Cem Özdemir hat den Termin abgesagt – das Erdbeben in der Türkei ist ihm wichtiger. (Archivbild) Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Etwas schwäbisch-alemannische Fastnacht wollen rund 200 Narren nach Berlin bringen. Dort will das Narrengericht aus Stockach tagen. Schwaben-Schelte steht auf der Tagesordnung. Ein prominenter Teilnehmer sagte aber ab.

Um das „Schwaben Bashing“ soll es in einer außerordentlichen Sitzung des Stockacher Narrengerichts am Donnerstag ab 19.00 Uhr in Berlin gehen. Verhandelt werden sollte das Streitthema eigentlich von zwei bekannten Gesichtern der Bundespolitik: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Özdemir sagte seine Teilnahme am Morgen aber aufgrund der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und in Syrien „schweren Herzens“ ab. Seine Gedanke seien bei den unzähligen Opfern und deren Familien, schrieb der Stuttgarter auf Twitter.

Laut dem Narrenrichter Jürgen Koterzyna wird Özdemir vom früheren Grünen-Bundestags-Fraktionschef Rezzo Schlauch vertreten. Bei der Fastnachts-Veranstaltung soll es um den Umgang mit Schwaben in der Hauptstadt gehen, die vor allem Stadtteile wie den Prenzlauer Berg bevölkern gemacht haben und als spießig gelten.

Getagt wird laut Koterzyna zufolge vor rund 750 Zuschauern in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin. Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wird erwartet. Mehr als 200 Narren aus Stockach im Landkreis Konstanz wollen sich in ihrem Häs, wie die Fastnachts-Tracht in Baden-Württemberg genannt wird, auf den Weg in die Hauptstadt machen.

600 Jahre alter Brauch

Das „Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken“ ist mehr als 600 Jahre alt und gehört zu den Höhepunkten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Traditionell findet der Prozess am „Schmotzigen Dunschtig“ statt, also dem Donnerstag (16. Februar) vor dem Rosenmontag. Die außerordentliche Sitzung in Berlin ist aber unabhängig von dem traditionellen Prozess.

Auf der „Anklagebank“ saßen schon Franz Josef Strauß (CSU, 1915-1988), Angela Merkel (CDU) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Das Gericht musste wegen der Corona-Pandemie jedoch zwei Jahre lang pausieren. In diesem Jahr soll FDP-Politiker Wolfgang Kubicki vor die Institution treten.