Das neue Globe-Theater in Schwäbisch Hall Foto: Ufuk Arslan

Die Stadtverwaltung in Schwäbisch Hall senkt mit versteckten Zuschüssen die Gesamtkosten für den Neubau des künftig ganzjährig bespielbaren Globe-Theaters – und dessen Eröffnung verschiebt sich darüber hinaus noch ins nächste Jahr.

Schwäbisch Hall - Wer A sagt, muss auch B sagen: Die Entscheidung des Gemeinderats der Stadt Schwäbisch Hall, das alte hölzerne Globe auf der Kocherinsel durch ein neues, ganzjährig bespielbares Theater zu ersetzen, hat weitreichende Folgen. Wie teuer das neue Globe die Öffentlichkeit am Ende tatsächlich kommt, wird wohl erst zur Eröffnung im März nächsten Jahres bekannt werden – wenn überhaupt. „Es gab genügend Diskussionen“, sagte Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim (SPD) kürzlich beim Richtfest, „ich hoffe jetzt auf Rückenwind“.

Im Jahr 2015 präsentiert Oberbürgermeister Pelgrim der Öffentlichkeit erste Entwürfe des Planungsbüros Hüls aus Münster. Die „Diskussionsgrundlage“ (Pelgrim) sorgt für heftige Debatten in der Stadt. Erst auf Druck aus der Bürgerschaft hin werden andere Architekten aufgefordert, Entwürfe für eine Sanierung oder einen Neubau zu erarbeiten. Am Ende setzt sich Hüls’ allerdings Entwurf durch – auch dank einer Empfehlung des vom Oberbürgermeister eigens berufenen Fachbeirats. Im Mai vergangenen Jahres wurde schließlich der Globe-Grundstein gelegt.

Inzwischen sind Kosten wie Zeitplan aus dem Ruder gelaufen – von ursprünglich 5,2 auf aktuell 9,5 Millionen Euro, Fertigstellung statt im Frühjahr 2018 erst im März 2019. Mit 4,5 Millionen Euro beteiligt sich die Stadt, das Land Baden-Württemberg fördert mit einer Million Euro. Die Freilichtspiele steuern Eigenmittel von 300 000 Euro bei, vom Förderverein kommen 200 000 Euro. Für drei Millionen Euro nehmen die Freilichtspiele ein Darlehen auf, das durch eine Bürgschaft der Stadt abgesichert wird; es soll durch erhöhte Zuschüsse der Stadt an die Freilichtspiele zurückgezahlt werden. Das Darlehen soll durch Sponsoring reduziert werden. Zudem gibt die Stadt für die Miete des Proberaums der Freilichtspiele einen Zuschuss von 48 500 Euro. Es ist nicht der einzige. Für „Infrastrukturmaßnahmen“ wie die Beleuchtung der Außenanlagen und die Toiletten des neuen Globe-Theaters beispielsweise schießt die Stadt weitere 500 000 Euro zu mit dem Hinweis, dass sich die Besucher des nahe gelegenen Biergartens hier erleichtern könnten. „In diesem Betrag sind auch zusätzliche Kosten für einen Flügel und eine entsprechende Hubanlage enthalten, welche durch die städtische Musikschule genutzt werden“, argumentiert die Verwaltung.

Weitere 145 823 Euro fallen außerplanmäßig für die Stellplatzablöse und die Baugenehmigungsgebühr an. „Da . . . zusätzliche Einnahmen erzielt werden, wirkt sich der Verrechnungszuschuss im Ergebnishaushalt kostenneutral aus“, rechnet die Verwaltung das Vorgehen schön.

In weit höherem Bereich dürften freilich die versteckten Zuwendungen für Bauplanung und Bauaufsicht durchs Stadtbauamt liegen, das den Hüls-Entwurf zum Bauplan weiterentwickelt hat. Wie hoch sind diese Kosten? „Die Stadt besitzt allein im Bereich Hochbau für 2018 ein Haushaltsvolumen von 15,14 Millionen Euro für Investitionen und rund 4,5 Millionen Euro für den Bauunterhalt. Der Globe-Neubau ist darunter ein Projekt von vielen“, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit. Und: „Eine spezifische Zuordnung der Personal- und Sachkosten auf die einzelnen Investitionen und Kosten für den Bauunterhalt wäre nur mit unverhältnismäßigem Verwaltungsaufwand verbunden. Dies gilt sowohl für den Fachbereich Planen und Bauen als auch für die Overhead-Kosten der Verwaltung.“ Bleibt abzuwarten, ob sich die Schwäbisch Haller Gemeinderäte mit einer solch ausweichenden Antwort zufriedengeben – vorausgesetzt, sie stellen die Frage.