Wer die Augen schließt, spürt noch intensiver, wie Tannenzapfen, Steine und kleine Hölzchen die Füße kitzeln. Foto: StN-Archiv

Im neuen Schwarzwaldhaus in Grafenhausen kann mit allen Sinnen ausprobiert und getestet werden. Das Mitmacherlebnis will im Kontrast zum virtuellen Erleben im Internet stehen.

Grafenhausen - Jung und Alt ziehen sich gleichermaßen begeistert Schuhe und Strümpfe aus, um auf bloßen Sohlen den Barfußpfad im neuen Schwarzwaldhaus in Grafenhausen zu erkunden. Wer die Augen schließt, spürt noch intensiver, wie Tannenzapfen, Steine und kleine Hölzchen die Füße kitzeln. Täuschend echt erscheint der Schwarzwald auf dem kleinen Parcours – es zwitschert und trällert zwischen den einzelnen Baumstämmen hervor.

Gleich gegenüber gibt es für empfindliche Nasen duftende Plastikblumen aus dem Bauerngarten. Ihr Geruch überrascht allerdings. Denn der Lavendel verströmt das Aroma frischer Äpfel und der rote Klatschmohn riecht nach Orangen.

„Die Bienen sehen aber viele Bilder“, ruft die neunjährige Fea überrascht aus. Sie ist mit der Facettenbrille in die Welt der fleißigen Honigsammler abgetaucht. Dort ist es für sie gar nicht so einfach, ein gewünschtes Ziel mit den Fingern anzusteuern und zu treffen. Denn die vielen tausend Einzelaugen einer Biene ermöglichen eine deutlich schwächere räumliche Auflösung als das menschliche Linsenauge. „Über 80 Prozent aller Umweltreize kommen über die Augen“, erklärt Petra Pauls-Gläsemann, die auf vorherige Anfrage durchs Mitmachmuseum führt. „Obwohl wir das Auge im Alltag ständig fordern, hören die meisten Menschen ein Auto noch bevor sie es sehen.“

Ein fühlbares Mitmacherlebnis im Kontrast zur virtuellen Welt des Internets

Die zehnjährige Laura und ihre jüngere Schwester suchen immer wieder den Weg durch den Dunkelgang – das ist spannend und unheimlich zugleich. Denn auch wenn sich die Augen an die tiefschwarze Nacht gewöhnt haben, hilft oft nur das Tasten mit den Händen, um ein paar Schritte vorwärts zu kommen. Wenn plötzlich der harte Holzboden in weiche Stoffbahnen übergeht, lässt man sich leicht aus dem Gleichgewicht bringen. „Noch intensiver sind die Erlebnisse in unserer Dunkelbar“, erläutert Petra Pauls-Gläsemann. „Der Geschmacksinn ist dort viel intensiver.“ Dafür ist allerdings eine Voranmeldung erforderlich.

Die Ideen und Exponate rund um die menschliche Wahrnehmung sind einfach, aber eindrucksvoll – ein fühlbares Mitmacherlebnis im Kontrast zur virtuellen Welt des Internets. Im Schwarzwaldhaus kann alles ausprobiert und getestet werden. Aufgrund der positiven Besucherresonanz wird im Dachgeschoss bereits an einem neuen Erlebnisbereich unter dem Motto „Zeit und Entschleunigung“ gearbeitet, der voraussichtlich bis April 2015 fertiggestellt sein wird.

Das Schwarzwaldhaus ist ganzjährig von Mittwoch bis Montag, jeweils von 11 bis 17 Uhr, geöffnet. Eintritt: fünf Euro, Kinder, drei Euro. Eine Familienkarte kostet 13 Euro.

www.schwarzwaldhausdersinne.de