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Kinder und Jugendliche bewegen sich immer weniger, das Niveau sinkt immer weiter. Wie lässt sich diese Entwicklung stoppen? An guten Ideen fehlt es nicht. Vom schwierigen Kampf gegen den Bedeutungsverlust des Sportunterrichts.

Stuttgart - Dieser Text würde nicht erscheinen, wenn es in deutschen Schulsporthallen immer so zugehen würde wie an diesem Mittwochvormittag in Esslingen-Berkheim. In der Halle der Schillerschule werden am Stufenbarren Riesenfelgen gedreht, auf dem Stufenbarren sind Salti zu bestaunen, klassische Musik begleitet Darbietungen voller Anmut am Boden. Ehrgeizige, leistungsbereite, talentierte Mädchen verschiedener Schulen sind hier am Werk, die darum kämpfen, das Turnfinale des Schulwettbewerbs Jugend trainiert für Olympia zu erreichen.

Der Alltag in den Turnhallen des Landes sieht anders aus. Zu unüberwindbaren Hindernissen sind für viele Schüler der Sprungbock oder die Sprossenwand geworden, nur mit Mühe können manche auf einem Bein stehen und kapitulieren, wenn sie eine Rolle rückwärts machen sollen. Jugend trainiert für den Purzelbaum, so lautet häufig das niederschmetternde Motto im Sportunterricht, das Pädagogen, Eltern, Bildungspolitiker und Sportwissenschaftler nahezu verzweifeln lässt.

Die teils übermächtige Konkurrenz von Computer und Smartphone

Es ist keine neue Erkenntnis, dass das Niveau des Schulsports immer weiter sinkt, weil sich Kinder und Jugendliche immer weniger bewegen. Kein Mangel besteht an wissenschaftlichen Studien, die einen dramatischen Rückgang der motorischen Fähigkeiten belegen. Bekannt sind auch die Gründe: Das veränderte Schulsystem mit Ganztagsschulen und G8-Gymnasien, unter dem die Sportvereine leiden; die teils übermächtige Konkurrenz von Computer und Smartphone; der Ehrgeiz vieler Eltern, die ihre Sprösslinge mit dem Auto vor die Schultür fahren und mit Blick auf die spätere Berufskarriere dem Lernen von Vokabeln ungleich größere Bedeutung beimessen als der Bewegung an der frischen Luft.

Der Befund ist also eindeutig – offen bleibt, wie diese Entwicklung aufzuhalten ist. An Absichtserklärungen der zuständigen Behörden, den Sport an Schulen aufzuwerten, fehlt es nicht. „Bewegung und Schule gehören für mich untrennbar zusammen“, sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU): „Wir setzen deshalb mit einer Reihe von Programmen auf eine verstärkte Bewegungsförderung und sind froh, mit den Verbänden und den Sportvereinen dabei starke Partner zu haben.“