Gewerkschaft will Schwarzarbeit am Bau bekämpfen – und klagt über Desinteresse der Bahn.

Stuttgart -  Peinlich, peinlich: In der Region Stuttgart macht ein Großbauprojekt nach dem anderen durch Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung von sich reden. Das zuständige Hauptzollamt Stuttgart wurde beim Abriss des Nordflügels von Stuttgart21, beim Bau der neuen Stadtbibliothek und auf der Baustelle für ein neues Geschäfts- und Wohnquartier fündig.

Die Schwarzarbeit-Fahnder vom Zoll schlagen Alarm. Illegale Beschäftigungsverhältnisse mit Arbeitern aus Osteuropa seien auf den Baustellen auf dem Vormarsch, heißt es. Bundesweit ist die Schadenssumme durch Schwarzarbeit von 625 auf 720 Millionen Euro gestiegen.

IG Bau: Bahn kein Interesse an Kooperation

Nur die Projektgesellschaft der Bahn hat für Stuttgart21 die Warnsignale offenbar überhört. In einem offenen Brief hat am Dienstag der Bundesvorstand der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) beklagt, dass man eigentlich gemeinsam mit der Bahn AG schon bei der Ausschreibung und Auftragsvergabe gegen schwarze Schafe habe vorgehen wollen. Schließlich habe die Gewerkschaft einige Erfahrung mit hinlänglich bekannten Subunternehmer-Ketten. "Allerdings ist das aus nicht nachvollziehbaren Gründen versandet", kritisiert der stellvertretende Bundesvorsitzende Dietmar Schäfers. Nach positiven Gesprächen im Herbst 2010 herrsche nun seit einem halben Jahr Funkstille. Die Bahn habe kein Interesse an Kooperation.

Am Dienstag hat sich die IG Bau an die Fraktionsvorsitzenden im baden-württembergischen Landtag gewandt - mit der Bitte um Unterstützung: Stuttgart21 solle, abseits der politischen Auseinandersetzungen, zur "saubersten Baustelle Deutschlands" werden, bei der gesetzliche und tarifliche Bestimmungen ohne Lohn- und Sozialdumping eingehalten werden. Die IG Bau dürfte unmittelbar vor der Landtagswahl sicherlich auf offene Ohren stoßen.