Wohin führt der Weg nach der Grundschule? Lehrer raten das Wohl des Kindes in den Blick zu nehmen. Foto: dpa

Die Ludwig-Uhland-Schule hat in Leinfelden-Echterdingen als weiterführende Schule wieder zu kämpfen, während die örtliche Realschule und die Gymnasien Zuwachs erfahren.

Leinfelden-Echterdingen - Wie lange wird es die Leinfelder Werkrealschule noch geben? Diese Frage steht wieder im Raum. Denn in diesem Schuljahr hat die Ludwig-Uhland-Schule (LUS) gerade so die notwendige Schülerzahl erreicht, um eine fünfte Klasse bilden zu können. Das belegen die aktuellen Schülerzahlen der Stadt. Das Problem: Erreicht die Schulart dieses Ziel zwei Jahre lang hintereinander nicht, kann sie von unten her geschlossen werden. An der benachbarten Immanuel-Kant-Realschule (IKR) dagegen wächst die Anzahl der Schüler.

Seitens der Stadt als Schulträger heißt es dazu: „Es ist zu befürchten, dass sich dieser Trend verstetigt und die Zukunft der Werkrealschule perspektivisch ungewiss ist.“ Dies würde man im Sinne eines ganzheitlichen Schulangebotes in der Stadt sehr bedauern. Auch Kommunalpolitiker unterschiedlicher Couleur haben im jüngsten Sozialausschuss darauf hingewiesen, wie wichtig der Erhalt der Schule sei. Sie sei ein unverzichtbarer Bestandteil der örtlichen Schullandschaft.

Woran liegt die Entwicklung?

Das ist nur schwer auszumachen. An allen Realschulen im Land können Schüler zwar mittlerweile nicht nur einen Realschulabschluss, sondern auch den Hauptschulabschluss machen. Die ersten Abschlüsse dieser Art wird es im Frühjahr 2020 geben. Gabriele Roegers, Leiterin der Ludwig-Uhland-Schule, sagt: „Ich glaube nicht, dass die aktuellen Schülerzahlen bereits darauf zurückzuführen sind.“ Vielmehr hätten diese mit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung zu tun. Eltern müssen sich bei der Schulauswahl nicht mehr an die Empfehlung halten, welche die Lehrer für ihr Kind geben. Es herrsche der Glaube vor, dass das Kind es an jener Schule, wo ich es angemeldet habe, auch schaffen werde, sagt Roegers. Doch das Niveau, welches an der Realschule in der fünften und sechsten Klasse gelehrt wird, sei eben für manche Mädchen und Jungen nicht machbar. Aus diesem Grund habe die Leinfelder Werkrealschule in diesem Schuljahr wieder einige Rückkehrer aufgenommen.

Warum ist die LUS eigentlich noch Werkrealschule?

Das Kollegium der LUS hatte dreieinhalb Jahre auf eine Weiterentwicklung zur Gemeinschaftschule (GMS) hingearbeitet. Roegers denkt, dass die Schülerzahlen für die LUS anders aussehen würden, wenn die Schule Gemeinschaftsschule wäre. „Wir hätten sicher zwei Züge hinbekommen“, sagt die Schulleiterin. Und die Realschule wäre dadurch nicht zwingend kleiner geworden. Die Rektorin ist noch immer von der Pädagogik dieser Schulart überzeugt. Denn dort hätten die Kinder viel differenzierter auf drei unterschiedlichen Bildungsniveaus unterrichtet werden können. Die Mehrheit des Gemeinderates hatte im Frühjahr 2015 allerdings Nein zur einer GMS in L.-E. gesagt.

Was sind die Vorzüge der Werkrealschule?

„Sie ist eine Ganztagsschule“, sagt Gabriele Roegers. Das bedeutet unter anderem, dass der Klassenlehrer gemeinsam mit den Schülern die Hausaufgaben macht. Die Jugendlichen lernen von Anfang an auf dem Grundniveau und können so eher Erfolgserlebnisse mit nach Hause nehmen. Und: „Wir kommen mit den allermeisten Schülern klar“, sagt sie.

Was macht es mit Kindern, wenn sie im Unterricht nicht mitkommen?

„Kindern, die im Unterricht nicht mitkommen, geht es nicht gut“, sagt Heike Hauber, die Leiterin der Immanuel-Kant-Realschule. Diese Schüler seien frustriert, weil sie schlechte Noten bekommen. Hauber appelliert deshalb an Infoabenden an die Eltern, dass sie ihre Kinder nicht deshalb auf eine Realschule schicken, weil sie dort ja nun auch den Hauptschulabschluss machen können. Das Problem: „Wir müssen in der fünften und sechsten Klasse auf Realschulniveau unterrichten“, sagt sie. Denn: „Unser Ziel ist es, den Realschulabschluss anzubieten.“ Sie rät Müttern und Vätern deshalb die Empfehlung der Grundschullehrer ernst zu nehmen. Schließlich gehe es um das Wohl des Kindes und eine Schullaufbahn, die zu ihm passt.

Wie sieht es an den Gymnasien aus?

Auch die Gymnasien erfahren Zulauf. Die Schülerzahlen sind auch am Immanuel-Kant-Gymnasium in Leinfelden wieder am wachsen. Die größte Schule im Stadtgebiet „ist und bleibt aber das Echterdinger Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium“ (PMHG), heißt es seitens der Verwaltung. Rektor Wolfgang Krause sagt dazu: „Wenn wir in der Vierzügigkeit bleiben, kommen wir räumlich hin. Wenn wir in eine Fünfzügigkeit kommen, wird es eng.“

Weil es immer mehr Grundschüler gibt und aus diesen große Kinder werden, die weiterführende Schulen besuchen, befürwortet Krause einen Neubau – beispielsweise im Gebiet Goldäcker. Dorthin könnte dann zum einen die Echterdinger Goldwiesenschule ziehen und so ihre Raumnot heilen. Jene Zimmer, welche die Grundschule nicht brauche, könnten für andere Zwecke – beispielsweise die Kinderbetreuung – verwendet werden und später auch für weiterführende Schulen wie das PMHG.