Wo Ganztagsgrundschulen entstehen, fallen Horte zur Betreuung weg Foto: dpa

Eltern lassen ihre Kinder während der fünften, sechsten und siebten Klasse ungern allein zu Hause, sondern lieber im Schülerhort. Dort fehlt es mitunter an Plätzen. Die Fraktionen des Jugendhilfeausschusses wollen deshalb andere Einrichtungen zur Betreuung heranziehen.

Stuttgart - Der Betreuungsbedarf für Schulkinder im Alter zwischen zehn und 13 Jahren ist niedriger als gedacht. So lautet ein vorläufiges Fazit des Jugendamts. Aufgeworfen hatten vier Eltern von Kindern der siebten Klasse aus Feuerbach diese Frage, die eine Kündigung vom städtischen Hort erhalten hatten.

„Wir haben bei allen 64 weiterführenden Schulen angefragt und 25 Antworten erhalten; nur sieben Schulen meldeten Bedarf an“, erläuterte Manfred Niewöhner, Abteilung Jugendhilfeplanung, dem Jugendhilfeausschuss. Die Stadt biete in ihren Horten 20 Plätze, davon fünf Sharing-Plätze für ältere Schüler. „Der Bedarf ist also nicht so dramatisch hoch, wie gedacht, denn die meisten Schulen bieten den Kindern außerschulische Bildung und Betreuung mit Jugendbegleitern oder eine erweiterte Betreuung für die Klassen fünf bis neun der Werkrealschüler an“, so Niewöhner. Gleichwohl ist geplant zu erheben, was sich seit Einführung der Ganztagsgrundschulen veränderte und wo es Defizite gebe.

„Hätte man die Eltern befragt, hätte man ein schärferes Bild erhalten“, vermutet der Vertreter Stuttgarter Kitas. Es seien inzwischen auch Eltern von Horten abgewiesen worden, die jüngere Kinder dort anmelden wollten. „Dadurch wird man zur Ganztagsschule gezwungen“, so Bertram Wohlfahrt.

CDU für Schülerhaus, Grüne und SPD für Jugendfarm

Stadträtin Rose von Stein (Freie Wähler) schloss sich dem an („Wir brauchen Übergänge für Eltern, die keine Ganztagsschule wollen“), und blieb mit dieser Meinung nicht allein im Ausschuss. „Wenn ich von meinem Kind erwarte, dass es durch die halbe Stadt fährt, um auf ein bestimmtes Gymnasium zu gehen, da erwarte ich auch ein gewisses Maß an Selbstständigkeit für die Zeit zu Hause, solange die Eltern nicht da sind“, sagte Iris Ripsam (CDU).

Ihre Fraktion plädiert aber dafür, „nicht so streng mit dem Begriff Schülerhaus umzugehen“. Man könne es auch für Halbtagsgrundschüler, für Kinder der weiterführenden Schulen öffnen und an Schulen einrichten, wo kein Ganztagsunterricht stattfinde.

Für Gabriele Nuber-Schöllhammer von den Grünen ist die Diskussion um weitere Grundschulangebote sekundär. Sie sagt: „Zehnjährige brauchen sehr wohl noch Betreuung.“ Die Nachfrage nach Ganztagsplätzen in Kitas steige, auch die Zahl der Ganztagsgrundschüler; „keine Familie wird eines Tages sagen: Einer von uns bleibt nun zu Hause“.

Grüne und SPD fordern, dass die Stadt als Schulträgerin mit freien Trägern von Jugendfarmen, Aktivspielplätzen und Kindertreffs über Angebote für Zehn- bis 13-Jährige verhandelt, auch über eine Essensverpflegung. Judith Vowinkel (SPD) warnte: „Das gibt es nicht zum Nulltarif.“ Sieghard Kelle von der Jugendhausgesellschaft will, dass über Ressourcen und Rahmenbedingungen diskutiert wird, „und zwar bevor eine neue Vorlage entsteht“. Diese soll gemeinsam mit dem Schulreferat erstellt und vor der Sommerpause präsentiert werden.