Albert Pfänder korrigiert die Druckfahnen des neuen Jahrbuchs. Foto: factum/Granville

Das Robert-Bosch-Gymnasium wird zum Schuljahresbeginn 50 Jahre alt. Am 12. Oktober 2018 ist ein großes Schulfest. In der Schule habe sich viel verändert, zieht ein Lehrer Bilanz – nicht nur durch Computer.

Gerlingen - Er sitzt mitten in den Ferien mitten im Atrium – und korrigiert. Albert Pfänder ist Lehrer am Gerlinger Robert-Bosch-Gymnasium (RBG) und einer der Verantwortlichen für das große Schuljubiläum. Das Gymnasium wird demnächst 50 Jahre alt. Das wird gefeiert, auch mit einem Jahrbuch, das aber kein klassisches Geschichtsbuch, sondern aktuell werden soll – etwa mit einem Foto aller derzeitigen Schüler und Lehrer.

Pfänder nutzt die Ferienzeit, um die Druckfahnen, die Korrekturabzüge, nochmals durchzusehen. Wie der Schulleiter Eberhard Blanz ist er Jahrgang 1955. Er ist einer der dienstältesten Lehrer am RBG. Was sich für ihn die letzten 30 Jahre geändert hat? Die Grundlagen der Physik und Chemie seien dieselben, meint er lachend. „Die Möglichkeiten der Vorbereitung haben sich aber sehr verbessert, auch die Präsentation im Unterricht.“ Experimente gäbe es immer noch, doch die Sicherheitsvorschriften seien viel strenger geworden. Trotz des Einzugs der EDV in der Schule, so Pfänder, sei das Schreiben mit Kreide an die Tafel immer noch unschlagbar.

Am Anfang zu Gast in der Grundschule

Am 9. September 1968 nahm die Schule ihren Betrieb auf – damals gab es noch keine Computer. Das neue Progymnasium war als Gast mit zwei Klassen in der Breitwiesenschule untergebracht. Das neue Schulhaus wurde erst Jahre später fertig. Im Lauf eines halben Jahrhunderts ist die Schule ein vollwertiges Gymnasium geworden, und sie hat ihr Profil verändert. Heute kann man drei Sprachen lernen – Latein nicht mehr. Dritte Sprache neben Englisch und Französisch ist Spanisch.

Wer mag, kann statt einer dritten Fremdsprache Naturwissenschaft und Technik lernen. Auch andere Fächer sind hinzugekommen: Medienkunde in der fünften Klasse oder Informatik in der siebten. Jeder Lehrer hat heute sein Notebook, mit dem er ins Klassenzimmer geht. Obwohl Pfänder für die EDV zuständig ist, sieht er die Technisierung kritisch: „Ein Tablet für jeden Schüler ist übertrieben. Es genügt nicht, die Technik auszugießen.“

Nicht nur die Technik in der Schule habe sich verändert, meint Pfänder, auch die Schüler seien anders. Sie wollten nicht mehr so viel Privates vom Lehrer wissen, auch das Engagement habe nachgelassen, „vor allem für Dinge, für die es nichts gibt“. Dazu zählt der 63-Jährige die Schülermitverwaltung und die Schülerzeitung „Drucksache“ – die ist vor drei Jahren zum letzten Mal erschienen.

Schüler sind „gut erzogen und höflich“

Pfänder lobt die Schüler gleichwohl: „Sie sind gut erzogen und höflich und in der Masse leistungsbereit.“ Die Sozialkompetenzen stünden stärker im Fokus als früher. Schulausflüge sind weiterhin Klassiker, längst werden auch Selbstbehauptungstrainings oder Seminare angeboten zu Themen wie Essstörungen und Umgang mit Medien, ein Sozialpraktikum ist Pflicht. Eine Spezialität im RBG ist das Engagement für Kara Kara im afrikanischen Niger, nicht nur beim Weihnachtsbasar. 10 000 bis 12 000 Euro kämen jedes Jahr zusammen für die Ausbildung dortiger Patenkinder, sagt Pfänder stolz. Und die Kontakte zu einem Kibbuz in Israel würden ebenso gepflegt wie zu den Partnerstädten Gerlingens in Frankreich, Ungarn und England.

Die Entwicklung des Gerlinger Gymnasiums

1965:
Der Gemeinderat beschließt, in Gerlingen ein Gymnasium einzurichten.

Frühjahr 1967
: Kultusministerium und Oberschulamt genehmigen die Gründung eines Progymnasiums.

9. September 1968:
Das Progymnasium nimmt mit 81 Schülern in zwei Klassen den Betrieb in der Breitwiesenschule auf.

September 1969
: Umzug in das Gebäude der Pestalozzischule in der Stadtmitte.

Oktober 1971 bis Juni 1973:
Das neue Schulhaus wird für 14 Millionen Mark gebaut. Es bietet Platz für 24 Klassen.

Frühjahr 1977:
Der erste Jahrgang legt sein Abitur ab.

April 1983:
Der erste Schulleiter Friedrich Gaiser stirbt völlig unerwartet.

Januar 1984:
Der zweite Schulleiter Hermann Schmid wird in sein Amt eingeführt.

1986:
Die Schulpartnerschaft mit dem Eötvös-Gymnasium in Budapest (Ungarn) beginnt.

Oktober 2000:
Die erste Internetseite der Schule geht online.

Juli 2002:
Brigitte Renner-Dux wird dritte Schulleiterin. Sie stirbt nach langer Krankheit im Januar 2016.

September 2004:
Die Gymnasialzeit wird von neun auf acht Jahre verkürzt.

September 2008:
Das bisherige „Gymnasium Gerlingen“ wird umbenannt in „Robert-Bosch-Gymnasium“.

2010 bis 2013:
Große Sanierung im laufenden Betrieb, Kosten gut 11,5 Millionen Euro.

September 2016:
Eberhard Blanz wird nach sechs Jahren als stellvertretender und kommissarischer Direktor zum vierten Schulleiter ernannt.

September/Oktober 2018:
Die Schule wird am 9. September 50 Jahre alt. Die große Feier ist am 12. Oktober. „Zeitmaschine“ heißt das Motto des Jubiläums. Eine Feierstunde ist um 14 Uhr, das eigentliche Schulfest beginnt an jenem Freitag um 16 Uhr.