Trotz massiver Ermittlungen bleibt der Mord an der Rentnerin aus Schwaikheim ungelöst. Auch ein genetischer Fingerabdruck brachte noch keinen Treffer. Warum die Ermittler trotzdem noch an einen Durchbruch glauben.
Zwischen Apfelbäumen und Himbeerhecken, mitten im goldenen Spätsommer, endete das Leben der 75-jährigen Marghareta S. auf grausame Weise. Sie war allein an jenem Dienstag, dem 24. September 2024, auf ihrem Gartengrundstück zwischen Schwaikheim und Winnenden, als ihr jemand das Leben nahm. Die Leiche wurde noch am selben Tag von einem Angehörigen gefunden – ein Gewaltverbrechen, so eindeutig wie fassungslos machend.
Bis heute, sieben Monate später, ist der Täter nicht gefasst. Und noch immer herrscht Unruhe im Ort. Zwischen Schrebergärten, auf Gehwegen und in der Bäckerei: Das Unfassbare ist nach wie vor Gesprächsthema. Doch es gibt keine Antworten – nur Spuren. Und Hoffnung.
Ermittlungen im Mordfall Marghareta S.: 1400 Spuren gesichert
Wie Polizeipräsident Reiner Möller bei der Vorstellung der Kriminalstatistik am Mittwoch in Aalen mitteilte, ist die Sonderkommission „Garten“ weiterhin im Einsatz. 1400 Spuren wurden gesichert, mehr als 300 Menschen befragt. Die Ermittler durchkämmten das Gelände mehrfach – zu Fuß, mit Drohnen, mit Hubschraubern. Die Frage, wer Marghareta S. getötet hat, bleibt dennoch unbeantwortet.
Dabei scheint ein winziger Teil der Wahrheit greifbar: Die Polizei hat DNA-Spuren, die dem mutmaßlichen Täter zugeordnet werden können. Doch der genetische Fingerabdruck allein reicht nicht aus. Er ist nicht in den Datenbanken der Polizei registriert. „Es konnte noch kein dringend Tatverdächtiger ermittelt werden“, sagt Polizeipräsident Möller. Das bedeutet: Der Täter ist bisher nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten.
Neue DNA-Strategie: Ermittler bitten 500 Personen um Probe
Die Ermittler setzen nun auf eine andere Strategie. Spezialisten haben auf Basis der Daten ein hypothetisches Raster entwickelt. Es beschreibt, wer in das Profil passen könnte – regional, sozial, vielleicht auch biografisch. Auf dieser Grundlage wurden bisher rund 500 Personen gebeten, freiwillig eine DNA-Probe abzugeben. Der Radius wird stetig ausgeweitet.
„Das Einsehen ist hoch“, sagt Möller. Wer nichts zu verbergen hat, kooperiert. Und vielleicht – so möglicherweise die Hoffnung der Ermittler – zeigt sich der Täter doch noch, direkt oder indirekt: durch Verweigerung, durch auffälliges Verhalten, durch ein Wort zu viel.
Ein Mord, der Spuren hinterlässt
Der Fall erinnert an den Mord an der Wirtin eines chinesischen Restaurants in Backnang 2016. Auch dort tappte die Soko monatelang im Dunkeln, bis ein DNA-Treffer in einer rumänischen Datenbank zur Lösung führte. Damals war es ein Einbruch, der die Ermittler auf die Spur brachte – ein banaler Zufall, der einen Mörder entlarvte.
Im Fall Marghareta S. bleibt die Hoffnung, dass sich auch hier irgendwann ein neuer, unerwarteter Weg auftut. Die bisher ausgewerteten Spuren haben zwar Hinweise geliefert, aber keinen Durchbruch. Auch ein Phantombild, das einen möglichen Zeugen oder gar den Täter zeigen könnte, brachte keine neuen Erkenntnisse. Der Mann wurde in der Tatortnähe gesehen, meldete sich aber nie bei der Polizei.
Und die Hinweise, die nach der Ausstrahlung in der Sendung „Aktenzeichen XY“ eingingen, blieben vage. Kein entscheidender Hinweis, keine heiße Spur.
Schock in Schwaikheim: Mord an beliebter Rentnerin bleibt ungelöst
Für viele in Schwaikheim ist der Schock noch spürbar. Marghareta S. galt als freundlich, lebensfroh, aktiv. Sie war bekannt – und beliebt. Der Gedanke, dass ihr jemand auf so brutale Weise das Leben genommen hat, lässt den Ort nicht los. Vor allem nicht, solange niemand weiß, warum – und wer.
Das Gartengrundstück, ein idyllisches Fleckchen mit Hütte, liegt auf freiem Feld, ein Ort der Ruhe. Ein schmaler Weg führt daran vorbei, täglich frequentiert von Spaziergängern, Radfahrern, Hundebesitzern. Genau diese Offenheit des Orts macht das Verbrechen umso verstörender. Ein Mord – ganz nah, ganz plötzlich.
Die Polizei will weiterhin nichts ausschließen. Im Umfeld der Getöteten wurde gefahndet, gefragt, gesammelt. Ein 24-Jähriger, der wegen Einbrüchen in der Region festgenommen wurde, rückte zwischenzeitlich in den Fokus – doch auch hier: keine Verbindung.
Parallelfall im Rems-Murr-Kreis: Mord an Nicole M. aufgeklärt
Fast parallel zu Marghareta S. beschäftigte die Polizei ein weiterer Mordfall im Rems-Murr-Kreis. Im November vergangenen Jahres wurde in Fellbach-Oeffingen die Leiche der jungen Nicole M. entdeckt. Dort konnten die Ermittler schnellere Erfolge verzeichnen: Ein Tatverdächtiger sitzt in Untersuchungshaft. Auch dieser Fall ist ein Gewaltverbrechen, mutmaßlich aus dem persönlichen Umfeld heraus begangen.
In Schwaikheim hingegen: keine heiße Spur, keine Verhaftung, keine Anklage. Manchmal liegt der Schlüssel zur Wahrheit in der Ferne. In einem anderen Fall, so hofft man, in einer anderen Datenbank. Bis dahin bleibt die Hoffnung. Die Hoffnung, dass eine neue DNA-Probe passt. Dass ein winziger Zufall das große Rätsel löst. Dass der Mord an Marghareta S. nicht als dunkles Kapitel ohne Auflösung in die Geschichte von Schwaikheim eingeht.
Bis dahin wird weitergesucht. Mit Ausdauer. Mit Akribie. Und mit dem Versprechen, das Möller bei der Pressekonferenz erneuert hat: „Die Soko Garten arbeitet weiter mit voller Energie.“