Schulen auf den Fildern servieren gesunde Kost. Doch schmecken muss es auch. Foto: dpa

Schulen auf den Fildern servieren gesunde und ausgewogene Kost – Ein Mittagessen rein aus biologischen Produkten ist aber noch Zukunftsvision.

Filder - Als Tabea Schilling im Unterausschuss Essensversorgung saß, war sie entsetzt. In der Speiseplangestaltung der Stuttgarter Schulhäuser ist ein Anteil von fünf bis zehn Prozent an biologischen und regionalen Produkten vorgesehen. „Viel zu wenig“, befand die Stadträtin der Grünen. Deshalb hat ihre Fraktion einen Antrag an die Stadt Stuttgart gestellt. Es soll geprüft werden, wie viel Bio möglich ist – ohne den finanziellen Rahmen zu sprengen. „Wir möchten das natürlich nicht um jeden Preis“, sagt Schilling. Deshalb habe man das Ziel nicht festgelegt. Geprüft werden die Auswirkungen von zehn, 25 und fünfzig Prozent biologischer und regionaler Produkte im Schulessen.

Schilling ist sich bewusst, dass Ganztagsschulen enormen Anforderungen gerecht werden müssen: „Die Familien kochen und essen immer weniger zusammen. Das Leben findet hauptsächlich in der Schule statt“. Deshalb sei es nun an ihnen, Kindern einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln beizubringen.

Noch ist Bio eine Zukunftsvision

„Wir sind schon dabei den Antrag zu prüfen“, sagt der stellvertretende Leiter des Stuttgarter Schulverwaltungsamtes, Roland Steiner. Hierfür werden Praxistests in Städten wie Freiburg oder München untersucht. In der bayerischen Landeshauptstadt konnte bei einem Pilot-Projekt ein Bio-Anteil von bis zu neunzig Prozent erreicht werden, innerhalb eines finanzierbaren Rahmens. Nun soll geprüft werden, ob und wie das in Stuttgart umsetzbar ist.

Noch ist Bio in den Schulmensen auf den Fildern eine Zukunftsvision. „Wir sind noch nicht soweit, dass wir Bio anbieten können“, sagt etwa Barbara Graf, die Schulleiterin des Vaihinger Hegel-Gymnasiums. Doch werde auf eine gesunde und ausgewogene Kost Wert gelegt. Dafür hat man Maßnahmen getroffen: der Kuchen-Verkauf in den Pausen wurde abgeschafft, auch Cola- und Schokoautomaten gibt es in der Schule nicht mehr. Stattdessen gibt es jeden Tag frisches Obst. Nicht unbedingt zur Freude der Schüler, wie Graf zugibt: „Da sind wir nicht ganz demokratisch.“ Das Essen in der Mensa sei immer frisch gekocht. „Allein dafür muss man große Energie aufbringen“, sagt sie. Vor allem, wenn der Mitarbeiterstab aus ehrenamtlichen Helfern und 400-Euro-Jobbern besteht. Keine Grundlage, um an Bio zu denken. Da könne man froh sein, überhaupt ein Mittagessen zu stemmen. „Man muss richtige Bocksprünge machen“, sagt die Schulleiterin und fordert von der Stadt noch bessere Bedingungen für die Versorgung der Schüler zu schaffen. Immerhin: In der Hegel-Küche steht ein sozialversicherungspflichtiger Koch.

Die Qualität des Essens muss stimmen

Die Beschäftigungssituation an der Robert-Koch-Realschule in Vaihingen sieht ganz ähnlich aus – nur ohne Profi-Koch. „Wir geben bis zu 230 Essen am Tag aus“, sagt Schulleiter Fred Binder. Er ergänzt: „Da haben wir keine Zeit, den ganzen Tag Gemüse zu schneiden. Dafür bräuchten wir mehr Arbeitskapazität.“ Deshalb werde auch mal Gemüse aufgetaut. Ansonsten werde aber alles im Rahmen des Möglichen getan, damit die Qualität des Essens stimmt, sagt Binder. So kaufe man auch bei regionalen Anbietern ein. Das Fleisch beispielsweise komme vom örtlichen Metzger. Doch der aktuelle Schwerpunkt liege erst einmal darauf, ausgewogene Kost zu servieren. Ein wichtiges Kriterium, das gegeben sein muss, ist laut Binder außerdem, „dass es den Kindern schmeckt“.

Auch an der Heilbrunnenschule in Möhringen spricht man von Zeitmangel. „Alles beim Erzeuger zu kaufen, bedeutet einen enormen Zeitaufwand“, sagt die Schulleiterin Anna Weil-Baltruschat. Auch die Lagerung von frischen Lebensmitteln sei häufig ein Problem. Gekocht und serviert wird im Jugendhaus Möhringen. Dort versuche man so viel wie möglich regional einzukaufen und frisch zu kochen. Die Neuntklässler stehen einmal die Woche selbst am Herd, um so den bewussten Umgang mit Lebensmitteln zu lernen.

Neben dem Kosten- und Personalfaktor ist die Verwendung von Bio-Produkten außerdem an Bedingungen geknüpft. „Die Bio-Thematik ist eine zweischneidige Sache“, sagt Armin Storm, der Bereichsleiter im sogenannten Kompetenz-Center-Küche beim Eigenbetrieb Leben und Wohnen der Stadt. Der Betrieb beliefert unter anderem die Pestalozzischule in Rohr. „Wenn wir mit Bio werben, müssen ganz andere Voraussetzungen geschaffen werden, dann gibt es Vorgaben, die man einhalten muss“, sagt Storm. Doch bemühe man sich bei regionalen Anbietern zu kaufen, etwa bei örtlichen Bäckereien und Gemüsehändlern: „Eine vernünftige Qualität muss gewährleistet sein.“ Man achte auf einen gesunden, ausgewogenen Mix, es gebe viel Salat und nährstoffreiche Nahrung. Außerdem: „Den Kindern muss es schmecken.“