Dino Zippe (links) und Knud Scheibelt eröffnen an der Theo eine neue Bar. Foto: Scheibelt

Die Schwarz-Weiß-Bar zählt zu den wenigen Stuttgarter Bars, die mit Gastro-Preisen ausgezeichnet wurden. Jetzt planen die Macher einen weiteren Laden in der City – direkt an der Theodor-Heuss-Straße.

Stuttgart - Bei den Stichworten „hochwertige Drinks“ oder „feines Ambiete“ denken wohl nur wenige ausgerechnet an die Theodor-Heuss-Straße. Die Partymeile macht bis heute vor allem Schlagzeilen mit Autotunern, Kommunalpolitiker sehen dort Systemgastro wuchern. Nicht unbedingt das Publikum, das Knud Scheibelt sonst in der Schwarz-Weiß-Bar unweit des Wilhelmsplatzes empfängt – der mit 15 Quadratmetern wahrscheinlich kleinsten Bar in der Stadt, 2014 für den Glenfiddich Award nominiert, dem wichtigsten Preis für Barkultur. Das hat bis heute keine andere Stuttgarter Bar geschafft.

Aber auf genau dieses Terrain der Theo wagt sich Knud Scheibelt jetzt zusammen mit Dino Zippe, der aktuell hinter dem Tresen der Schwar-Weiß-Bar Getränke mixt. Mit dem Purple Room soll noch im Sommer eine neue Bar in den ehemaligen Räumen des Imbiss Pockez an der Ecke zum Rotebühlplatz eröffnen, die das Kolping Bildungswerk zuletzt genutzt hatte. „Wir haben die Schlüssel, jetzt beginnt der Umbau“, sagt Knud Scheibelt, „bis jetzt gibt es dort noch nicht mal einen Kühlschrank.“

Die Drinks sollen etwas günstiger werden als in der Schwarz-Weiß-Bar, gute Vorbereitung soll das bei gleichzeitig hoher Produktqualität möglich machen. Außerdem soll es Hotdogs geben – laut Scheibelt eine Marktlücke in Stuttgart. Aber nicht irgendwelche: Scheibelt und Zippe konnten offenbar zwei Sterneköche gewinnen, die das Fast Food kredenzen. „Mit richtig gutem Brot und tollen Soßen“, verspricht Scheibelt.

Keine Ballermann-Szenerien im Sinn

Die Barbetreiber planen sowohl drinnen als auch draußen etwa 20 Sitzplätze. Sich wegen des Standorts durchringen mussten sie offenbar nicht: „Da gab es wenig nachzudenken, das Objekt ist einfach so interessant und baulich so vielversprechend, dass wir da rein mussten.“

Auch den Stadtoberen dürfte die gastronomische Verbesserung der Theodor-Heuss-Straße willkommen sein. So sieht es Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle: „Die Entwicklung der Theo ging die letzten Jahre ganz klar in Richtung Systemgastro. Das ist nicht unbedingt eine Aufwertung des Quartiers.“ Insofern begrüßt sie, wenn dort innovative Konzepte Einzug halten.

Das entspreche auch dem Geiste der Pioniere, die der Theo vor gut 15 Jahren überhaupt erst Leben einhauchten. „Ein Rohbau oder eine Suite 212 hatten sicher keine Ballermann- oder Partymeilen-Szenerien im Sinn“, sagt Kienzle.

Mit dem Kopf durch die Burger-King-Scheibe

Heute gilt die Theo in unterschiedlicher Hinsicht als Brennpunkt. Zum einen sind da die Raser. 100 000 Autofahrer wurden 2017 auf der Bundesstraße wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen geblitzt – fast ein Viertel aller erfassten Tempoverstöße in Stuttgart. Andererseits sind im Bereich der Theodor-Heuss-Straße auch nächtliche Krawalle an der Tagesordnung. So kracht schon mal ein Randalierer mit dem Kopf durch die Scheibe einer Burger-King-Filiale. Eine Verschlimmerung der Lage ist aus polizeilicher Sicht nicht allerdings festzustellen. „Die Theo ist bei uns aktuell kein größeres Thema“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski.

Dabei gibt es aus gastronomischer Sicht dort auch positive Entwicklungen – zumindest in den Flanken der Theodor-Heuss-Straße. Das Cape Collins bei der Calwer Passage zum Beispiel, das Basti Sommer betreibt, der auch schon das Bravo Charlie hochgezogen hat – ein Laden, der vielen bis heute in Erinnerung ist. Oder das Jigger and Spoon im Hospitalviertel auf der anderen Seite der Theo, eine Bar in einem Banktresor, die das Fachmagazin „Mixology“ 2017 als eine der Top-Eröffnungen des Jahres feierte. Vielleicht ist es um die Zukunft der Theo ja besser bestellt, als manche meinen.