Eisenplatten im Schwabenbrunnen: Die Namen bröseln weg. Foto: privat

Mit Rost hat man immer gerechnet, als der Schwabenbrunnen in Stuttgart-Vaihingen einst in Betrieb genommen wurde. Inzwischen bröseln aber in den Eisenplatten, eine Art Denkmal für große Schwaben, die ersten Namenszüge weg.

Stuttgart-Vaihingen - Es war ganz sicherlich einmal anders gedacht, als Hommage an große Schwaben, als damals diese Namen in die Eisenplatten des Schwabenbrunnens in Stuttgart-Vaihingen eingeprägt wurden. Doch inzwischen ist viel Wasser über die Platten und über die Schriftzüge geplätschert – und der Rost schickt sich an, den Schwaben die Erinnerung an ihre vorbildhaften Landsleute zu rauben.

Neben der Schwabengalerie, die der Investor Rudi Häussler errichten ließ, wird es so langsam ernst für den Herzog Carl Eugen, für den bedeutenden Stuttgarter Künstler Willi Baumeister sowie für Friedrich Theodor Vischer, Theologe und Philosoph. Ebenso für den Komiker und Volksschauspieler Willy Reichert. Ihre Namen verblassen auf dem Schwabenplatz.

Um Eduard Mörike steht es noch gut

Bedrohlich genähert hat sich der Rostfraß auch schon den Namenszügen des schwäbischen Reformators Johannes Brenz und des im Hitler-Deutschland hingerichteten Zentrumspolitikers Eugen Bolz. Dagegen bleibt dem König Wilhelm I. von Württemberg und dem Reutlinger Künstler HAP Grieshaber noch einige Zeit. Fast wie neu wirken die Namenszüge für den Dichter Eduard Mörike und für den legendären Ritter Götz von Berlichingen. Klar ist freilich schon: Der Zahn der Zeit nagt heftig an den Bestandteilen des Schwabenbrunnens, der im September 2004 in Betrieb gegangen ist.

Er geht zurück auf das Architekturbüro Leon Wohlhage Wernik, das für den Entwurf der Schwabengalerie verantwortlich zeichnete. Der Platz, den die Stadt im Frühjahr 2004 auf Vorschlag von Rudi Häussler zum „Schwabenplatz“ gemacht hatte, ist in der Obhut der Stadt. Um ihn kümmert sich der Centermanager der Schwabengalerie, Franz Jebavy von der Firma MEC Metro-ECE Centermanagement. Dort sagt man, der Schwabenbrunnen sei ein beliebter Anziehungspunkt für die Besucher der Schwabengalerie. In den warmen Monaten biete er ein angenehmes Ambiente.

Der Rost war Teil des Konzepts

Der Zustand des Brunnens bringt Jebavy keineswegs aus der Fassung. Die Verrostung, ja die Verrottung sei Teil des künstlerischen Konzepts – der Brunnen ein Kunstobjekt, mitsamt dem langsamen Vergehen. Eine Reparatur, sagt Jebavy, sei also nicht vorgesehen.

Im Mai werde das Wasserspiel wieder in Betrieb gehen und dann bis Ende Oktober plätschern. Sofern dies das letzte Wort ist, geht das Wegdämmern der schwäbischen Götter weiter. Und der Brunnen wird irgendwann zum Sinnbild dafür, dass die Bedeutung großer Schwaben auch im Schwabenland schwindet. So hat es der Initiator von all dem, der Investor Rudi Häussler, der heute auf der Schweizer Seite am Bodensee lebt, sicherlich nicht gemeint.