Der Schwanenplatztunnel (B 14) ist für viele Autofahrer eine Kurz-Rennstrecke. Jetzt soll eine stationäre Tempomessung das Limit von 50 km/h überwachen. Foto: Leif Piechowski

Die Stadt will die Verkehrsüberwachung deutlich ausbauen – besonders entlang der Bundesstraße 14. Die Renn-Röhre des Schwanenplatztunnels soll eine neue Blitzanlage mit unsichtbarem Schwarzblitz bekommen.

Stuttgart - Den „schwarzen Blitz“ sieht man nicht. Speziell für Tunnels konzipiert, werden Temposünder von einem Spezial-Blitzkasten nahezu unsichtbar abgelichtet. Geht es nach Martin Schairer, dem für die Verkehrsüberwachung zuständigen Bürgermeister für Sicherheit und Ordnung, soll bald schon eine stationäre Blitzanlage im Schwanenplatztunnel die Raser ins Visier nehmen. Die Röhre der B 14, die Stuttgarts Innenstadt mit Bad Cannstatt und der B 10 nach Esslingen verbindet, ist seit Jahren als Rennstrecke berüchtigt.

Am heutigen Dienstag bekommt der Ausschuss für Umwelt und Technik im Gemeinderat ein umfangreiches Papier auf den Tisch gelegt. Es enthält Schairers Vision einer ausgebauten Verkehrsüberwachung. Unter anderem mit einer schnellen Sondereingreiftruppe, die auch in Außenbezirken Durchfahrtsverbote kontrolliert, mit einer Aufstockung der Kontrollteams in Tempo-30-Zonen – und eben mit zwei stationären Blitzanlagen im Schwanenplatztunnel in beiden Richtungen. Maßnahmen, die der Gemeinderat für den Doppelhaushalt 2014/15 finanziell berücksichtigen soll.

Zwei schwere Unfälle mit einem Toten und vier Verletzten im Jahr 2009 hatten offenkundig gemacht, wo das Problem liegt. Zwei Fahrer PS-starker Boliden hatten es in der mehrspurigen Röhre, die nur schwer zu überwachen ist, ordentlich krachen lassen. Von einem VW Golf blieben, nachdem er aus dem Tunnel Richtung Bad Cannstatt geschossen und gegen einen Mast der Stadtbahnstrecke geschleudert war, nur noch unzählige Trümmerteile übrig. Der 21-jährige Fahrer war sofort tot. Monate später ging an derselben Stelle nach einer Kollision der 400-PS-Mercedes eines 34-Jährigen in Flammen auf.

Anlage mit 380.000 Euro im Doppelhaushalt veranschlagt

Seither wurden immer wieder Raser erwischt. Dort, wo höchstens 50 Kilometer pro Stunde erlaubt sind, erwischte die Polizei Autofahrer mal mit 121, mal mit 135, mal mit 165 km/h. Videostreifen der Polizei filmten immer wieder illegale Wettrennen. Die Sünder hatten sich relativ sicher gefühlt, weil der Tunnel nur schwer zu überwachen ist.

Die stationäre Anlage, die mit einem neuartigen Schwarzblitz wie in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) ausgestattet werden soll, ist auf dem Wunschzettel für den Doppelhaushalt mit 380 000 Euro veranschlagt. Nicht eingerechnet die Kosten für die Personalstellen, die bei der Erledigung der Fälle zusätzlich nötig sind.

„Aber nicht nur in Sachen Sicherheit ist der Tunnel ein logischer Standort“, sagt Schairers Sprecher Hermann Karpf, „man muss das auch im Gesamtzusammenhang mit der Luftreinhaltung sehen.“ Der Verkehr auf der B 14, die quer durch die Stadt führt, soll zwischen Neckar und Heslach „verstetigt“ werden – also mit allerhöchstens Tempo 50 dahinfließen. Mitten auf der Strecke liegt das nämlich das Neckartor, Deutschlands schlimmste Feinstaubzone.

Weniger Temposünder als gedacht an Cannstatter Straße

Je Fahrtrichtung wird in den beiden Tunnelröhren mit 15 000 erwischten Temposündern gerechnet – „und das ist noch konservativ geschätzt“, sagt Joachim Elser, Leiter der städtischen Verkehrsüberwachung. Der Grund: Der Blitz mit der sogenannten Black Flash Technologie ist für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar – und damit werden nachfolgende Autofahrer nicht gewarnt. Als die Blitzsäulen an der Cannstatter Straße aktiviert wurden, hatten die Planer allerdings auch mit insgesamt 30 000 Temposündern im Jahr gerechnet – „und dann waren es 80 000 in nur vier Monaten“, so Elser.

Wann die Tunnel-Blitzer aufgestellt werden, ist noch unklar. Erst einmal müssen sie im Haushaltsplan für 2014/15 aufgenommen werden. Bei zwei anderen neuen Standorten ist es konkreter: Im Herbst sollen an der B 14 auf Höhe der Leonhardskirche zwei Säulen errichtet werden, die dann im Wechsel mit den Kameras aus der Cannstatter Straße bestückt sind. Zur gleichen Zeit soll es auch an der B 14 am Schattenring blitzen.

Der Blitz im Tunnel soll laut Vorlage „kostendeckend“ arbeiten. Das wäre bescheiden: Bei den bisher 26 Anlagen in der Stadt sieht es im Schnitt viel besser aus – die machen ein Plus von 60,8 Prozent.