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Zuschauerrückgang, Hersteller-Ausstiege, Skandale: Die vergangenen Jahre waren nicht gerade einfach für die Formel 1. Das Comeback von Michael Schumacher sorgt für eine Art Neustart. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.

Stuttgart - Zuschauerrückgang, Hersteller-Ausstiege, Skandale: Die vergangenen Jahre waren nicht gerade einfach für die Formel 1. Das Comeback von Michael Schumacher sorgt für eine Art Neustart. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.

Wann sitzt Michael Schumacher das erste Mal im Silberpfeil?

Es wird - sozusagen - ein Kaltstart. Da mittlerweile aus Kostengründen die Testphasen streng limitiert sind, bleiben Schumacher nicht viele Tage, um sich an seinen neuen Dienstwagen zu gewöhnen. Erst Anfang Februar wird er erstmals am Steuer des neuen Silberpfeils sitzen. Bis dahin bleibt nur die Möglichkeit, Fahrten zu simulieren. "Ich habe zu Hause eine Trainingsmaschine", sagt Schumacher. Mit diesem Gerät hat er sich bereits in den vergangenen Wochen auf sein Comeback vorbereitet.

Wann fährt Schumacher sein erstes Formel-1-Rennen für Mercedes GP?

Der Saisonauftakt findet am 14. März 2010 in Bahrain statt. Die Strecke kennt Schumacher aus früheren Rennen. Umstellen muss er sich dennoch, schließlich haben sich Autos und Reglement seit seinem Karriereende 2006 erheblich verändert. So unterscheidet sich die Aerodynamik-Basis der Formel-1-Renner nahezu komplett von den früheren Autos, zudem darf in der kommenden Saison nicht mehr nachgetankt werden. Das heißt: Zu Beginn der Rennen ist der Rennwagen deutlich schwerer als am Ende. Allerdings: Es wird Schumacher kaum schwer fallen sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. Das neueste Modell, mit dem Schumacher zuletzt bei Ferrari-Testfahrten absolvierte, war eines aus dem Jahr 2007.

Hält Schumachers Nacken die Belastungen aus?

An den Folgen eines Sturzes mit dem Motorrad war im vergangenen Sommer ein Comeback im Ferrari gescheitert. In verschiedenen Belastungstests "konnte ich einige Gewichte damals noch nicht halten", sagt Schumacher. Vor der Zusage an Mercedes hat er dieselben Tests erneut absolviert - mit Erfolg. "Der Nacken ist kein Problem mehr. Im Sommer war es noch zu nah am Unfall dran, jetzt ist alles ausgeheilt."

Ist Schumacher die Nummer 1 im Team?

Nein. Zumindest zunächst nicht, was ganz generell an der Philosophie von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug liegt, der immer wieder betonte: "Bei uns gibt es zwei gleichberechtigte Fahrer." Zudem soll auch Teamkollege Nico Rosberg als junges deutsches Talent im Mercedes zum Star reifen. Auch Schumacher betont, dass er - entgegen anders lautender Meldungen - bislang nie in seiner Karriere, den Nummer-1-Status in einem Vertrag habe fixieren lassen. So sei das auch nun. "Ich muss mir diesen Status erst erarbeiten", sagt er.

Wie reagiert Nico Rosberg auf seinen neuen Teamkollegen?

"Toll, dass Michael wieder in der Formel 1 fährt", sagt der 24-Jährige. Er weiß aber auch: "Es ist eine große Herausforderung für mich, gegen einen der besten Fahrer aller Zeiten anzutreten." Der Youngster hofft, mit Schumacher zusammen "ein starkes Team" zu bilden, bei Teamchef Ross Brawn ist die Vorfreude schon riesengroß: "Es ist wohl die interessanteste Fahrerpaarung in der Formel 1. Michael und Nico haben zusammen die perfekte Mischung aus Talent, Erfahrung, Speed und Jugend."

Wie reagiert die Konkurrenz?

