Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen erklärt Tricks und Lockangebote von Finanzberatern. Foto: dpa

Versteckte Kosten, verschwiegene Risiken: Mit welchen Lockangeboten Finanzberater ihre Kunden hinters Licht führen, steht nun im „Schwarzbuch Banken und Finanzvertriebe“.

„Die Provisionen und die Margen der Berater sind die Probleme, die beim Finanzvertrieb dominieren – egal bei welchem Produkt.“ Das sagt Niels Nauhauser, zuständig für Altersvorsorge und Bankenkredite bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Diese These zieht sich wie ein roter Faden auch durch die Fälle, die Thomas Hammer von Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen im „Schwarzbuch Banken und Finanzvertrieb“ beschreibt, das an diesem Dienstag erscheint.

Man müsse sich einfach darüber klar werden, dass es überall dort, wo etwas verkauft wird, keine echte Beratung gibt, so der Tenor des Buchs. Es werde das verkauft, was Provision bringt, nicht das, was in den Lebensentwurf des Kunden passt. Thomas Hammer hat Fälle von Verbraucherzentralen aus ganz Deutschland zusammengetragen und gibt anhand derer Tipps, wie man selber den Kostenfallen entgehen kann.

Beispiel Sternchenwerbung : Kostenlose Girokonten, kleine Zinsen für Kredite oder große Zinsen für Geldanlagen. „Das sind meistens nur Lockangebote, die den Kunden in den Laden lotsen sollen“, sagt Niels Nauhauser zu sogenannten Sternchenangeboten. Der schönklingende Name kommt daher, dass hinter den Versprechen noch ein kleines Sternchen steht, das auf das Kleingedruckte hinweist. Und darin finden sich dann die Bedingungen, unter denen das Angebot gültig ist. Wer diese nicht genau liest, landet schnell in der Kostenfalle.

Das „Schwarzbuch“ gibt ein konkretes Beispiel: „Kostenloses Girokonto plus Kreditkarte*“, warb im März 2012 die Postbank auf ihrer Internetseite. In der Fußnote waren dann die Bedingungen für dieses Angebot zu lesen: Das Girokonto sei für alle Privatkunden mit einem monatlichen bargeldlosen Geldeingang ab 1000 Euro kostenlos. Ansonsten betrage die Gebühr für das Konto 5,90 Euro im Monat. Die Visa-Card sei im ersten Jahr frei, danach koste sie 22 Euro im Jahr. Und genau diese Taktik kritisieren die Experten der Verbraucherzentralen, denn „damit schnappt die Kostenfalle genau dann zu, wenn man das Geld am nötigsten braucht“. Wird der Kontoinhaber beispielsweise arbeitslos sinkt sein Einkommen schnell unter die 1000-Euro-Grenze. Und in nur einem Jahr belaufen sich die Gebühren für sein Konto nicht mehr auf null, sondern auf 70,80 Euro.

Die Postbank sei aber kein Einzelfall, so das „Schwarzbuch“. Noch deftiger langte zum selben Zeitpunkt die Commerzbank zu, die bei weniger als 1200 Euro Monatseingang gleich 9,90 Euro Kontoführungsgebühr pro Monat kassierte. Die Masche, Kunden mit Gratiskonten zu ködern, ziehe sie quer durch alle Bankengruppen. „Das sind nichts anderes als die Taschenspielertricks der Banken“, sagt Nauhauser.

Beispiel Riester-Rente : „Wer einen Riester-Versicherungssparplan abschließt, begibt sich praktisch in einen finanzplanerischen Blindflug“, heißt es hierzu im „Schwarzbuch“. Die Anbieter seien zwar per Gesetz verpflichtet, die in dem Sparplan enthaltenen Kosten anzugeben. Doch bei dem Mix aus Prozentzahlen, Festbeträgen, langfristigen und einmaligen Kosten, könne eigentlich kein Otto Normalverbraucher mehr durchblicken.

„Bei Riester und anderen Versicherungen sind meist die Abschlusskosten das Problem“, sagt Niels Nauhauser. Denn was als Abschlusskosten bezeichnet wird, sei meist einfach nur die Provision, die der Vermittler des Vertrags selbst einstreicht. Vor allem in den ersten Jahren bedeutet das verbreitete Verfahren namens Zillmerung für den Sparer finanzielle Einbußen, weil dabei aus den ersten Einzahlungen die Prämie für den Vermittler finanziert wird. Steigt der Sparer innerhalb weniger Jahre wieder aus oder wechselt auch nur den Anbieter, fehlt besonders viel Geld auf dem Konto.

Wie schwer durchschaubar die Riester-Kosten oft sind, zeigt das „Schwarzbuch“ anhand eines Angebots der LVM-Versicherung: „Als Abschlusskosten werden 4,50 Euro je 100 Euro Beitragszahlung einbehalten. Die Kosten für die Vertragsführung betragen 3,50 Euro je 100 Euro Beitragszahlung und 2,50 Euro je 100 Euro Rentenzahlung. Für die Verwaltung des Kapitals werden monatlich vor Beginn der Rentenzahlung 0,04 Euro je 100 Euro der bisher gezahlten Beitragssumme abgezogen. Für den 5000 Euro übersteigenden Teil der bisher gezahlten Beitragssumme reduziert sich dieser Betrag auf 0,02 Euro je 100 Euro.“ Da blickt wirklich niemand mehr durch.

Um sich vor solchen Lockangeboten und falschen Beratungen zu schützen, heißt es nur: selbst schlau machen. Das „Schwarzbuch“ zeigt, worauf man achten muss und welche Anlage für wen geeignet sein kann.

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