Eine der Attraktionen im Nationalpark: Der Lotharpfad beim Schliffkopf Foto: dpa

Der Nationalpark im Nordschwarzwald hat dem Tourismus in der Region offenbar ein kleines Plus beschert. Die Zahl der Übernachtungen kletterte binnen zwei Jahren um drei Prozent.

Stuttgart - Die von heftigem Widerstand begleitete Einrichtung des Nationalparks im Schwarzwald 2014 stößt laut einem Bericht der Landesregierung in Stuttgart auf zunehmendes Wohlwollen in der Bevölkerung. In einer Antwort auf eine große Anfrage der SPD-Landtagsfraktion heißt es, dass die Akzeptanz sich positiv entwickle. In einer Umfrage von 2016 waren landesweit und in den vier Anrainerkreisen des Parks – Baden-Baden, Rastatt, Freudenstadt, Offenburg – rund 2000 Bürger befragt worden.

Im Durchschnitt findet jeder zweite Befragte den Nationalpark „gut bis sehr gut“. Aus dem Rahmen fällt nur der Kreis Freudenstadt, wo die Bestnote nur von einem Viertel der Befragten erteilt wird. Hier findet sich auch eine verhältnismäßig hohe Quote von Kritikern: 20 Prozent im Kreis Freudenstadt finden den 100 Quadratkilometer großen Nationalpark „eher nicht gut bis gar nicht gut“.

15 Prozent aus dem Ausland

Was den im Schwarzwald rückläufigen Tourismus anbelangt, scheint der Nationalpark den Trend zu bremsen, wenn nicht sogar umzukehren. Seit 2010 seien in der Region des Nationalparks die Übernachtungszahlen stetig gewachsen, von 2015 bis 2017 hätten sich sich gar um drei Prozent erhöht. Vor allem ausländische Urlauber scheint der Park zu reizen, ihr Anteil an den Besuchern wird auf 15 Prozent geschätzt, der Zuwachs bei den Übernachtungszahlen liegt bei dieser Besuchergruppe (2015 bis 2017) gar bei fünf Prozent. Laut Hochrechnungen kommen jährlich 450 000 bis 600 000 Besucher in den Nationalpark. Die durchschnittlichen Geldbeträge, die sie in der Region lassen, sind aber eher bescheiden: Tagesgäste geben im Durchschnitt 13,35 Euro in der Region aus, Übernachtungsgäste 77,42 Euro.

Was die wirtschaftlichen Effekte des Nationalparks anbelangt, wagt die Landesregierung noch keine Aussagen. Allerdings betont sie, dass die „regelmäßigen Klagen“ der Sägeindustrie nicht auf den Nationalpark zurückzuführen seien, sondern ihre Ursache in Überkapazitäten der Sägewerke sowie der zurückgehende Menge an geschlagenem Nadelholz haben. Immerhin wird festgestellt, dass sich die Gewerbesteuereinnahmen in sieben betrachteten Städten (Baden-Baden, Forbach, Baiersbronn, Freudenstadt, Oppenau, Ottenhöfen, Seebach) von 2014 bis 2017 nach oben entwickelt habe, nur in Bühl war sie rückläufig.

Wo ist der Borkenkäfer?

Die Befürchtungen, der Nationalpark werde ein massives Borkenkäferproblem mit sich bringen, haben sich nicht bewahrheitet. „Bisher gab es wegen des Witterungsverlaufs und den guten Kontrollen keine größeren Befallsflächen im Nationalpark“, heißt es im Bericht. Auch in den Pufferstreifen zu den angrenzenden Wirtschaftswäldern werde streng kontrolliert.

Im Aufwind sind auch die Veranstaltungen im Nationalpark – von der Lagerfeuerromantik bis zur Vogelkunde. Waren es 2015 noch insgesamt 867 Veranstaltungen mit fast 15.000 Teilnehmern, so waren es ein Jahr später schon 1327 Veranstaltungen mit 27 600 Teilnehmern. Die Zusammenarbeit mit Schulen, Kommunen, Verbänden und der Wissenschaft wird als gut geschildert.

So sind vor zwei Jahren das Projekt „Naturentdeckerinnen und -entdecker“ ins Leben gerufen worden, dass sich an Flüchtlingskinder und Kinder der Region richtet. Bei der Bildungsarbeit sollen der Nationalpark an sich, der Naturschutz, die Wildnis, ökologische Zusammenhänge und Themen wie biologische Vielfalt und Konsum im Vordergrund stehen.

SPD will Park erweitern

Für die SPD-Fraktion ist die Stellungnahme der Regierung eine Bestätigung ihrer Arbeit: „Wir sind stolz auf das bisher Erreichte, denn die SPD hatte seit Jahrzehnten einen Nationalpark gefordert – gegen viele Widerstände“, sagt die umweltpolitische Sprecherin der SPD, Gabi Rolland. Alle im Vorfeld geäußerten Bedenken seien nicht zum Tragen gekommen. Die SPD schlägt daher vor, eine „behutsame Erweiterung“ des Nationalparks zu prüfen. Auch sei es wünschenswert, den in einen Nord- und Südteil geteilten Park langfristig durch einen Korridor zu schließen.

Weniger zufrieden sind die Sozialdemokraten mit der Erschließung des Nationalparks durch den öffentlichen Personennahverkehr. Da gebe es noch Nachholbedarf. Zwei Befragungen im Jahr 2015 ergaben, dass nur fünf bis sechs Prozent der Besucher mit dem ÖPNV anreisen, der Löwenanteil kommt mit dem Auto oder dem Reisebus. Ein verbilligtes Nationalparkticket der regionalen Verkehrsverbünde wird jährlich nur rund 1500mal verkauft. Ein Bruchteil der Gäste kommt zu Fuß oder mit dem Rad.