Die Kinderschar ist Foto: Rebecca Anna Fritzsche

Ein Schwanenpärchen im Rosensteinpark hat vier seiner acht Küken verloren – warum, ist unklar.

S-Nord/S-Mitte - Anne Stauf kommt regelmäßig in den Rosensteinpark, um sich nach der Arbeit zu erholen. Besonders angetan hat es ihr ein Schwanenpärchen, das kürzlich Nachwuchs bekommen hat: acht kleine Küken. Auch am Abend des 31. Mai war Anne Stauf im Park, um die Schwanenfamilie zu beobachten. „Als ich am 1. Juni wieder kam, waren vier Küken einfach verschwunden“, berichtet die Naturliebhaberin bestürzt. Anne Staufs Vermutung: „Ein Teil der Parkbesucher gibt den Tieren verschimmelte Abfälle zu fressen, überwiegend Brot.“ Vermutlich habe das dem Schwanennachwuchs nicht gut getan. Dass nicht der ganze Nachwuchs überlebe, sei in der Natur ja normal, so Stauf: „Aber vier Küken auf einmal?“ Sie hat auch beobachtet, dass Kinder die Tiere mit Steinen beworfen haben, und hofft, dass dies nichts mit den verschwundenen Küken zu tun hat.

Wilhelma-Sprecher Florian Pointke vermutet eher einen anderen Grund: „In einer Parkanlage ist es ein Wunder, wenn Jungtiere groß werden“, sagt er. „Es gibt einfach wenig Deckung vor natürlichen Feinden wie Ratten, Füchsen oder freilaufenden Hunden – es sind natürlich unglückliche Umstände, wenn gleich vier Schwanenküken auf einmal gefressen werden.“ Die Wilhelma-Mitarbeiter sind mit der Parkpflege betraut; in das Leben der Wildtiere greifen sie idealerweise nicht ein. Die meisten der ausgewachsenen Tiere tragen lediglich einen Ring um ein Bein.

Woog vermutet finstere Motive

Diese Ringe werden von Mitarbeitern des staatlichen Museums für Naturkunde angebracht. „Damit können wir verfolgen, wo sich die Vögel aufhalten“, erklärt die Ornithologin Friederike Woog, die im Museum die Vogelsammlung betreut. Die Ringe werden von der Vogelwarte Radolfzell ausgegeben; jeder ist mit einer individuellen Nummer versehen. „Die Nummern können durch ein Fernglas oder sogar mit dem bloßen Auge abgelesen und der Vogelwarte übermittelt werden“, erklärt Woog. Ortstreu sind die meisten Vögel zwar, es kommt aber trotzdem vor, dass Tiere aus dem Rosensteinpark auch in der Region Stuttgart gesichtet werden. „Gebrütet wird immer im gleichen Gebiet, und oft ist das nicht Stuttgart“, weiß Woog.

Dass vier Schwanenküken fehlen, ist den Museumsmitarbeitern auch aufgefallen. Friederike Woog vermutet eher finstere Motive dahinter: „Ich könnte mir vorstellen, dass jemand die vier Küken mitgenommen hat“, meint sie. „Dass vier auf einmal sterben oder gerissen werden, ist eher unwahrscheinlich.“ Die vier übrigen Schwanenküken sollen, sobald sie groß genug sind, ebenfalls mit Ringen versehen werden, vermutlich im August. Falls der Nachwuchs dann einen Überraschungsausflug unternehmen sollte, sind die Museumsmitarbeiter informiert. Anne Stauf hofft auf eine glückliche Zukunft für die vier Schwanenküken. Sie möchte die Wildtiere im Rosensteinpark nicht missen: „Sie bereichern unser Leben in unmittelbarer Nähe der Stadt – und das für Groß und Klein.“