Nach einem weiteren gewaltsamen Tod eines schwarzen Jugendlichen in den USA ist es am Tatort in Berkeley im US-Bundesstaat Missouri zu Ausschreitungen gekommen. Foto: ST. LOUIS POST DISPATCH

Wiederholte Fälle von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner empören die USA seit Monaten. Nun erschoss wieder ein Polizist einen schwarzen Jugendlichen. Dieser richtete nach Polizeiangaben allerdings zuvor eine Waffe auf den Beamten.

St. Louis - Nach dem Tod eines weiteren schwarzen Jugendlichen durch eine Polizeikugel im US-Bundesstaat Missouri ist es zu Ausschreitungen am Tatort in Berkeley gekommen. Ein weißer Beamter hatte in der Nacht zum Mittwoch einen 18-Jährigen an einer Tankstelle erschossen, nachdem dieser laut Polizei während einer Routinekontrolle eine Waffe auf den Polizisten gerichtet hatte. Der Polizist habe in Notwehr gehandelt.

Nach dem Vorfall protestierten etwa 200 Menschen in Berkeley. Demonstranten lieferten sich Rangeleien mit der Polizei, auch Müllcontainer wurden in Brand gesetzt. Mehrere Personen hätten Steine auf die Beamten geworfen, teilte die Polizei mit. Vier Personen seien festgenommen worden. Auch habe es Versuche gegeben, an der Tankstelle Feuer zu legen. Diese seien jedoch schnell gelöscht worden.

Der erschossene Jugendliche wurde sowohl von den Behörden wie auch von seiner Mutter als der 18-jährige Antonio Martin identifiziert. Die Polizei veröffentlichte Videoaufnahmen mehrerer Überwachungskameras der Tankstelle. Dabei ist der Jugendliche zu sehen, wie er seinen Arm in Richtung des Beamten hebt und anscheinend eine Pistole auf diesen richtet.

Berkeley liegt in der Nähe von Ferguson

Berkeley liegt in der Nähe von Ferguson - einer Vorstadt von St. Louis -, das im Sommer Schlagzeilen gemacht hatte. Dort hatte ein weißer Polizist auf den unbewaffneten Schwarzen Michael Brown geschossen und den 17-Jährigen getötet. Es folgten schwere Unruhen. Eine Geschworenenjury entschied später, dass der Polizist nicht vor Gericht muss. Auch in anderen Landesteilen wie etwa in New York sorgten darauf Berichte über Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze für Empörung.

„Wir sind anders als Ferguson“, betonte der Bürgermeister von Berkeley, Theodore Hoskins, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Im Gegensatz zu Ferguson seien viele Polizisten und Beamte der Stadt Afroamerikaner. Der Polizist habe durch seine Schüsse vermutlich sein Leben gerettet. Es gebe aber neben den Ermittlungen der Polizei auch eine unabhängige Untersuchung der Stadt.

Zunächst hatte die Polizei nicht die Hautfarbe des Schützen und des Opfers mitgeteilt. Die Polizisten seien bei ihrer Routinekontrolle auf zwei Männer gestoßen, von denen einer eine Waffe auf die Polizisten gerichtet habe. Der Beamte habe „Angst um sein Leben“ gehabt und mehrere Schüsse abgegeben. Der zweite Mann sei geflüchtet. Am Tatort sei eine Waffe sichergestellt worden.

In New York kam es in der Nacht zum Mittwoch erneut zu Protesten gegen Polizeigewalt. Laut „New York Daily News“ waren einige Hundert Demonstranten auf den Straßen, obwohl Bürgermeister Bill de Blasio um eine Pause gebeten hatte. Erst sollten zwei am Wochenende erschossene Polizisten beerdigt sein, hatte de Blasio erklärt. Die Demonstrationen seien friedlich verlaufen, hieß es.

Anfang Dezember hatte ein Geschworenengremium entschieden, einen weißen Polizisten für den Tod des schwarzen Eric Garner in New York nicht zur Rechenschaft zu ziehen. Der Polizist hatte Garner bei der Festnahme wegen angeblich illegalen Zigarettenhandels in den Würgegriff genommen. Dessen Hilferufe, er bekomme keine Luft mehr, ignorierte er. Der asthmakranke Schwarze, ein sechsfacher Familienvater, starb wenig später.