So stimmt die Formel: Am Ende des Sicherheitstrainings wissen die Fünftklässler, dass ein Auto ganz schön lang braucht zum Stoppen. Foto: Fritzsche

Wie lange braucht ein Auto nach dem Bremsen, bis es anhält? Dieser Frage sind Fünftklässler der Realschule in Filderstadt-Bernhausen bei einem Sicherheitstraining des ADAC nachgegangen. Und gute Nachrichten, was die Unfallzahlen bei Kindern angeht, gibt es auch.

Filder - Murat hat eine wichtige Aufgabe übernommen: Auf Birgit Webers Kommando gibt er das Startzeichen. Einer nach dem anderen seiner Klassenkameraden rennt los und hält an, sobald Birgit Weber ihre gelbe Fahne schwenkt. Wo der Läufer angehalten hat, wird eine Kreidemarkierung auf die Straße gemalt.

Die Kreidestriche sind später der erste Anhaltspunkt für die Fünftklässler, um zu verstehen, dass es sogar bei ihnen selbst – und bei Autos erst recht – eine Reaktionszeit lang braucht, bis man anhalten kann.

Die Klasse 5B der Realschule Bernhausen ist an diesem Tag mit der ADAC-Mitarbeiterin Birgit Weber an einem abgesperrten Stück der La Souterrainer Straße unterwegs. Bei der Aktion „Achtung Auto!“ lernen sie, an welcher Stelle ein Fahrzeug nach einer Vollbremsung zum Stehen kommt. „Kinder schätzen das oft falsch ein“, sagt Birgit Weber. „Erst mit 14 ist der Gleichgewichtssinn komplett entwickelt – davor haben sie Schwierigkeiten, korrekt zu schätzen, wie schnell ein Auto näher kommt und wie schnell es anhalten kann.“

Auch die Polizei macht Prävention

So lernen die Fünftklässler zuerst, dass auch sie selbst beim Rennen nicht sofort anhalten können, sondern einen Anhalteweg haben. Genauso sieht das im Auto aus: Die Kinder stellen kleine Verkehrshütchen an die Stelle, an der sie denken, dass das Auto zum Stehen kommen wird. Dann macht Birgit Weber die Vollbremsung bei 30 Stundenkilometern vor – und bewirkt damit offene Münder: Obwohl sie sofort in die Bremse steigt, als sie den ausgemachten Punkt erreicht, kommt das Auto erst mehr als zehn Meter weiter zum Stehen. Die Verkehrshütchen der Kinder stehen aber alle weiter vorne – bei zwei, drei, vier oder fünf Metern. Das Ergebnis ist klar: Wären die Kinder an der Stelle der Hütchen gestanden, so hätte das Auto sie erfasst.

Was der ADAC als Aktion für die Schulen anbietet, ist ein Baustein in der Verkehrserziehung der Kinder. Die, so sagt auch Birgit Weber, „ist für jedes Alter wichtig“. Ein weiterer Baustein sind die Präventionsmaßnahmen der Polizei. Die sind auf die jeweiligen Altersklassen zugeschnitten: Für die Vorschule und die erste Klasse gibt es etwa das spielerische Einüben der richtigen Verhaltensweisen, was beispielsweise die Sichtbarkeit im Straßenverkehr und das Überqueren der Fahrbahn angeht. An den weiterführenden Schulen veranstaltet die Polizei Schulbustrainings und Radhelmkampagnen, sagt der Polizeisprecher Martin Raff.

Keine Unfallhäufungen mit Kindern

Die Schulwege in Filderstadt und L.-E. dürfen als sicher bezeichnet werden: 2017 sind in den beiden Gemeinden 18 Unfälle geschehen, an denen Kinder beteiligt waren – 14 Mal war das betreffende Kind mit dem Fahrrad unterwegs, viermal als Fußgänger. Bei keinem der Unfälle waren Autos beteiligt. „Spezielle Unfallhäufungen mit der Risikogruppe Kinder haben wir aktuell nicht“, berichtet Martin Raff. Trotzdem überwache die Polizei alle Verkehrsteilnehmer im Umfeld von Schulen, gerade jetzt zum Schulbeginn.

Erfreulich ist: „Aktuell gibt es erfrischend wenige Elterntaxis“, berichtet Barbara Fritsch-Höschele, Leiterin der Eichbergschule in Musberg und geschäftsführende Schulleiterin in Leinfelden-Echterdingen. Das dürfte auch an der Aktion „Sicher zu Fuß zur Schule“ liegen, bei der die Kinder, die zur Schule laufen, Punkte sammeln. „Am Ende bekommen sie eine Urkunde“, erklärt Fritsch-Höschele. „Das spornt an.“

Zurück zum Sicherheitstraining: Die Fünftklässler dürfen schließlich nacheinander im ADAC-Auto mitfahren und erleben, welche Kräfte bei einer Vollbremsung auf den Körper einwirken und warum es so wichtig ist, sich dabei anzuschnallen. Zwar herrscht zuerst große Aufregung, weil alle als erstes drankommen wollen. Zu erleben, wie man in den Sitz und in den Gurt gedrückt wird, lässt sie dann aber kleinlaut werden. „Man fliegt nach vorne, man kann sich auch wehtun“, resümiert Can. Was haben sie noch gelernt? „Wie man sich richtig anschnallt“, sagt Venus, und Max meint: „Man darf nicht aufs Handy gucken im Straßenverkehr, auch nicht als Fußgänger, weil man sonst unaufmerksam ist.“