Schwäbisch-Matinee: Monika Kurz von der Volkshochschule Stuttgart mit Redakteur Jan Sellner (Mitte) und Zeichner Peter Ruge. Foto: Lg/Julian Rettig

Der Wahltag war auch ein Dialekttag – zumindest in kleinem Rahmen. Die Volkshochschule Stuttgart eröffnete ihre neue Reihe „Heimat nah und fern“ mit einer „Auf-gut-Schwäbisch“-Matinee.

Stuttgart - Seit April 2009 pflegt Redakteur Jan Sellner die tägliche Kolumne „Auf gut Schwäbisch“ der Stuttgarter Nachrichten. Acht Bücher und neun Kalender sind inzwischen erschienen, ideenreich illustriert von dem Schwenninger Karikaturisten Peter Ruge. Da passte es gut, dass die beiden am Sonntag die Reihe „Heimat nah und fern“ der Volkshochschule Stuttgart eröffneten. Anhänger hat die Kolumne und die sie begleitenden Zeichnungen nicht nur in Stuttgart und der Region. Post kommt regelmäßig auch aus Kanada und den USA. Die etwa 20 Gäste am Sonntagvormittag reisten teils aus Trossingen oder Schwäbisch Gmünd an, und auch ein gebürtiger Ostfriese war unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Treffpunkt Rotebühlplatz. Und natürlich spielte zum Auftakt auch das Thema Bundestagswahl eine Rolle. Erinnert wurde an die vage Prognose des früheren Sindelfinger Oberbürgermeisters Arthur Gruber: „A Sau ka mr schätza, a Wahl net!“

„Dr onderschde der Bremer Stadtmusikanten“

Schnell wurde deutlich: „Auf gut Schwäbisch“ ist für den Lokalchef der Stuttgarter Zeitung/Nachrichten viel mehr als eine tägliche Kolumne. Es gehe auch um ein Stück sozialen Zusammenhalts, sagte er – und um längst verschollene Wörter, wie das „Schnoogahusterle“, das nichts mit einer Krankheit zu tun hat, sondern ein schwach motorisiertes Auto beschreibt. Kreativ auch die schwäbische Bezeichnung für einen Haardutt, der im pietistisch geprägten Korntal „Hallelujabebbele“ genannt wurde. In dem die Schwaben sich auf Umwegen einem Thema nähern, wirkt ihre Kritik auch weniger verletzend. Beispiel: Taugt die Arbeit eines Lehrlings nichts, sagt der schwäbische Meister: „Du bisch dr onderschde der Bremer Stadtmusikanten.“ Das klingt charmanter als zu sagen: „Du kannst nichts.“ Bemerkenswert auch, dass die sprichwörtliche schwäbische Sparsamkeit viel mit Nachhaltigkeit zu tun hat, wenn es beispielsweise der löchrige Schirm „oms Haus rom no duat“. Oder wenn das gebrauchte Badewasser in Eimer umgefüllt und zum Gießen benutzt wurde – „damit nex vrkommt!“ Nicht zu vergessen: die vielen schwäbischen Lebensweisheiten wie etwa diese: „Jetzt duane a Weile nex – dass des au weg kommt.“

Am meisten freuen sich die Mundartfreunde Sellner und Ruge über das positive Echo der Leserinnen und Leser: „,Auf gut Schwäbisch‘ sorgt dafür, dass man schon beim Frühstück lacht“, waren sich die Matinee-Gäste einig.