Flauschig-weiche Falkenküken werden in einigen Wochen aus den frisch gelegten Eiern schlüpfen. Foto: Michael Eick

Alvar und Alizée ziehen auch in diesem Jahr auf 107 Meter Höhe ihre flauschig-weichen Küken auf – von Naturfreunden aus der ganzen Republik per Live-Kamera im Internet verfolgt.

Wenn man so will, dann sind die seit Jahren auf dem Dach von Fellbachs Schwabenlandtowers brütenden Wanderfalken zuverlässiger als jede Wettervorhersage. Denn dass der Frühling beginnt, haben die stets um die Nachwuchsarbeit bemühten Raubvögel schon bemerkt, als das Thermometer noch nicht in von Sonnenstrahlen verwöhnte Regionen geklettert war.

 

Irgendwann im wolkenverhangenen Grau der vergangenen Tage und Wochen hat Falkenpapa Alvar seine Herzensdame Alizée erfolgreich begattet. Und jetzt, gut zwei Wochen vor dem kalendarischen Frühjahrsbeginn, liegen schon die ersten beiden Hoffnungsträger in der Nistbox auf 107 Meter Höhe.

Die Falkenmama in der Nistbox auf dem Dach des Schwabenlandtowers Foto: Nabu Fellbach

Falken auf dem Schwabenlandtower – die Fangemeinde fiebert mit

Besucher der vom Fellbacher Naturschutzbund eingerichteten Falcommunity-Website durften am Sonntagmorgen noch vor dem Frühstück übers erste gelegte Ei jubeln. Und nur zwei Tage später war am Dienstag um die Mittagszeit aus dem einzelnen Geburtsbehälter bereits ein kastanienbraun gesprenkeltes Duo geworden.

„In dieser kalten Nacht hat Alizée uns das erste Ei geschenkt“, freut sich Angelika aus Winnenden im Gästebuch über den Brutauftakt. Auf der Homepage sind auch schon Glückwünsche aus Herne, Plüderhausen und Bamberg eingegangen. Sogar eine Grundschulklasse aus Berlin-Kreuzberg fiebert dank der Live-Übertragung aus der Nistbox wieder mit dem Fellbacher Falkenpaar mit. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es auch in den kommenden Tagen noch kleine, spitze Schreie der Begeisterung in der Internet-Fangemeinde geben wird.

Das Fellbacher Falkenpaar gilt als sehr fortpflanzungsfreudig

Denn in den vergangenen Jahren hat Alizée regelmäßig ein Faible für eine gut bestückte Kinderstube gezeigt. Mindestens vier Eier sollte sie schon legen, wenn man die Quote der zurückliegenden beiden Brutsaisons als Maßstab nimmt, fast ein Dutzend Jungvögel hat das fortpflanzungsfreudige Falkenpaar seit 2022 großgezogen. Gebrütet wird auf dem höchsten Nistplatz der Region seit bald einem Jahrzehnt, kurz nach der Pleite des Wolkenkratzer-Investors im Herbst 2016 zogen mit Falco und Perenelle die ersten Tower-Falken im 34. Stockwerk der seit Jahren fast unverändert vor sich hin gammelnden Bauruine ein.

Der Kindersegen hat dem ausweislich der Weinbautradition eher aufs Rebhuhn fixierten Fellbach nach vielen Negativschlagzeilen rund um die Hochhaus-Pleite ein imageträchtiges neues Wappentier beschert – auch wenn die Taubenplage im Stadtgebiet durch die Bruterfolge der Wanderfalken nicht entscheidend zurückgegangen ist. Zwei Kameras der sogenannten Falcommunity zeigen Live-Bilder aus der Nistbox – in der Brutzeit und während der Aufzucht der geschlüpften Küken verzeichnet die vom Fellbacher Naturschutzbund betreute Website mehr als 1000 Aufrufe täglich.

Falkenweibchen im Flug über Fellbach Foto: Michael Eick

Fünf Fakten zu den Tower-Falken

  • Der Schwabenlandtower in Fellbach ist mit 107 Metern Höhe ein idealer Brutplatz für Wanderfalken.
  • Seit 2016, kurz nach der Pleite des ersten Investors, fühlen sich die Falken auf dem Plateau des Wolkenkratzers wohl .
  • Ein Team des Naturschutzbunds (Nabu) Fellbach kümmert sich seitdem um die Falken.
  • Seit 2018 gibt es eine Webcam, die das Geschehen im Nistkasten live überträgt .
  • Bis zum Jahr 2023 sind 22 Jungvögel auf dem Schwabenlandtower zur Welt gekommen.

In ein paar Wochen schlüpfen die Falken-Küken

Besonders interessant wird es für Naturfreunde, wenn die Küken in einigen Wochen geschlüpft sind. Liebevoll werden von Falkenmutter Alizée und dann von Papa Alvar angeschleppte Beutetiere in kleine Stücke gerissen, die häppchenweise in die weit aufgerissenen Schnäbel wandern.

 

Die Fangemeinde der Falken fiebert so mit, dass schon über eine Partnerschaftskrise spekuliert wird, wenn sich Ernährer Alvar zu selten in der Nistbox blicken lässt. Gerade im vergangenen Jahr wurde bemängelt, dass das Engagement des Falkenpapas doch etwas zu wünschen übrig lässt: „Wenn das mit ihm so weiter geht, denkt Alizée vielleicht über eine Trennung nach.“