Das Luftbild täuscht, die Theodor-Heuss-Realschule liegt mitten in der Stadt. Foto: THR

Anderswo klagen Realschulen über zu starken Zulauf, in Konstanz muss die Theodor-Heuss-Realschule voraussichtlich schließen. Sie ist Opfer des Erfolgs der benachbarten Realschule.

Konstanz - Landesweit ist ihre Beliebtheit ungebrochen: 34,7 Prozent der Viertklässler in Baden-Württemberg wechselten im vergangenen Jahr an eine Realschule. In Konstanz scheint der Schultyp jedoch unter Druck zu stehen. Jetzt hat der Schulausschuss empfohlen, die innenstadtnahe Theodor-Heuss-Realschule (THR) zu schließen. Damit würde in der 85 000 Einwohner zählenden Stadt mit vier allgemeinbildenden Gymnasien nur noch die Geschwister-Scholl-Gesamtschule im Stadtteil Wollmatingen einen Realschulzweig anbieten. Im vergangenen Jahr wurde bereits die in der Altstadt ansässige katholische Mädchenrealschule des Klosters Zoffingen geschlossen.

Die Abkehr von der Realschule geht einher mit dem Siegeszug der Gemeinschaftsschule. Sollte der Gemeinderat dem Vorschlag folgen, würde die 51 Jahre alte THR in diesem Sommer letztmalig Fünftklässler aufnehmen, dann auslaufen und der benachbarten Gebhardschule Platz machen. Die einst zweizügige Hauptschule erlebt seit ihrer Erweiterung zur Gemeinschaftsschule einen beispiellosen Boom, vor allem seit sie zu den drei Schulen im Land gehört, die eine gymnasiale Oberstufe anbieten. Für vier Züge ist sie konzipiert, doch die Rektorin Elke Großkreutz musste zuletzt mehrfach sieben fünfte Klassen bilden, um alle angemeldeten Kinder aufzunehmen.

Ablehnung von Schülern kaum möglich

20 Millionen Euro hat die Stadt seither in Erweiterungsbauten investiert. Dennoch befürchtet die Schulleiterin, künftig Interessenten ablehnen zu müssen, weil Klassenräume fehlen. Juristisch sei das fragwürdig. „Es gibt einen Rechtsanspruch auf die Aufnahme im gewünschten Schultyp“, sagte Großkreutz.

Der Rektor klagt

Im Jugendstilbau der THR hingegen blieben Klassenzimmer leer. „Unsere Situation ist seit Jahren in der Schwebe“, klagte der Rektor Frank Raddatz und sprach von einem „ganz bitteren Vorgang“. Seit langem gibt es Spekulationen über eine Schließung, zeitweise durfte die Schule nur eine fünfte Klasse aufnehmen. Es gab aber auch nicht mehr Anmeldungen, weil sich die THR auch nach der Schließung der Klosterschule bei den Mädchen schwer tat. Die Zweizügigkeit erreichte die Schule erst in höheren Klassen durch Zugänge gescheiterter Gymnasiasten.