Vor allem für die jungen Fahrer ist es eine Riesensache, jetzt doch noch gegen Schumacher antreten zu können. "Ich freue mich wirklich darauf, ihn auf der Strecke zu sehen", versichert McLaren-Pilot Lewis Hamilton. Und Adrian Sutil (Force India) sagt: "Für die jungen Fahrer wird es interessant, sich mit ihm zu messen." Aber natürlich ist Schumacher auch ein zusätzlicher starker Konkurrent, was vor allem bei Sebastian Vettel herauszuhören ist: "Ich hoffe, dass er trotz seines Alters fit genug ist, um bei uns mitzufahren."

Was ist Schumacher zuzutrauen?

Kurz gesagt: Alles. Die Experten zweifeln nicht daran, dass der Ex-Champion wieder um Siege kämpfen kann. "Wenn man einmal so Auto fahren kann wie der Schumacher", sagt Niki Lauda, "das verlernt man nicht so schnell." Den jungen Fahrern rät der TV-Experte jedenfalls: "Sie werden aufpassen müssen." Eddie Irvine, einst Schumachers Teamkollege bei Ferrari, sieht es ähnlich: "Er ist nicht auf dem Gipfel seiner Karriere, aber er ist immer noch gut genug, um Rennen zu gewinnen." Einige Wettanbieter sehen Schumacher ebenfalls schon als Favorit auf dem WM-Titel 2010. Allerdings wird der Druck nicht eben gering sein, schließlich hat Schumacher auch viel zu verlieren. "Die Erwartungshaltung", sagt Ex-Rennfahrer Jochen Mass, "ist sehr hoch."

Wer profitiert von Schumachers Comeback?

So ziemlich alle, die mit der Formel 1 zu tun haben. Ganz besonders natürlich Mercedes, die nun nicht nur einen Ausnahmekönner am Steuer haben, sondern auch einen riesigen PR-Effekt erwarten können. Und das für verhältnismäßig wenig Geld. Außerordentlich groß war der Jubel auch bei den TV-Sendern und Streckenbetreibern, die in den vergangenen drei Jahren sinkende TV-Quoten und Zuschauerrückgänge zu verkraften hatten. Nun jubelt Manfred Loppe, Sportchef beim Privatsender RTL: "Dieses Comeback hat historische Dimensionen und macht 2010 zu einem magischen Formel-1-Jahr." Ralph Fürther, Sprecher des Bezahlsenders Sky, erklärte: "Eine großartige Entscheidung." Besonders profitieren werden auch die europäischen Streckenbetreiber. Beim finanziell angeschlagenen Hockenheim-Kurs gingen am Mittwoch derart viele Vorbestellungen für das Rennen am 25. Juli ein, dass eine Mitarbeiterin aus dem Urlaub geholt werden musste, um den Ansturm zu bewältigen.

Was war am Mittwoch in Kerpen los?

In Schumachers Heimat ging es trotz der erfreulichen Nachricht eher beschaulich zu. Keine spontanen Feiern, kaum öffentliche Begeisterung. Im Rathaus allerdings herrschte Glückseligkeit. "Für seine vielen Fans hier ist es das Weihnachtsgeschenk schlechthin", sagt Kerpens stellvertretender Bürgermeister Peter Knopp. Und Dieter Follmann, Sprecher der Stadt, geht von einer "Belebung für unseren Tourismus" aus. "Alle hier haben darauf gewartet."

Wie reagieren die Fans von Ferrari?

Die Tifosi sind wenig begeistert von Schumachers Wechsel von Ferrari, wo er zuletzt als Berater angestellt war, zu Mercedes. Schließlich hatte er dem Team aus Maranello einst ewige Treue geschworen. "Ich bin von seiner Entscheidung enttäuscht", sagt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, "aber wir bleiben Freunde." Luca Colajanni, Sprecher der Roten, ergänzt: "Ab heute ist er ein Gegner wie jeder andere."

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