Pfarrer Schäuble in der Misere: Seine Kirche ist zusammengebrochen, die Kollekte für den Aufbau einer neuen hat er schlicht versoffen. Foto: Camino Filmverleih

Man nehme zwei verfeindete Dörfer, einen saufenden Pfarrer, eine Blaskapelle: fertig ist der „schwäbische Bloggbaschter“. Wird Ulrike Grotes neuer Mundartfilm zum Sommerhit? Von diesem Donnerstag an läuft die schwäbische Erfolgskomödie „Täterätää! Die Kirche bleibt im Dorf 2“ in den Kinos.

Stuttgart - „Maria, wo bleibt mei Pina Kolada?“ Es geht schon gut los in „Täterätää!“, dem zweiten Teil der schwäbischen Erfolgskomödie „Die Kirche bleibt im Dorf“. Buddhistin Tante Ruth (Sabine Hahn) genießt ihr Getränk gelassen im Garten, während um sie herum scheinbar die Welt unterzugehen droht – zumindest die der Ober- und der Unterrieslinger: Das Dach der Kirche ist beim Gottesdienst über Pfarrer Schäuble und der Gemeinde zusammengekracht. Eine Lösung für die Misere winkt so schnell nicht, denn der Oberhirte hat die Kollekte für den Neubau schlicht versoffen.

Nun muss Geld her und das wollen die zwei verfeindeten Gemeinden durch den Gewinn eines Kapellenwettbewerbs im fernen Hamburg auftreiben. Doch um teilnehmen zu können, müssen sie üben, üben und nochmals üben. Eine Herausforderung für alle Beteiligten, die zu allem Überfluss von einem „Fischkopf“ dirigiert werden.

Der Erfolg war eine große Überraschung

Mit dem Erfolg von „Die Kirche bleibt im Dorf“ hat Regisseurin und Drehbuchautorin Ulrike Grote 2012 nicht gerechnet. „Es war eine große Überraschung“, sagt die 52-Jährige unserer Zeitung. Mehr als eine halbe Million Zuschauer haben den Film vor drei Jahren gesehen – der „schwäbische Bloggbaschter“ war der überraschende Sommerhit. Grote ist in Pforzheim aufgewachsen, lebt mittlerweile aber in Hamburg. Hat sie ihre Figuren deshalb in die Hansestadt geschickt? „Der nord- und der süddeutsche Dialekt sind ja sehr unterschiedlich“, sagt Grote. „Das ergibt einfach herrliche Reibungspunkte – obwohl der trockene, lakonische Humor der Hamburger dem der Schwaben sehr ähnlich ist.“

Eine geplatzte Fruchtblase, zu viel Alkohol, ungeplante Bettgenossenschaften

In Hamburgs Rotlichtviertel St. Pauli – dort hat die Truppe aus schwäbischer Sparsamkeit ihr Lager aufgeschlagen – geht es am Vorabend des Wettbewerbs hoch her. Nach einer geplatzten Fruchtblase, zu viel Alkohol und ungeplanten Bettgenossenschaften scheint der Streit am nächsten Morgen unumgänglich. Während die Ober- und Unterrieslinger sich anschreien („Schnarchsack!“, „Wetterhex!“), lässt Grote lustige Blasmusik spielen.

„Mehr Komik, mehr Dialekt und mehr Musik“ verspricht denn auch der Stuttgarter Filmverleih Camino für den 95-minütigen Nachfolger von „Die Kirche bleibt im Dorf“, der wie sein Vorgänger von der Hamburger Fortune Cookie Filmproduktion in Koproduktion mit SWR und ARD Degeto produziert worden ist. Und erfüllt sein Versprechen. Dass die Handlung bei guter Kameraführung (Thomas Vollmar) und schönen Landschaftsaufnahmen etwas schlapper daherkommt als im ersten Teil, die Witze etwas flacher sind: geschenkt.

Das Schwäbische schafft eine Verbundenheit zwischen den Schauspielern

„Dieses schwäbische Ensemble-Stück zu spielen, hat total Bock gemacht“, sagt Karoline Eichhorn unserer Zeitung. Im Film gibt sie die Christine Häberle. Christine träumt von der weiten Welt („I will net en Oberrieslinga versaura“), lebt jedoch mit ihrem Freund, dem Robert-Redford-Verschnitt Howie, unter dem Dach ihres Vaters Gottfried Häberle (Christian Pätzold). Im Unterschied zu Filmen auf Hochdeutsch sei mit dem Schwäbischen sofort eine Verbundenheit zwischen den Schauspielern da, sagt die 49-jährige Stuttgarterin.

Eichhorns Filmschwester Natalia Wörner (Maria Häberle) hat sich von den beiden Mundart-Komödien sogar zu einem Buch inspirieren lassen. „Heimat Lust – meine schwäbische Liebeserklärung“ heißt das Erstlingswerk der 1967 in Stuttgart geborenen Schauspielerin, die ihrer Heimatstadt mit 18 den Rücken kehrte, um sich als Model ihren Lebensunterhalt in Paris, New York, Mailand zu verdienen. Erst Grotes Schwaben-Klamauk verwandelte Wörners Heimatfrust in „Heimat-Lust“.

„Die Musik macht den Film aus“

Die Idee für das Drehbuch kam Wörner und Grote bei einem gemeinsamen Filmabend. Während eine Krimiserie über den Bildschirm flackerte, waren sich die beiden Frauen einig: „Unserem Landstrich fehlt eigentlich nur eines. Der Beweis, dass wir Schwaben auch Komödie können. Und nicht in den Keller steigen, um zu lachen.“

Im Keller des Wirtshaus „Goldener Kelch“ schüttet Pfarrer Schäuble im Film Häberles beste Lemberger zusammen – aber nicht, um sich schon wieder volllaufen zu lassen: Mit einem Flaschenxylofon will auch er sich an der neu zusammengestellten Big Band zur Rettung der Kirche beteiligen. Diese spielt den schwungvollen Song „Biberlibabdua“ statt des gewohnten Radetzky-Marsches – ein Ohrwurm, an dem sich der Zuschauer mindestens zwei weitere Tage erfreuen darf. „Die Musik macht den Film aus“, sagt Eichhorn. „Und, dass die Ober- und Unterrieslinger jetzt nicht mehr gegeneinander arbeiten, sondern gemeinsam versuchen, etwas hinzukriegen.“

Das Ende der Schwaben-Saga

Auch wenn sie noch so zielgerichtet ist: reibungslos verläuft die Zusammenarbeit der Ober- und Unterrieslinger natürlich nicht. „Mir hond no gar net a’gfanga ond scho gibt’s Streiterei“, verkündet Elisabeth Rossbauer (Franziska Küpferle), so etwas wie die Anführerin der Unterrieslinger, schon bei der ersten Probe. Irgendwie schaffen sie es dann aber doch im klapprig-alten Reisebus nach Hamburg.

Das Ende der beliebten Schwaben-Saga? „Ja“, bestätigt Grote, „jetzt ist Schluss.“ Eine weitere Staffel für die gleichnamige SWR-Serie würde die Regisseurin zwar gerne noch drehen („Es wäre schön, sie zu einem Ende zu bringen.“). Für einen dritten Kinofilm falle ihr jedoch „keine zündende Idee mehr ein“: „Irgendwann langweilt einen das auch“, sagt sie.