Eltern, wie Michael Bechtold, standen Schlange, um ihr Kind an der Schule ihrer Wahl anzumelden. Foto: Natalie Kanter

Welche weiterführende Schule soll mein Kind besuchen? Eltern hatten dieser Tage die Qual der Schulwahl. Impressionen aus dem Echterdinger Gymnasium.

Echterdingen - Mittwochmittag im Sekretariat des Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums (PMHG): Eltern stehen Schlange, um ihren Nachwuchs an der Schule anzumelden. Ganz vorne in der Reihe: Michael Bechtold aus Echterdingen. Seine Tochter Nina kommt im Herbst in die fünfte Klasse. Das Mädchen, das derzeit noch auf die Stuttgarter Merz-Schule geht, soll künftig einen deutlich kürzeren Schulweg haben. Die Bechtolds wohnen direkt gegenüber dem PMHG. Da war schnell klar, auf welches der beiden Gymnasien von Leinfelden-Echterdingen die Tochter gehen soll. Zumal ihr Vater selbst auf dieser Schule war. 1993 hat der heutige Zahnarzt dort sein Abitur gemacht. „Ich war sehr gerne auf der Schule“, sagt er.

Morgens nur wenige Minuten bis zum Klassenzimmer, das ist praktisch. Das Kind kann ohne Begleitung zu Fuß oder mit dem Rad zum Unterricht gelangen. Die Schule soll schnell erreichbar sein: Das ist offenbar für viele Eltern ausschlaggebend bei der Schulwahl. Auch Mara Tomac meldet ihren Sohn Luka am PMHG an, weil sie in der Nähe wohnen.

Wunsch der Tochter ausschlaggebend

Eine andere Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, wohnt zwar mit ihrer Familie in Leinfelden. Ihre Tochter Lena will dennoch auf das Echterdinger Gymnasium gehen. „Ich bin von der Schule überzeugt“, sagt die Mutter. Der ältere Sohn besucht zudem bereits das PMHG. Ausschlaggebend aber war der Wunsch der Tochter. „Lena hat sich informiert und für diese Schule entschieden. Schließlich muss sie sich dort wohl fühlen“, sagt die Mutter.

Gymnasium, Realschule, Werkrealschule oder Gemeinschaftsschule: Im gesamten Regierungsbezirk Stuttgart standen Eltern von Viertklässlern in den vergangenen Wochen vor der nicht ganz einfachen Entscheidung, auf welche weiterführende Schule sie ihr Kind von Herbst an schicken wollen. Allein in Leinfelden-Echterdingen betraf diese Frage mehr als 300 Familien.

Am Mittwoch und Donnerstag nun galt es, den Nachwuchs an der Schule der Wahl anzumelden. Die eigentliche Aufnahme des Kindes, so teilt das Stuttgarter Regierungspräsidium dieser Tage mit, kann aber erst mit der endgültigen Aufnahmebestätigung erfolgen. Diese soll den Eltern bis spätestens Ende Mai zugeschickt werden.

„Am ersten Anmeldetag ist immer der größte Ansturm“, sagt Wolfgang Krause, der Rektor des Echterdinger Gymnasiums. Und er muss es wissen, schließlich war er schon an der Schule, als Michael Bechtold dort das Abitur gemacht hat. Krause rechnet im nächsten Schuljahr wieder mit vier fünften Klassen. „Das ist realistisch“, sagt er. Auch für den bilingualen Zug deutsch-englisch liegen am Mittwochmittag schon reichlich Anmeldungen vor. „Es sieht so aus, als ob er zustande kommt“, sagt Krause.

Grundschulempfehlung ernst nehmen

Regierungspräsident Johannes Schmalzl hatte im Vorfeld an die Familien appelliert, die Grundschulempfehlung im Interesse des Kindes ernst zu nehmen. Der Hintergrund: Diese Empfehlung ist nicht mehr verbindlich. Mütter und Väter müssen selbst entscheiden, welche Schulart sie für ihr Kind bevorzugen.

Das hat Folgen: Auch schwache Schüler werden seitdem aufs Gymnasium oder die Realschule geschickt. Laut Krause hatten bis zu zehn Prozent der Kinder, die in den vergangenen Jahren am PMHG angemeldet wurden, von ihrer bisherigen Schule eigentlich keine Gymnasialempfehlung bekommen. Das Problem: Die Mütter und Väter brauchen dieses Schreiben zur Anmeldung nicht mitzubringen. „Die Eltern müssen uns dies nicht vorlegen“, sagt Krause. Eine Bestätigung, dass der Nachwuchs eine Grundschule besucht hat, reicht aus. Das hat zur Folge, dass die Lehrer erst eine gewisse Zeit brauchen, um festzustellen, welche Voraussetzungen das jeweilige Kind tatsächlich mitbringt.

Auf der Internetseite des PMHG konnten sich Eltern zur Entscheidungsfindung einen Katalog an Fragen herunterladen. „Hat mein Kind Lust zur Schule zu gehen? Arbeitet es zügig? Kann es sich Dinge gut und leicht merken? Zeigt es Freude am Denken und Nachdenken?“, ist dort beispielsweise zu lesen. Die Schule gibt den Hinweis: „Kinder, die nur wenige Kriterien positiv erfüllen, könnten es schwer haben, mit den Anforderungen, die das Gymnasium an sie stellt, zurechtzukommen.“