Landschaft in der Nähe von Balingen Foto: dpa

Friedrich Veit (1871 bis 1913) verbrachte mehrere Jahre seines kurzen Lebens in Ostdorf bei Balingen.

Friedrich Veit (1871 bis 1913) verbrachte mehrere Jahre seines kurzen Lebens in Ostdorf bei Balingen und setzte hier außergewöhnliche Wegmarken aufgrund seiner wissenschaftlichen Erforschung der Ostdorfer Mundart. Sein Vater war von 1893 bis 1902 Pfarrer in Ostdorf, und Sohn Friedrich, der seit 1891 in Straßburg Orientalistik studierte, musste 1895 wegen eines Herzleidens sein Studium unterbrechen und wohnte zur Ausheilung seiner Krankheit zunächst mehrere Monate bei seinen Eltern im Pfarrhaus. Während dieser Zeit suchte er Kontakte zu der einheimischen Bevölkerung, fand Gefallen an ihrer Sprache und begann als wissenschaftlich geschulte Person, den hier ansässigen schwäbischen Dialekt zu erforschen. Diese Bemühungen setzte er auch nach seiner Genesung fort - bis zum Wegzug seiner Eltern 1902. Das Ergebnis dieser jahrelangen Forschungsarbeit sind die "Ostdorfer Studien", die 1901 erschienen und mit denen er bei Dialektforschern großes Aufsehen erregte. Wörter, die er von den Einheimischen hörte, hielt er in einer an das "Ostdorfische" angepassten wissenschaftlichen Lautschrift fest, ordnete sie systematisch nach phonetischen Ordnungsprinzipien und fand dadurch Regeln und Gesetzmäßigkeiten im Sprachklang der Ostdorfer Mundart.

Eine drollige Nebensächlichkeit zum Schluss: Als Friedrich Veit 1905 wieder einmal nach Ostdorf kam, brachte er eine Kamera mit. Für die Einheimischen war das etwas ganz Neues. Wenn dann Veit mit seinem "Kuckuckskästchen" auf der Suche nach ländlichen Motiven durch das Dorf pirschte, dann hieß es immer: "Etz konnt-r wiedr, dr Deng mit sØêm Deng."

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