Aus der bisherigen Römerschule wird die Grundschule Süd. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Elternvertreter äußern sich höchst unzufrieden über den Beteiligungsprozess bei der Fusion von Heusteig- und Römerschule im Stuttgarter Süden. Bürgermeisterin Isabel Fezer kontert ihre Kritik.

S-Süd - Zum kommenden Schuljahr werden die Heusteig- und die Römerschule zur größeren Grundschule Süd fusioniert sein und in der Römerschule residieren. Es wird dort eine Ganztagsschule in Wahlform angeboten. Das Gebäude der Heusteigschule wird unterdessen von der Schickhardt-Gemeinschaftsschule belegt, die Raumnot hat. Der Hintergrund dieser Rochade war ein prognostizierter Rückgang der Schülerzahlen. Ermöglicht wurde die Zusammenlegung der Grundschulen durch eine Verkleinerung des Schulbezirks, der das Einzugsgebiet schrumpfte.

Die Elternbeiräte der betroffenen Grundschulen hatten von Anfang an Vorbehalte gegen die Fusion, die der Gemeinderat vergangenen Sommer beschlossen hat. Ein Runder Tisch aus Elternbeiräten, Schulverwaltungsamt, Schulamt, den Schulrektorinnen sowie den Bezirksvorstehern von Süd und Mitte sollte dafür sorgen, dass die Interessen aller Beteiligten in den Planungen Berücksichtigung finden. Die Arbeit dieses informellen Gremiums sei stets „konstruktiv“ gewesen, versichert der Bezirksvorsteher Süd, Raiko Grieb: „Da haben zwei Schulgemeinden zusammengefunden. Zwischen ihnen hat sich etwas Essentielles entwickelt, das ist ein echtes Pfund!“

Vorwurf: Alibi-Beteiligung

Und dennoch haben die Elternbeiräte den Runden Tisch nun als gescheitert erklärt. Er sei nichts weiter als eine „Alibi-Beteiligung“, die im Nachgang „das Handeln der Verwaltung legitimieren“ solle, schreiben sie in einer Stellungnahme zur Grundschulfusion. Die „Fehlkonstruktion“ der Grundschule Süd gehe zurück „auf eine Grundsatzentscheidung, die unter falschen Vorzeichen gefällt wurde“: eine Fehlprognose der Schülerzahlen. Ausgegangen war man von 67 Grundschülern mit drei ersten Klassen. Tatsächlich würden nun 90 Kinder in vier Zügen eingeschult, und im nächsten Jahr würden es nochmals mehr. „Das Gebäude bietet einfach zu wenig Platz für alle Kinder im Viertel“, so die Elternbeiräte in ihrer Stellungnahme. Sie befürchten schon, dass die neue Grundschule in absehbarer Zeit zur „Brennpunktschule“ verkomme, weil bereits jetzt bildungsnahe Eltern ihre Kinder nach Möglichkeit woanders einschulten.

Die Elternbeiräte kritisieren im weiteren, dass die verlangten Feinstaubmessungen – die Römerstraße liegt an der B 14 – nur im Innern, nicht im Außenbereich veranlasst worden seien. Außenmessungen seien offenbar „politisch nicht gewollt“, wird in der Stellungnahme gemutmaßt.

Bei Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer stößt die scharfe Kritik der Elternvertreter auf „Verwunderung“. Dass der Runde Tisch am Gemeinderatsbeschluss zur Zusammenlegung der Schulen nicht rütteln könne, sei von Anbeginn klar gewesen. Allerdings habe der Runde Tisch erwirkt, dass die Grundschule Süd nun nicht fünfzügig sei wie ursprünglich vorgesehen, sondern dreizügig. Damit dies gelingen konnte, habe man die Schulbezirksgrenzen verschoben. Die vier ersten Klassen gebe es nur in einer Übergangsphase, „in der Zusatzfaktoren wie Geschwisterkinder berücksichtigt werden müssen“. Die Römerschule verfüge über Raumkapazitäten für bis zu 14 Klassen inklusive der Räume für den Ganztagsbetrieb und könnte durchaus spätere Schülerzuwächse verkraften.

Viele schicken ihre Kinder in andere Stadtteile

Die Zahl der gemeldeten Kinder entspreche im Übrigen nicht der Zahl der Kinder, die an einer Schule angemeldet würden, argumentiert die Bürgermeisterin. „Gerade in Stuttgart-Süd gibt es traditionell einen großen Anteil an Kindern, die an eine Privatschule gehen. Auch spielt insbesondere in der Innenstadt die Abwanderung aus dem Stadtteil eine wichtige Rolle.“

Auch auf dem Feinstaub will Fezer nicht sitzen bleiben. Auch im Außenbereich, im Schulhof, seien drei Messstationen installiert, die noch bis Jahresende Daten sammeln. Die Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2018 präsentiert werden. Auch dies sei ein Ergebnis des Runden Tisches, der eben keine Alibi-Veranstaltung sei.

Wenig könne das Gremium allerdings ausrichten in Bezug auf die Mischklassen, die von den Elternvertretern als „ungewünschter Kompromiss“ gescholten werden. In den Klassen werden Kinder sitzen, die unterschiedliche Ganztagesangebote erhalten. Die Eltern befürchten, dass dies Klassengemeinschaften spalte. „Unter den gegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen kann dies jedoch für keine Ganztagsgrundschule in Wahlform ausgeschlossen werden“, so Fezer. Denn ausschlaggebend sei hier, ob die jeweiligen Eltern eine Ganz- oder eine Halbtagsbetreuung wünschten. Für den Kompromiss der Wahlform, so Fezer, hätten sich die Schulkonferenzen beider Grundschulen bewusst entschieden.

Fezer lobt die bisherige Arbeit des Runden Tisches. Ebenso wie der Bezirksvorsteher betrachtet die Bürgermeisterin das Gremium als „durchaus erfolgreiches Instrument zur Beteiligung“, das nicht zuletzt den beiden Schulgemeinden dabei hilft, zusammenzuwachsen.