Viertklässler der Stuttgarter Wilhelm-Hauff-Schule haben beim Projekt „Nachrichten in der Schule“ eine Klassenzeitung erstellt. Daran beteiligten sich insgesamt 37 Schulen.
Die Aufgaben sind verteilt, erste Texte sind auch schon da und bearbeitet, si füllen die entsprechenden grünen Kästen unterhalb der Tafel. Aber ein Layout für die Klassenzeitung der Schülerinnen und Schüler der 4a der Stuttgarter Wilhelm-Hauff-Schule steht noch nicht. Kein Problem, denn bis zum Redaktionsschluss sind es ja noch einige Tage.
Die Wilhelm-Hauff-Schule war im zurückliegenden Schuljahr 2023/2024 eine von 37 Schulen in Stuttgart und der Region, die bei „Nachrichten in der Schule“ – kurz Nisch – mitmachten. Eines der Ziele des vom Bund Deutscher Zeitungsverleger und dem Aachener Institut für Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren im Jahr 1979 gestarteten Projekts ist es, die Medienkompetenz von Kindern zu fördern.
Gefragt wird direkt und ungeniert
Fragetechniken haben die Grundschülerinnen und Grundschüler schon drauf: Ungeniert und direkt stellen sie den Redakteurinnen und Redakteure der Stuttgarter Nachrichten ihre Fragen. Deren Besuch ist Teil von Nisch. Besonders interessiert sind Jungen und Mädchen in dem Alter oftmals an der Sportberichterstattung – erst recht in Zeiten wie in diesem Sommer, als eine Fußball-EM vor der eigenen Haustür läuft. Besonders faszinierend: die Ausrüstung von Sportfotografen mit Kameras und überlangen Objektiven.
Sportfotografie fasziniert
Gut, dass bei dem Besuch an der Wilhelm-Hauff-Schule ein Fotograf mit von der Partie ist. Er kann die Jungen und Mädchen über die Kosten solcher Objektive aufklären. 8000 bis 10 000 Euro müsse man dafür schon ausgeben, sagt er. Da staunen die Schülerinnen und Schüler. Noch größer werden ihre Augen, als der Fotograf ihnen seine Kamera reicht, damit sie ein Gefühl dafür bekommen, wie schwer sie ist. Eine Ersatzkamera hat er immer im Auto – sollte ihn mal die Technik im Stich lassen. Wie viele Kameras er besitze, wollen sie wissen? Ob er noch seine erste habe, wie oft er sich eine neue kaufe und und und. So schnell gehen den Schülerinnen und Schülern die Fragen nicht aus. Geduldig beantwortet der Fotograf sie alle, erzählt, wie er zum Fotografieren kam und wie aus einem Zeitvertreib sein Beruf wurde.
Dass es die Sportergebnisse vom Vorabend noch in einen Teil der Zeitungsausgabe geschafft hat, verblüfft die Jungen und Mädchen. Sie wussten nicht, dass bei den Stuttgarter Nachrichten Spätdienstkolleginnen und -kollegen bis um 23.30 Uhr – zur Not auch länger – arbeiten, um Texte zu aktualisieren und druckfertig zu machen, nicht nur, aber auch für den Sportteil der Zeitung.
Erkennen seriöser Quellen
Wie der Tagesablauf in einer Redaktion ist, wollen sie wissen. Wann beginnt ein Arbeitstag, wann endet er? Wann sind Konferenzen? Wer bestimmt, welche Themen aufgegriffen werden? Wie kommen Journalisten an ihre Informationen? Wie unterscheiden sie seriöse Quellen von solchen, die Fake News, also Falschnachrichten, bewusst verbreiten? Ein Thema, das vor allem ältere Schülerinnen und Schüler beschäftigt.
Um seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden, gibt es ein paar Kniffe: Man schaut sich an, wer die Information verbreitet, eine offizielle Stelle wie etwa eine Stadtverwaltung oder ein Ministerium. Stammt die Information von einer Webseite im Internet, sucht man nach dem Impressum, also, den Verantwortlichen für den Beitrag. Fehlt das, ist Vorsicht geboten. Findet man weitere, unabhängige Quellen, die ebenfalls über ein Geschehen berichten, spricht das dafür, dass die Informationen stimmen. Bei der Einschätzung nach ihrer Zuverlässigkeit hilft, sich anzusehen, wie über etwas berichtet wird. Sachlich oder emotional? Sachlichkeit spricht für Seriosität.
Zweifel an der Zuverlässigkeit ihrer Quellen, haben die Schülerinnen und Schüler der 4a der Wilhelm-Hauff-Schule in Stuttgart nicht. Sie kennen sie, werden für die Klassenzeitung doch ausschließlich selbst verfasste Texte verwendet. Woher die Bilder stammen, ist ihnen bekannt. Die Gefahr, dass ihnen von Künstlicher Intelligenz generierte Fotos unterkommen, besteht also auch nicht. Selbstbewusst gehen die Jung-Zeitungsmacher ans Werk – mit all den Informationen aus dem Redaktionsalltag als Hintergrund. Fragen zur Gestaltung ihrer Klassenzeitung stellen sie aber nicht.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden jünger
Anfänge
Das Projekt „Nachrichten in der Schule“ – kurz Nisch – der Stuttgarter Nachrichten wurde im Jahr 1985 gestartet. Die Stuttgarter Zeitung war etwas früher damit dran. Für das Pilotprojekt im Schuljahr 1979/1980 gewannen der Bund Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und das Aachener Institut zur Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren (IZOP) den Zeitungsverlag Aachen in Düren. Es war von Anfang darauf ausgerichtet, dass weitere Verlage mitmachen.
Zielgruppe
Hatten die Initiatoren zunächst Acht- bis Zehntklässler im Blick als Zielgruppe für das Zeitungsprojekt, so hat sich diese längst verjüngt. Grundschüler sind heute wichtige Ansprechpartner. So ist es auch bei Nisch. Daran beteiligten sich in den beiden zurückliegenden Schuljahren vor allem Grundschülerinnen und Grundschüler. Im abgelaufenen Schuljahr 2023/2024 waren es rund 64 Prozent (1163 von 1815 Teilnehmerinnen und Teilnehmer), im Jahr davor waren es annähernd 53 Prozent (1153 von 2196).