Die Busspuren am Bismarckplatz sollen bald entfallen. Foto: Tatjana Eberhardt

Am Bismarckplatz startet die Stadt einen dreimonatigen Verkehrsversuch. Die Bürgern können sich dabei aktiv einbringen.

S-West - Eine Art Tagebuch für den Bismarckplatz hat sich Martin Holch vorgestellt. Denn „spätestens“ im Februar 2020 soll die geplante „verkehrsrechtliche Anordnung“ entlang der Schwabstraße starten. Das teilte der Leiter der Abteilung Stadterneuerung beim Amt für Stadtplanung und Wohnen dem Bezirksbeirat West in der jüngsten Sitzung mit. Was im Verwaltungsjargon etwas kompliziert klingt, ist konkret eine neue Verkehrsführung auf Zeit. Drei Monate, sagt Holch, wolle man die neue Regelung am Bismarckplatz testen, um zu schauen, ob sie funktioniert und ob die Bürger und Anwohner damit zufrieden sind. Interessierte Bürger, die den Versuch bewerten wollen, können sich dazu bei ihm auf dem Amt melden. Die Anwohner würden aber ohnehin bald benachrichtigt, sagte Holch.

Das neue Verkehrskonzept ist etwas umstritten. So ist geplant, die Bismarckstraße zwischen Schwab- und Vogelsangstraße für den Autoverkehr zu sperren. In dem Abschnitt vor dem Café Fragola dürfen dann in den drei Monaten nur noch Radler und Fußgänger unterwegs sein. Viele Anwohner befürchten eine Überlastung der anderen Straßen.

Stadt will an Tempo 40 rund um den Bismarckplatz festhalten

Das Karlsruher Büro Koehler & Leutwein, das das Konzept entwickelt hat, plant außerdem, die Fahrspuren an der Schwabstraße auf zwei zu verringern und die Busspuren zu entfernen. Der Taxistand werde verlegt, die Abbiegespur in Richtung Bebelstraße zum Vogelsang ebenfalls, sagte der Verkehrsplaner Stefan Wammetsberger. Sein Büro hatte auch empfohlen, eine Schlafampel zu bauen (die nur bei Bedarf aktiviert wird) und die Geschwindigkeit über den gesamten Platz auf Tempo 30 zu reduzieren. „Ich bin ein Fan von Tempo 30 innerorts“, sagte Wammetsberger. „Das wäre top, wenn man das am Bismarckplatz hätte.“ Er glaubt, damit lasse sich eine höhere Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer erreichen.

Die Stadt will allerdings an der bisherigen Temporegelung festhalten. Bisher gilt an der Schwabstraße Tempo 40, wenn Schulwege kreuzen 30. Die Bezirksbeiräte befürworteten jedoch fast durchweg den Vorschlag des Planungsbüros. Maria Flendt (Grüne) bedauert, dass man nicht versuche, in der Simulation herauszufinden, ob es funktioniere. „Warum verlässt Sie der Mut, das mal umfangreich zu testen?“, fragte sie Martin Holch. Ihr gehe es vor allem um die Sicherheit von Kindern.

Auch Jochen Hammer (CDU) warf ein, seine Fraktion befürworte Tempo 30, ebenso wie die Vertreter der SPD-Fraktion. Paul Russmann (SÖS-Linke) hält die Bedenken der Verwaltung für „kurzsichtig und ängstlich“. Zumal die Stadt doch langfristig plane, den Individualverkehr um 20 Prozent zu senken. „Wo ist da die Bereitschaft dafür da?“

Die Testphase dauert zunächst drei Monate

Drei Monate ist manchen Bezirksbeiräten auch zu kurz. „Das ist vorsichtig, aber tut der Sache nicht weh“, betonte Holch. Entweder es laufe gut und die Bürger seien einverstanden – dann dauere der Versuch an. „Ansonsten können wir noch nachjustieren und dann weiter machen.“

Die neue Verkehrsanordnung soll ein Vorläufer für die große Umgestaltung des Bismarckplatzes im Zuge des Sanierungsgebietes Stuttgart 28 sein. Der Plan ist, den Platz auf die Elisabethenkirche auszurichten, davor soll es eine große Freitreppe geben. Quer zu den Alleen sollen sogenannte „Stadtbeete“ zum Sitzen, Gärtnern und Spielen einladen.

Voraussichtlich in zwei Jahren starten die Sanierungsarbeiten am Bismarckplatz. Holch hofft, man könne „Mitte 2021 auf die Baustelle“ gehen. Er gab aber zu Bedenken: „Zeitpläne werden in der Verwaltung ja oft auch fortgeschrieben.“