, mit Filialen in vielen Städten und Werbeplakaten auf U-Bahnhöfen.

Sie locken mit dem Ruf höherer Qualität im Vergleich zu kommunalen Schulen und erhalten – neben privaten Investitionen und Spendengeldern – pro Schüler die gleiche Summe vom Staat wie die kommunalen. Die Grundschule Campus Manilla ist das Flaggschiff unter den Privaten. Sie residiert in einem palastähnlichen Gebäude auf der malerischen Stockholmer Insel Djurgården.