Die jungen Falken sehen schon fast aus wie erwachsene Tiere. Foto: Nabu Fellbach/falcommunity.de

Die jungen Falken auf dem Fellbacher Tower haben eine regelrechte Fangemeinde. Manche der Falkenfans sorgen sich, weil die Webcams einen leeren Nistkasten zeigen.

Zu wenige Falken im Nest – regelmäßig herrscht bei Vogelfreunden in Fellbach Aufregung. Denn die Tiere, die dieses Jahr wieder hoch oben in der Bauruine des Schwabenlandtowers 107 geschlüpft sind, lassen sich über Webcams beobachten. Immer wieder kommt es derzeit vor, dass das Nest verlassen zu sein scheint. Manchen schwant angesichts des 107-Meter-Abgrunds vor dem Nistkasten vielleicht Übles. Doch die vier Wanderfalken, die Anfang April geschlüpft sind, sind noch vollzählig. Sie werden allerdings mutiger: Immer wieder machen sie waghalsige Spaziergänge auf das Towerdach, oft sind sie am Bildrand der Außenkamera noch zu erkennen.

Die Tiere haben inzwischen eine regelrechte Fangemeinde, die jede ihrer Regungen beobachtet. Fasziniert davon, wie aus den rotbraunen Eiern kleine Flauschebälle und binnen überraschend kurzer Zeit majestätische Greifvögel werden, tauschen sie sich im Gästebuch der „Falcommunity“ aus. „Oh, bin ich froh, das Beton-Kind ist doch nicht tot“, sagt eine Nutzerin etwa, als Küken Nummer vier wieder auftaucht. Angesichts der offenbar vielen Nachfragen stellt Friedemann Tewald vom Nabu Fellbach klar, es bestehe kein Grund zur Sorge. „Es ist völlig normal, dass die Jungfalken zunehmend mobil werden, auf der Mauer herumturnen und irgendwann auf das Dach neben und auch hinter dem Kasten gehen.“

Am 1. Mai hat der Nabu Fellbach die Falken vom Tower beringt

Zwar überlebe im Schnitt nur die Hälfte des Nachwuchses, die Towerfalken seien aber nicht gefährdeter als andere Wildtiere. „Ursprünglich brüten Wanderfalken in Felswänden. Und da gibt es normalerweise kein Dach und keinen komfortablen Balkon vor der Hütte. Die Gefahr des Absturzes ist dort viel größer, und die Vögel werden unter Umständen bei jedem Regen nass“, sagt Tewald.

Der Nabu stellt regelmäßig Ausschnitte mit Highlights aus dem Falkenleben auf die Webseite. „Warum ist das Bild von Kamera  1 plötzlich schlecht?“, lautet etwa eine Überschrift von Ende April. Das zugehörige Video liefert die Erklärung: Eines der Küken, damals noch flauschig und weiß, trippelt vor der Kamera von einem Bein aufs andere. Scheinbar drückt etwas im Vogelbauch. Kehrseite zur Kamera, Schwanzfedern nach oben – schon landet eine volle Ladung Falkenkot direkt auf der Kameralinse.

Am 1. Mai sind die Tierschützer auf den Schwabenlandtower gestiegen, um die jungen Wanderfalken – übrigens sind alle von ihnen weiblich – zu beringen. Um die aufgeregten Tiere zu beruhigen, wurden ihre Köpfe mit Decken abgedeckt. Auf den Aufnahmen der Aktion ist zu erkennen, wie schnell sich die vier Tiere entwickeln: Beim Beringen trugen sie noch ihr flauschiges weißes Flaumkleid; inzwischen, gut zwei Wochen später, sehen sie schon fast aus wie ihre Eltern. Friedemann Tewald schätzt, dass sie noch rund zwei Wochen auf dem Tower bleiben werden. „Sie müssen jetzt das Fliegen lernen, vor allem das Landen ist schwierig“, erklärt er. Die Elterntiere würden die Jungen weiterhin versorgen. „Wanderfalken jagen nur im Flug, auch die Jungen trainieren zunächst, Futter in der Luft zu fangen, das ihre Eltern fallen lassen.“

Falken-Cam Der Nabu streamt die Bilder von zwei Webcams in Echtzeit im Internet. Unter der Adresse www.falcommunity.de lässt sich der Alltag der vier Jungtiere und ihrer Eltern hautnah miterleben.