Asphaltwüste Marktplatz: Hier sollen in Zukunft Bäume gepflanzt werden. Foto: Simon Granville

Ludwigsburg schneidet im Hitzecheck der deutschen Umwelthilfe schlecht ab: Zu viel Versiegelung, zu wenig Grün. Für die Stadt ist die Erhebung teils nicht nachvollziehbar – sie sieht sich als Produktionsstandort im Nachteil.

Ludwigsburg heizt sich auf. Zwei Faktoren, die das begünstigten, sind der Anteil versiegelter Flächen und Grünflächen. Beim Hitze-Check der deutschen Umwelthilfe (DUH) hat die Barockstadt im Vergleich deutscher Städte einen der letzten Plätze belegt, unter den Städten in Baden-Württemberg den vorletzten Platz. Nur noch Heilbronn hat einen höheren Prozentsatz an Versiegelung, bei der Menge an Grünvolumen liegt Ludwigsburg sogar kurz hinter Heilbronn. Warum schneidet Ludwigsburg so schlecht ab? Und was versucht die Stadt dagegen zu unternehmen?

„Durch die Entstehung Ludwigsburgs als Planstadt ist die Innenstadt dicht bebaut und hat große Plätze, die versiegelt sind“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Diese barocke Architektur sei für Ludwigsburg stadtbildprägend, führe im Sommer aber auch zu einer starken Hitzebelastung.

Die Daten der deutschen Umwelthilfe könne die Stadt derzeit nicht prüfen, weil die Datengrundlage und das Berechnungsmodell nicht umfänglich nachvollziehbar seien. Auffällig an den Ergebnissen der Umwelthilfe sei aber, dass viele Städte mit großen Produktionsstätten aus dem Automobil-, Maschinenbau- oder Pharmabereich ganz oben in der Liste der Städte mit hohem Versiegelungsgrad stehen. „Diese Städte tragen insofern Lasten für den deutschen Wirtschaftsstandort“, sagt die Sprecherin.

Knecht nennt Entsiegelung des Arsenalplatzes bahnbrechend

Die Analyse der DUH basiert auf Daten der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH. Gewerbe- und Industrieflächen sind in die Betrachtung eingeflossen – ausreichend Begrünung sollten Menschen nach einem Statement der DUH aber auch in industriellen Gegenden haben.

Beispiele für die Entsiegelung in Ludwigsburg sind der Arsenalplatz und der Walcker-Park. Mit „kühlen Trittsteinen“ will die Stadt außerdem grüne Oasen schaffen – beispielsweise mit dem begrünten Ehrenhof beim Scala und der Begrünung einer Fläche an der Schlieffenstraße im Gewerbegebiet der Weststadt. „Natürlich haben wir den Karlsplatz als eine weitere Maßnahme der Entsiegelung und Stadtgestaltung im Blick. Aber wir können uns nicht alles gleichzeitig leisten“, sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht.

Am grünen Zimmer sollen neue Bäume gepflanzt werden, genauso wie an der katholischen Kirche am Marktplatz – die Steppenkirschen, die dort stehen, mussten in den letzten Jahren durch die Hitzebelastung immer wieder ausgetauscht werden. Auch rund um das Schillerdenkmal könnte sich die Stadt vorstellen, Bäume einzusetzen. „Das prüfen wir kurzfristig“, sagt eine Sprecherin und beschreibt weitere Versuche der Stadt, Ludwigsburg nicht weiter zu versiegeln.

Fridays for Future wirft Stadt Versagen vor

Bei der Planung von Waldäcker III habe man darauf geachtet, möglichst viel Grün in das Gewerbegebiet zu bringen. Ein 2021 vom Gemeinderat einstimmig verabschiedeter Rahmenplan sieht vor, dass Innenhöfe nicht versiegelt werden und gibt vor, wo eine Bebauung nur mit einer Dachbegrünung möglich sein soll.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.schaeden-nach-hochwasser-droht-eine-lange-sperrung-des-remstal-radweges.1936349c-7062-4c0f-9b5a-028511507b01.html

Fridays for Future Ludwigsburg wirft der Stadt Versagen bei Hitzeschutzmaßnahmen vor. „Es reicht nicht, ein paar Bäume zu pflanzen und einige Flächen zu entsiegeln“, sagt Sebastian Olejek. Die Aktivisten fordern die Stadtverwaltung und den Gemeinderat auf, ihre Bemühungen zu intensivieren.

Die Stadt hält dagegen. Ludwigsburg habe als eine der ersten Städte 2016 ein Klimaanpassungskonzept beschlossen und in den letzten Jahren detailliert untersucht, wie sich die Hitzebelastung entwickelt. „Entsiegelung ist nicht nur politisch und gesellschaftlich sehr herausfordernd wegen der Nutzungskollisionen, sondern auch finanziell eine große Aufgabe“, sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht.

Positivbeispiele

Deutschlandweit
Besonders gut schneiden beim Hitze-Check der DUH die Städte Detmold, Ratingen und Potsdam ab.

Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg haben Baden-Baden und Tübingen eine grüne Karte bei der Versiegelung und dem Grünvolumen erhalten.