Schüler der Klasse 5 der Grund- und Hauptschule Stammheim haben einen Audioguide entwickelt. Am Montag stellten sie den digitalen Führer durch den Stadtbezirk vor.
Stammheim - Süleyman Korkmaz ist begeistert. Der Mitarbeiter im Dönergrill an der Freihofstraße schmunzelt und hört gebannt Rockys Stimme zu, die aus dem Handy-Lautsprecher klingt. Der Zehnjährige aus der fünften Klasse der Grund- und Hauptschule (GHS) Stammheim hat einen kleinen Text über den Döner-Laden geschrieben und auch vertont. Rocky und einige seiner Mitschüler spielen die O-Töne nun Korkmaz vor. „Das ist sehr gut. Ich hätte es selbst nicht besser machen können“, lobt der Döner-Verkäufer das Endprodukt. Vor allem der Schlusssatz von Rockys Lobesrede gefällt ihm. „Herr Süleyman hat eine sehr gute Figur und ist sehr muskulös“, sagt der Schüler über seinen Lieblingsdönerverkäufer.
Abgesehen von solchen Kommentaren zum Schmunzeln haben die 18 Fünftklässler einen Monat lang intensiv ihre Schulumgebung erkundet, Sie sammelten Informationen über Plätze und Gebäude, führten Interviews, schrieben Texte und vertonten am Ende das Ganze zu einem digitalen Rundgang durch den Stadtbezirk. Herausgekommen ist eine Führung mit 24 Stationen. Am Montag präsentierte die Schulklasse die Ergebnisse ihres Projektes im Schulhaus. Danach lotsten sie die Gäste zu den ausgesuchten Punkten und Sehenswürdigkeiten in Stammheim. „Sie stehen hier vor einem echten Schmuckstück. Sie sehen das Stammheimer Bezirksrathaus an der Kornwestheimer Straße 5“, klingt es aus den Kopfhörern der mitgebrachten MP3-Player und Handys. Eine Station weiter erfahren interessierte Besucher vor dem Restaurant Traube, dass es das Gasthaus schon mehr als hundert Jahre gibt und dass hier der Zwiebelrostbraten der Renner ist. Persönlichkeiten wie Gerhard Mayer-Vorfelder, Otto Schily und Gotthilf Fischer haben schon in der Traube gegessen. Apropos bekannt: Der Zuhörer erfährt nebenbei, dass es auch Stammheimer Promis gibt, so wie Wolle Kriwanek, der im Jahr 1949 hier geboren wurde.
Als Einführung in den Hotel-Traube-Hörtext ist Tellerklappern zu hören. Audioguide nennt sich das Ganze. Dabei handelt es sich um Tonaufnahmen, die auf entsprechenden Geräten oder Mobiltelefonen abgespielt werden können. Ursprünglich entwickelt wurde der Audioguide als elektronischer Museumsführer. „Die Schüler wussten anfangs mit dem Wort nichts anzufangen“, sagt die Referendarin Katharina Hempel, die das Projekt mit der Klasse 5 durchgeführt hat. Um die Schüler mit dem Medium Audioguide vertraut zu machen, ging die Lehrerin mit ihnen ins Lindenmuseum. Sie schrieb ein dickes Handbuch und einen Leitfaden, an dem sich die Klasse orientieren konnte. „Die Vorbereitung des Projektes war sehr aufwendig“, sagt die künftige Grund- und Hauptschullehrerin. Die Arbeit hat sich aber gelohnt. „Viele von uns wussten nichts über Stammheim. Das ist schade, weil es hier viel zu entdecken gibt“, berichtet eine Schülerstimme auf der Tonaufnahme und lädt zu zwei Touren durch den Stadtbezirk ein: „Wir wünschen euch viel Spaß und gutes Wetter.“ Letzteres fehlte beim Premierenrundgang.