An der Rechtschreibung von Schülern muss von Anfang an gearbeitet werden, fordert Kultusministerin Susanne Eisenmann. Einzelne Grundschullehrer sowie der Grundschulverband sehen das nach wie vor anders. Foto: dpa

Der anhaltende Streit um das „Schreiben nach Gehör“ zeige, dass das Vertrauen der Eltern in Baden-Württembergs Schulen schwinde, meint unser Kommentator Rainer Wehaus. Dies sei gefährlich.

Stuttgart - Der Absturz Baden-Württembergs in Schultests müsste alle umtreiben, die im Land Verantwortung tragen. Die Fleißigen und Schlauen werden mittlerweile anderswo verortet, das Image des Südwestens ist mehr als nur angekratzt. Das Ganze kann schnell eine Eigendynamik entwickeln. Wenn Eltern das Vertrauen in das Schulsystem verlieren, wird es nicht nur ständigen Ärger, sondern auch Abwanderung geben – mit allen negativen Folgen auch für die Wirtschaft. A wie Affe – so lernen Erstklässler die Buchstaben in der Anlauttabelle. In der Bildungspolitik steht das A inzwischen für Alarm.

Die Ergebnisse stimmen nicht mehr

Dass das Vertrauen in die Schulen bereits schwindet, zeigt der Streit um das „Schreiben nach Gehör“. Es sind vor allem Eltern, die die Schulverwaltung nun dazu auffordern, das Verbot dieser umstrittenen Methode, das Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) Ende 2016 ausgesprochen hat, auch durchzusetzen. Der Verband der Grundschullehrer macht es sich daher zu einfach, wenn er auf die „Methodenfreiheit“ der Lehrer pocht. Diese Freiheit endet in der Praxis spätestens dann, wenn für alle erkennbar die Ergebnisse nicht mehr stimmen.

Das Beharrungsvermögen ist groß

Es wird laut werden in den nächsten Monaten und Jahren. Eisenmann muss an vielen Rädchen drehen, damit die Schulen im Land wieder besser werden. Das wird vielen nicht gefallen, die Beharrungskräfte im Bildungsbereich sind groß. Wie groß, das sieht man allein schon daran, dass offenbar noch immer Grundschullehrer das „Schreiben nach Gehör“ praktizieren und damit die Weisung Eisenmanns ignorieren. Gegeneinander statt miteinander – so wird Baden-Württemberg aus dem Schlamassel nicht herauskommen. Statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, sollte sich jeder im Bildungsbereich fragen, was er künftig besser machen kann.

rainer.wehaus@stuttgarter-nachrichten.de