Friederike Zink sitzt in ihrem Büro am Wilhelms-Gymnasium. Friederike Zink sitzt auf einem Sofa in ihrem Büro am Wilhelms-Gymnasium. Dort führt sie auch Gespräche mit Schülern. Foto: Cedric Rehman

Friederike Zink arbeitet seit November am Wilhelms-Gymnasium in Degerloch als Schulsozialarbeiterin. Sie hilft Schülern bei Problemen und versucht, Konflikte in den Klassen zu lösen. Wichtig sei dabei, dass die Betroffenen freiwillig machen, sagt sie.

Degerloch - Eine gemeine Frage sei das, sagt die Schulsozialarbeiterin Friederike Zink. Sie möchte keine Allgemeinaussagen treffen über die heutigen Eltern. Das wäre vereinfachend, sagt sie. Dann nennt sie doch zwei Erziehungsstile, die sie kritisch bewertet: Zum einen seien da die Helikoptereltern, die ihre Kinder überbehüten, zum anderen Eltern, die Kinderbetreuung eher als Punkt sehen, den sie täglich auf einer von der Karriere bestimmten To-do-Liste abhaken müssten. Wohlstandsverwahrlosung nennt das Zink.

Die Frage, ob sie davon mehr sehe, seit sie an einem Gymnasium im gutbürgerlichen Degerloch arbeite, ist wohl wieder etwas gemein. Friederike Zink sagt diplomatisch, dass die Probleme durchaus andere seien als in einer Brennpunktschule. „Es gibt an Gymnasien in der Regel mehr Leistungsdruck“, sagt sie.

An einer zweiten Meinung interessiert

Die 27-Jährige arbeitet seit Anfang November am Wilhelms-Gymnasium. Die ersten Wochen habe sie genutzt, um ihren neuen Arbeitsort verstehen zu lernen, sagt sie. Zink saß in Klassen, unterhielt sich mit Lehrern und Schülern. Froh sei sie, dass die Lehrer sie nicht als unliebsame Konkurrenz verstehen würden, die alles bloß besser wisse. „Ich habe den Eindruck, dass die Lehrer gern eine zweite Meinung hören“, sagt sie. Auch die Kooperation mit der Schulleitung lobt Zink ausdrücklich. Sie selbst ist nicht bei der Schule angestellt. Sie arbeitet bereits seit zwei Jahren für das Evangelische Jugendwerk Degerloch. Der Vorteil sei, dass sie viele Schüler von Aktivitäten außerhalb des Schulbetriebs kenne, sagt sie. An der Schule erlebt sie die Jugendlichen gleichwohl in einem besonderen Mikrokosmos, in dem eigene Regeln gelten. Jugendliche wetteifern miteinander nicht nur um die besseren Noten. Sie konkurrieren auch um den Status in ihrer sozialen Gruppe. Wer ist beliebt? Wer ein Außenseiter oder eher der stille Mitläufer? Die sich betont lässig gebende Jugendkultur kennt ihre eigenen Hierarchien.

Friederike Zink rät zu einem gewissen Maß an Gelassenheit. Eine konfliktfreie Umgebung sei eine Illusion, meint die Sozialarbeiterin. Kinder und Jugendliche müssten sich in den altersüblichen Auseinandersetzungen auch selbst behaupten lernen. Erst wenn sie das aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr schaffen und leiden, sei es Zeit für sie, sich einzuschalten, sagt Friederike Zink. Oft kämen Hinweise von den Lehrern, sagt sie. Zink besucht dann zum Beispiel eine Klasse, um zu beobachten, welche Gruppendynamik besteht. Oder sie passt in einem unbeobachteten Moment einen Schüler ab und lädt ihn dazu ein, sich mit ihr in ihrem Büro zu unterhalten. Was dort besprochen werde, bleibe erst einmal in den vier Wänden, erklärt die Schulsozialarbeiterin. Natürlich könne sie nur mit einem Schüler an einem Problem arbeiten, wenn dieser es wolle. „Alles beruht auf Freiwilligkeit“, sagt sie.

Fingerspitzengefühl im Umgang mit Eltern

Oft würden dann doch die Eltern hinzugezogen. Da müsse sie professionell vorgehen, da es sich um private Angelegenheiten handele. „Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass Mütter und Väter eigentlich immer das Beste für ihre Kinder wollen“, sagt Friederike Zink. Sollte das Kindeswohl auf dem Spiel stehen, sei sie durchaus angehalten, das Jugendamt einzuschalten. Das seien aber Extremfälle, betont Friederike Zink.

Bei Konflikten versuche sie, klarzumachen, dass niemand mit allen befreundet sein müsse. „Es geht darum, dass sich alle Schüler mit Respekt behandeln“, sagt sie. In Zeiten, in denen Jugendliche im virtuellen Raum miteinander kommunizieren, sei es besonders wichtig, Grenzen deutlich zu machen.

Wichtig sei auch, diejenigen zu bestärken, die das Mobbing geschehen ließen, weil sie sonst fürchten, selbst zur Zielscheibe zu werden. „Sticheleien gehen allgemein von einer oder zwei Personen aus, ein paar machen mit und die anderen schweigen“, erklärt sie. Selbstbewusste Kinder würden sich dem antisozialen Verhalten anderer eher entgegenstellen, sagt Friedericke Zink. Sie weiß auch, wie Selbstbewusstsein gefördert werden kann. Die Schule müsse ein Ort sein, an dem sich die Schüler wohlfühlen, sagt sie. „Sie verbringen schließlich sehr viel Zeit hier.“